Nicht baden gegangen

Zum zweiten Mal fand am 11. September das Stadtteilfest „Ganz Grambke geht baden“ auf dem Gelände des Sommerbades am Grambker See statt. Das Wetter spielte – entgegen den Vorhersagen – mit, so dass die sehnlichst erwartete Veranstaltung nicht „baden gehen“ musste. Schon im Jahr zuvor hatte das beliebte Sommerfest corona-bedingt abgesagt werden müssen. Doch nun wurde das Hygiene-Konzept der Veranstalter*innen vom Ordnungsamt genehmigt und die Pforten des Sommerbades öffneten sich für das beliebte Fest.
Bereits zur Eröffnung um 14:30 Uhr war das Gelände gut besucht. Ortsamtsleiter Florian Boehlke begrüßte die Gäste und sprach nicht ohne Stolz davon, dass es für den Stadtteil spräche, dass eine solche Veranstaltung wieder stattfinden könne und so gut angenommen werde.
Ein vielfältiges Angebot an Spielen, Aktivitäten und kulinarischen Genüssen bot sich den Besucher*innen auf dem großzügigen Sommerbad-Gelände. Für die Kinder gab es Bastel- und Spielangebote: Omas und Opas Spiele wie Eierlaufen und Sackhüpfen, Basteln mit ausgedientem Spielzeug, Seifenblasen machen und ein Spiel zur Sinneswahrnehmung. Bei der Feuerwehr konnte mit dem großen Schlauch das Ziel-Löschen geübt werden oder man konnte einfach mal im Feuerwehrfahrzeug sitzen. Der SVGO spannte eine Slack-Line und baute eine große luftgefüllte Sprungmatte auf. Doch auch die Erwachsenen kamen nicht zu kurz: Die Polizei informierte über Fahrradcodierung und Einbruchsschutz. Der Fischereiverein-Grambke-Hütte Bremen informierte über Artenschutz und bot Mikroskopie an. Eine Zumba-Trainerin animierte zum Mitmachen und Pastor Nicolmann-Drews fuhr Interessierte in einer Fahrrad-Rikscha durch den Ortsteil.
Auf der Bühne und auf dem Platz gab es Live-Musik: Die „Weser Ukulisten“ spielten altbekannte Hits, die Bierjazz-Combo „Tuba Libre“ zog musizierend über das Gelände und sorgte für gute Stimmung. Für die Senior*innen, die den Weg von der nahegelegenen Heimstätte am Grambker See zum Sommerbad nicht zurücklegen konnten, spielte die Bläser-Band im Innenhof der Senioreneinrichtung und sorgte so für Überraschung und Freude.
Bei Pommes und Würstchen oder Kaffee und Kuchen oder Eis nutzen die Menschen die lockere, teils ausgelassene Atmosphäre zum Plauschen und Wiedersehen. Werder-Currywurst im Glas und echter Sommerbad-Honig aus den Bienenstöcken am See standen zum Verkauf. Der Erlös kam dem Sommerbad zugute.
Nach dem offiziellem Ende der Veranstaltung um 17.30 Uhr blieben noch viele Gäste in geselliger Runde zusammen und die Kinder animierten zur spontanen Mini-Disco. Das Team der Veranstalter*innen war hoch zufrieden mit dem Fest, so dass eine Wiederholung im nächsten Jahr auf jeden Fall angestrebt wird.

Beteiligt an der gelungenen Kooperation waren:
Sozialwerk der Freien Christengemeinde, Evangelische Kirchengemeinde Grambke, Sommerbad am Grambker See, SVGO, Bürgerschnack Burg-Grambke, Aktive Menschen Bremen e.V., Kita Bremen Grambke, Kita der Ev. Kirchengemeinde Grambke, AWO Bremen, SOS Kinderdorf, Hermann-Wendt-Stiftung, Vonovia.
Mit freundlicher Unterstützung des Beirates Burg-Lesum!

