Weihnachten mit Esel und Ziege

Eigentlich hatte Gabriele Myschker erst nächstes Jahr um die Weihnachtszeit, anlässlich ihres Abschieds aus dem Sozialwerk, etwas ganz Besonderes für ihre Station organisieren wollen. Seit 25 Jahren ist sie im Sozialwerk tätig und geht Ende nächsten Jahres in Rente. Doch sie fand, dass die Bewohnerinnen und Bewohner es dieses Jahr ganz besonders gut gebrauchen können, etwas Schönes zu erleben. So fasste sie sich ein Herz und rief beim NABU an. Nach einigen Überlegungen und Verhandlungen ließ es sich der Hausmeister des Schullandheims Dreptefarm in Wulsbüttel nicht nehmen, an seinem letzten Arbeitstag in diesem Jahr mit Esel Nils und Ziege Nina einen Besuch in der Gerontopsychiatrie in der Heimstätte Ohlenhof zu machen. „Für euch mach ich das“, war kurz und knapp sein Kommentar.

Doch wie bekommt man einen Esel per Fahrstuhl ins Hochparterre? Gar nicht. Doch Not macht erfinderisch. Und so fand die kreative Mitarbeiterin, die jedes Jahr den Heiligabenddienst übernimmt, einen Weg – über das Gartengelände, durch den ebenerdigen Pavillon auf die Station der Senioreneinrichtung.

Das war ein Spaß! Die freche Ziege mit Weihnachtsglöckchen war mutig und wagte sich bis dicht an die Bewohnerinnen und Bewohner heran, ließ sich mit Möhren füttern und gern streicheln. Und da ließ sich auch der Esel mit der Weihnachtsmütze nicht zweimal bitten und folgte der frechen Nina. Hausmeister Scheffler moderierte das Ganze, ermutigte die Bewohnerinnen und Bewohner und kommentierte das Geschehen. Alle waren hin und weg. So etwas hatten man hier noch nie erlebt!  Nach etwa einer Stunde verabschiedete sich das NABU-Team und ließ beglückte Menschen zurück!

#bildfüreuch

Im Rahmen der Social-Media-Kampagne #bildfüreuch postete der Paritätische Landesverband Bremen den Beitrag einer Frau, die im Sozialwerk vielfache Unterstützung erfahren hat. Sie fing ihre Situation in einem Foto ein und verfasste mit Unterstützung von Dorothea Salzmann-Schimkus folgenden Text:

Ich stehe am Ufer eines Flusses. Ich sehe ein Segelboot. Es wird vom Wind getrieben. Es ist frei. Es ist unterwegs, den Fluss entlang und mündet schließlich ins endlose Meer. Ich wäre gern wie dieses Segelboot: frei und unterwegs zu neuen Ufern. Doch das Boot ist weit weg und das Gitter trennt mich vom Leben auf dem Fluss. Das Leben – ich kann es sehen. Es ist für andere da, aber unerreichbar für mich. Die Stimmung ist trüb, der Blick unscharf.
So fühlt es sich an, unter Depressionen zu leiden.
Andrea S. erfuhr Hilfe durch das offene Angebot der Tagesstätte Nord, das Betreute Wohnen, die ambulante Ergotherapie und die Werkstätten im Sozialwerk der Freien Christengemeinde Bremen und der ArBiS Bremen. Mehr und mehr lernt sie, allein sein zu können, sich wieder etwas zuzutrauen und die Gemeinschaft mit anderen zu genießen.
Der Paritätische Gesamtverband möchte mit der Kampagne #bildfüreuch mehr Soziales in die Sozialen Medien bringen. Er fordert seine Mitgliedorganisationen auf, zu zeigen, wie vielfältig die Paritätische Arbeit ist. Hierzu sind die Einrichtungen aufgerufen, Einblicke aus der Perspektive der Klient*innen sozialer Arbeit zu posten.

Dankesbrief

Liebe Betreuerinnen und liebe Betreuer des Betreuten Wohnens!

 

Ich, Andrea S., (und ich weiß, auch viele anderen von Ihren Schützlingen),

möchten heute auf diesem Weg sagen:

  • Danke für die helfende Hand.
  • Danke für die tröstenden Worte.
  • Danke für die Hilfe, neue Wege zu finden.
  • Danke für die Geduld, wenn es nicht vorangeht.
  • Danke, dass Sie jederzeit Ihr Bestes geben.
  • Danke, für die Hilfe, den eigenen Horizont zu erweitern.
  • Danke, dass Sie uns zeigen, wie viel Potenzial in uns steckt.
  • Danke, dass Sie auf jeden von uns so individuell eingehen.