 

Ausgezeichnete Präsenzkräfte

Seit der Neueröffnung der Heimstätte am Grambker See im Jahr 2019 wurde das neue Konzept Wohnküchen umgesetzt. Auf jedem Wohnbereich gibt es eine Wohnküche, in der täglich frisch vor Ort gekocht wird. Die Wohnküchen werden durch Präsenzkräfte bewirtschaftet – ein neues Berufsbild im Sozialwerk. Präsenzkräfte bereiten mit und für die Seniorinnen und Senioren leckere und gesunde Mahlzeiten zu. Dabei werden noch vorhandene Fähigkeiten der Bewohnerinnen und Bewohner aktiviert, Appetit und Lebensfreude wachsen beim Duft der Essenszubereitung, und es entsteht das Gefühl des Gebrauchtwerdens beim Schälen und Schnibbeln für die Mahlzeiten.

Präsenzkräfte brauchen ein breit gefächertes Wissen und eine hohe soziale Kompetenz. Sie sollten gut kochen und mit den Menschen umgehen können, die sie betreuen. Um die Mitarbeitenden, die aus unterschiedlichen beruflichen und kulturellen Hintergründen kommen, für ihren neuen Job fit zu machen, bietet die ArBiS Bremen, eine Tochtergesellschaft des Sozialwerks, unter dem Motto „Mit mehr Fachwissen zu mehr Professionalität“ seit zwei Jahren eine Fortbildungsreihe für Präsenzkräfte an.

In den einzelnen Schulungsmodulen wurden die Themen „Ernährung im Alter“, „Kommunikation“, „Betreuung“ und „geriatrische Krankheitsbilder“ bearbeitet und anhand von Fallbeispielen aus dem Arbeitsalltag geübt und erlernt. Im ersten Schulungsdurchgang wurde die Fortbildung ausschließlich für die Präsenzkräfte der Heimstätte am Grambker See angeboten und fand vor Ort statt. Dies war trotz pandemie-bedingter Auflagen möglich, da die Schulungen hausintern stattfanden.

In der abschließenden Evaluation wurden die Teilnehmenden nach ihren Erfahrungen mit dem Pilotprojekt befragt. Die Resonanz war überwiegend positiv. Das Angebot wird auf Grundlage der Befragung für die nächste Veranstaltungsreihe erweitert.

Wegen der guten Resonanz und der großen Nachfrage im gesamten Unternehmen werden die Schulungen ab 2022 auch für die Betreuungskräfte und die Pflegeassistenz- und Hilfskräfte der drei Heimstätten sowie für die Mitarbeitenden der fünf Tagespflegen geöffnet.

Nach zwei Jahren Fortbildung wurden am 3. September 2021 vier Präsenzkräfte im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung mit einem Zertifikat ausgezeichnet. Dieses wird vergeben, wenn die Teilnehmenden 80 Prozent der Schulungsmodule besucht haben. Wer dies noch nicht erreichen konnte, kann die fehlenden Veranstaltungen im nächsten Jahr nachholen. Im Anschluss an die  Zertifikatsübergabe konnten sich die Teilnehmenden bei Getränken und leckeren Snacks aus der ArBiS-Bäckerei nochmals mit den geladenen Dozentinnen und den Leitungskräften austauschen.

 

Anja Dänekas (li.), verantwortlich für den Bereich Bildung in der ArBiS Bremen, ehrte die vier ersten Absolventinnen (rechts) der Fortbildung für Präsenzkräfte.

Pflege hat Zukunft

Die beiden redegewandten, gut aussehenden jungen Männer, die mir in einem Besprechungszimmer der Heimstätte Ohlenhof gegenübersitzen, heißen Marcel. Beide. Marcel B. und Marcel G. Beide machen ihre Ausbildung zur Pflegefachkraft. Und beide sind begeistert von ihrem Beruf. Und sie sind ein Paar.

Marcel G. kam mit der Pflege alter Menschen in Berührung, als seine Oma pflegebedürftig wurde. Er lernte andere junge Menschen kenne, die in der Pflege tätig sind. Nach zwei Hospitationen in der Heimstätte Ohlenhof war er überzeugt, dass dies der richtige Beruf für ihn sei. Er entschied sich, seine Tätigkeit in der Spedition aufzugeben und die generalistische Pflegeausbildung zu beginnen.