Das sind nur einige der Dinge, für die wir Danke sagen möchten. Sicherlich hat noch jeder von uns ganz persönlich Dinge für die er dankbar ist.

Es sind auch die Ausflüge, Zusammentreffen vor den Feiertagen und Sommerfeste, die jedes Mal mit viel Liebe und Zeitaufwand organisiert werden – was viele von uns zu schätzen wissen, weil es oft keine andere Möglichkeit gibt, sich unter andere Menschen zu trauen.

Jeder von uns hat seine individuelle Zeit mit Ihnen, die ihm zur Verfügung steht, und doch findet sich im Falle der persönlichen Krise eine Möglichkeit, einen Besuch, ein Treffen oder ein Telefonat zu bekommen, um Hilfe zu kriegen.

Es gibt sicherlich noch sehr viele Dinge, die hier nicht zur Sprache gekommen sind.

Fakt ist: Es ist sehr schön, dass es das „Betreute Wohnen“ gibt und damit Betreuerinnen/Betreuer, die jederzeit bereit sind, sich nach bestem Wissen und Gewissen sich für Ihre Schützlinge einzusetzen.

Danke, dass es Sie gibt!

PS: Mir persönlich haben auch die Tagesstätte Nord, die Werkstatt Druck & Papier, sowie die Ergopraxis Vegesack sehr geholfen.

 

Andrea S. nutzt das Angebot betreuten Wohnens, besucht eine der ArBiS-Werkstätten und hat

den Wunsch geäußert, diesen offenen Brief in den LebensRäumen zu veröffentlichen.

 

 

Nicht mehr arbeiten dürfen

Die Nachricht, nicht mehr arbeiten zu dürfen, schlug bei mir ein wie ein Blitz. Es gab eine große Versammlung. Auf der konnten aber längst nicht alle Fragen geklärt werden. Wir durften acht Wochen nicht zur Arbeit kommen, und heute gibt es immer noch verkürzte Arbeitszeiten. Die Regeln sind streng: keine Raucherrudel bilden, nicht zu dicht beieinander arbeiten. Wir werden ermahnt, Abstand zu halten, sonst gibt es eine Verwarnung oder man wird sogar nach Hause geschickt.“ Stefan Deichholz berichtet über seine Erlebnisse in der Corona-Zeit an seinem Arbeitsplatz. Seit Mai 2018 lebt der 40-Jährige im Haus Noah, einer Einrichtung für chronisch mehrfach abhängigkeitserkrankte Menschen, und arbeitet in der ArBiS Bäckerei, einer Werkstatt für Menschen mit psychischen Einschränkungen. Stefan Deichholz wurde im Frühjahr zu „Onkel Stefan“: Zwei Mädchen wurden in seine große Familie hineingeboren und er hat sie noch nicht einmal berühren können. Es machte ihm das Herz schwer, dass er Familie und Freunde nicht leibhaftig treffen konnte. Er hielt Kontakt über Skype, WhatsApp und Telefon. „Wir sind doch Gruppentiere“ merkt er an, „so viele Menschen gehen kaputt, wenn sie einsam sind.“ Er ist froh, gerade auch in diesen Monaten im Haus Noah zu leben. Corona schüre Ängste, und Noah sei ein sicherer Ort, an dem er die Nähe zu Menschen finde, die er dringend zum Leben brauche. Die tägliche Morgenrunde – natürlich mit Abstand – in der sich alle Bewohnenden und diensthabenden Mitarbeitenden treffen und austauschen, ist für ihn wichtig. Die Selbsthilfegruppen finden immer noch nicht statt, weil die Gruppenräume zu klein sind, um sich mit Abstand treffen zu können. Die notwenigen Einzelkontakte laufen häufig über den elektronischen Kanal. Zwei Nachtwachen im Haus Noah sind erfahrene Leiter von Selbsthilfegruppen. Da wird das eine oder andere Abendgespräch zur handfesten Hilfe. Gebetsmühlenartig mussten die Mitarbeitenden die Corona Regeln wiederholen, damit sie dann auch im Haus Noah eingehalten werden. Notwendige Arztbesuche fühlten sich wie ein Spießrutenlauf an und mussten oft anschließend im Gespräch aufgearbeitet werden. Noch in diesem Jahr will Herr Deichholz in eine eigene Wohnung ziehen. „Und vielleicht kommt dann 2021 ein Impfstoff auf den Markt.“ (Beate Rettig)