Marcel B. kam mit dem Pflegeberuf schon früh in Berührung, weil seine Mutter examinierte Altenpflegerin ist. Er hätte sich das lange nicht für sich selbst vorstellen können. Doch dann kam die generalistische Ausbildung, die offenlässt, in welchem Bereich der Pflege man nach der Ausbildung arbeiten möchte. Dass man sich nicht mehr von vorn herein festlegen musste, war für ihn ein großer Anreiz. Und auch, dass die Gehälter nach und nach angepasst werden. Tariflöhne im Bereich der Pflege sind für den 20-jährigen für seine berufliche Zukunft wichtig. Besonders gut findet er an seiner Arbeit in der stationären Einrichtung in Gröpelingen, dass er ernst genommen und respektiert wird. Er empfindet, dass in der Zusammenarbeit jede*r gleich ist. Das Verhältnis zu den Vorgesetzten ist von Respekt, aber nicht von Angst geprägt. Bevor er hier anfing, hatte er als Pflegehelfer in der Heimstätte am Oslebshauser Park erste Erfahrungen gesammelt. Nach seinem Fachabitur an einem Gymnasium mit beruflicher Orientierung im Bereich Gesundheit begann er seine Ausbildung im Sozialwerk.

Erst kürzlich hat er die Ausbildung zum Ersthelfer gemacht. Er unterweist nun andere Ersthelfer und hat, wie auch sein Freund Marcel G., den Abschluss als Notfallmanager in der Pflege – einen in Bremen patentierten Abschluss – gemacht. Dieser befähigt ihn, in Notfällen wie bei Stürzen, Schlaganfällen, Herzinfarkten oder ähnlichen Situationen, Ansprechpartner für das Pflegepersonal und die zu Hilfe gerufenen Sanitäter zu sein. „Wichtig ist, in solch einer Stresssituation ruhig zu bleiben und die vermittelnde Person zwischen Heim und Sanitätern zu sein.“ Auch in lebensrettenden Maßnahmen sind die beiden geschult und wissen, was zu tun ist. Besonders eindrücklich war für Marcel B. eine Situation, in der er einen Menschen reanimieren musste. Das nehme man schon mit nach Hause, so der Auszubildende. „Man wird reifer, empathischer, ernsthafter“, da sind sich die beiden einig. Und sie sehen hier den Schwachpunkt in der Generation Gleichaltriger. „Viele alte Menschen bekommen keinen Besuch mehr von ihren Angehörigen.“ Und manchmal bekomme man schon Angst vor dem Altwerden. „Aber wir können in der Pflegewelt noch einiges verändern.“ Auch da sind sich die beiden einig.

Marcel G.  möchte nach seiner Ausbildung Pflegemanagement studieren. Die Aufstiegschancen über die Position der Pflegedienstleitung bis hin zur Heimleitung sind für ihn interessant. „Man kann es in diesem Beruf weit bringen“, meint der 23-Jährige. Wenn man interessiert sei, könne man sehr viel lernen und werde schnell in alles einbezogen, was den Pflegealltag angehe. Selbst die Schichtleitung habe er zu Ausbildungszwecken schon einmal angeboten bekommen. Marcel G. nimmt solche Angebote gern an.

Die Ausbildung ist anspruchsvoll. Die Freunde gehen gemeinsam zur Berufsschule und lernen auch in ihrer Freizeit gemeinsam viel für die Schule. Die generalistische Ausbildung vereint drei Pflegeberufe: den des Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpflegers. „Da muss man schon eine ganze Menge Zeit investieren, wenn man das schaffen will.“ Doch das gute Feedback, das sie bekommen, spornt an. „Ihr seid so weit“, hören sie immer wieder. „Das spornt an“, so Marcel B. „Da möchte man doch sein, was die anderen von einem halten.“

Das Sozialwerk ist nur eine Praxisstation in der Ausbildung der beiden Marcels. Sie haben weitere Pflichteinsätze im Krankenhaus, in der ambulanten Pflege, in der Kinderkrankenpflege, in der aktuten Psychiatrie und der Altenpflege. Dies geschieht natürlich in einem Verbund von verschiedenen Trägern. Das Sozialwerk gehört zum Weser Bildungsverbund Gesundheit + Pflege e. V.

Und wie geht es weiter?

Marcel G. hat genaue Vorstellungen. Nach zwei Jahren Erfahrung in der Praxis möchte er sich weiterbilden, möchte Pflegemanagement studieren.

Marcel B. gefällt es gut im Sozialwerk. Ob er bleiben wird, hängt allerdings schon von den Konditionen ab, die ihm dann geboten werden, denn „Von uns wird viel verlangt: Wir sollen viel lernen und uns mit großem Einsatz einbringen.“

Die beiden können einen schon begeistern. Und dieses Talent nutzen sie. Beim Fachtag Pflegeberufe stellten sie Ende Juni von ihrer Berufsschule aus ihren Ausbildungsberuf vor.


Foto: Jens Bonkowski

Erfahrungsexperten

Auf dem weitläufigen, parkähnlichen Gelände des Klinikums Bremen-Ost finden sich am Nachmittag des. 7. Juli etwa zehn junge Fachärzte im Konferenzraum des Zentrums für psychosoziale Medizin ein. Es ist die erste Fortbildungsveranstaltung in Präsenz seit langer Zeit. Dementsprechend zurückhaltend und unsicher erscheinen alle Anwesenden. Der Impf- bzw. Test-Status wird abgefragt, die Kontaktdaten eingetragen, die Hygiene- und Abstandsregeln genauestens eingehalten.

Als alle ihren Platz gefunden haben, verteilen Beate Rettig und ihr Team Gebäck aus der ArBiS-Bäckerei an die jungen Ärzte, denen der hinter ihnen liegende Arbeitstag an diesem heißen Sommertag deutlich anzumerken ist.

Dann beginnt Oberarzt Dr. Dominik Dabbert seinen Vortrag über die Langzeitfolgen von Suchterkrankungen. Schwerpunktmäßig geht es um das Korsakow-Syndrom. Dieses nach dem russischen Psychiater und Neurologen Sergei Korsakow (1854–1900) benannte Krankheitsbild beschreibt einen hirnorganischen Abbau, das Betroffene fortschreitend lebensuntüchtig werden lässt. Das Korsakow-Syndrom ist eine Erkrankung des Gehirns, welche die Gedächtnisleistung stark vermindert: Betroffene wirken auf Außenstehende meist konfus und desorientiert und füllen auftretende Gedächtnislücken mit frei erfundenen Geschichten (Konfabulieren). Er betont, wie wichtig die richtige Diagnose in der Notaufnahme für das weitere Leben der betroffenen Personen ist und auch die Notwendigkeit, den fast immer bestehenden Vitamin B1-Mangel bei alkoholabhängigen Menschen zu beheben. Die langjährige gute Zusammenarbeit mit dem Sozialwerk hat so manch einem Betroffenen die Chance auf eine Rückkehr in ein abstinentes, menschenwürdiges Leben eröffnet. So gibt Dr. Dabbert seiner Wertschätzung Beate Rettig und dem Sozialwerk gegenüber Ausdruck.

Dann ist Beate Rettig mit ihrem Vortrag an der Reihe. Sie berichtet aus der Praxis. In den beiden Einrichtungen des Sozialwerks für chronisch mehrfach abhängigkeitserkrankte Menschen leben Alkohol- und mehrfach abhängige erwachsene Menschen und üben dort Leben neu ein. Die einfachsten alltäglichen Verrichtungen, gesunde regelmäßige Mahlzeiten und die Selbstfürsorge werden bei abstinenter Lebensweise erneut trainiert. Tagesstruktur innerhalb der Einrichtung, aber auch Beschäftigung in einer der Werkstätten der Tochtergesellschaft ArBiS Bremen helfen bei der Alltagsbewältigung.

Herr Schmidt (Name geändert), Bewohner der Einrichtung Haus Noah in Burg-Grambke, betritt den Raum und wird von Beate Rettig interviewt. Bereitwillig gibt er Auskunft: über seine Suchterkrankung, wie er mit der Gefahr des Rückfällig-Werdens umgeht, was ihm hilft und wie er sich mit Merkhilfen und selbstgebauten Hilfsmitteln in seinem neuen, abstinenten Leben zurechtfindet. Herr Schmidt geht bewusst mit seinen Einschränkungen um und ist so in der Lage, Techniken zu erlernen, die ihm helfen, im Alltag trotz seiner Einschränkungen zurechtzukommen.

Anschließend gibt es die Möglichkeit für die jungen Ärztinnen und Ärzte, Fragen an Herrn Schmidt zu stellen. Schnell wird klar: Er ist der eigentliche Experte in der Runde, denn er weiß durch Erfahrung, wie sich Sucht anfühlt und wie sie das Leben einschränkt und zerstört. Er hat einen Weg aus der Sucht heraus gefunden und gelernt, mit der lebenslang andauernden Anfälligkeit und den Einschränkungen umzugehen, die der jahrelange Alkoholmissbrauch mit sich gebracht hat.

Viel Platz in Wasserhorst

„Du Christian, ist da, wo wir hinfahren, im Garten auch Platz zum Ticken-Spielen?“, fragt eins der Kinder den Fahrer des Busses, Christian Schwarz, auf dem Weg nach Wasserhorst. Die 14 Kinder und Jugendlichen aus den stationären Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen Sandersburg und Vegebüdel wissen nicht, was sie auf dem Gelände erwartet, wo der Seelsorger mit seiner Frau und ein paar Freunden seit einigen Jahren sehr ländlich und großzügig wohnen.
Dann bekommen die Kinder große Augen: der weitläufige Garten, die großen Bäume, dahinter Wald und Weideland, so weit das Auge blicken kann. Und ob es da Platz zum Ticken gibt! Christian schlägt den Kinder vor, auf dem benachbarten, abgeernteten Feld zu spielen: Da gibt es Platz ohne Ende und auf den Strohballen ist „Frei“ – wenn man es schafft, dort hinaufzuklettern. Die Kinder haben großen Spaß und toben sich so richtig aus.
Unter der großen 150-jährigen Buche finden alle Kinder einen Platz auf der Rundbank und hören eine Andacht von Seelsorger Christian Schwarz darüber, was uns der Baum erzählen und bedeuten kann. Dazu gehört auch, eine ganze Minute auf das Rauschen des Blätterdachs zu lauschen. Und am Ende gibt es Eis am Buchenstiel.
Die Kinder spielen im Wald, im Garten, auf dem Feld. Als die Zeit voranschreitet, wird ein Lagerfeuer angezündet und es gibt Stockbrot aus der ArBiS-Bäckerei. Es wird um Spieße gewickelt und mit Käse- und Schinkenwürfeln gefüllt. Glückliche Kinder und zufriedene Erwachsene kehren bei Anbrechen der Dämmerung nach Vegesack zurück. Pünktlich zum Ende dieses gelungenen Ausflugs fängt es an zu regnen.

Danke für das Foto an Mika Baumeister auf Unsplash

Abgefahren –
Leidensgemeinschaft

Noch ist es dunstig heute Morgen, die Möwen fliegen in lockerer Formation umher. Da passiert es- eine Möwe tuschiert im Flug eine der hohen Wegbeleuchtungen, ihr leichtes Taumeln ist zu sehen, ein leises Geräusch zu hören. Ja, auch Tieren geschieht ein Missgeschick, sie verunfallen, sie verschätzen sich in den Abständen und den eigenen Geschwindigkeiten.
Dieser am Lampenmast gescheiterten Möwe fühle ich mich verbunden:
„Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick gemeinsam seufzt und in Wehen liegt. Aber nicht nur sie, sondern auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe haben, seufzen in uns selbst und warten auf die Kindschaft, die Erlösung unseres Leibes.“ (Römerbrief 8,22f) Diese Verse kommen mir in den Sinn, sie beflügeln, ich auf zwei Rädern, bilden neben unseren hohen Geschwindigkeiten eine Leidens- und eine wartende Erlösungsgemeinschaft, was unsere irdischen Begrenztheiten betrifft.
Sie fliegt weiter, scheinbar unverletzt. Ich radle nachdenklich gen Norden.

„Die mit dem Wind fährt“


Danke für das Foto an Lena Balk von Unsplash

Dies ist der aktuellste Beitrag der Serie „Abgefahren“, einer Sammlung von Texten von zwei Mitarbeiterinnen des Sozialwerks, die den täglichen Arbeitsweg mit dem Dienstrad als Quelle der Inspiration für sich entdeckt haben. Die Gedanken und Erlebnisse der beiden sind im gleichnamigen Blog-Beitrag „Abgefahren“ zusammengetragen. Viel Freude beim Lesen!

KleiderWERK hat wieder geöffnet

Nach langer, corona-bedingter Pause hat das KleiderWERK, die Kleiderkammer des Sozialwerks, endlich am 7. Juli wieder öffnen können.

Das ehrenamtliche Team freut sich nun mittwochs von 10 bis 12 Uhr auf Kundinnen und Kunden, die eingetragene und gut erhaltende Mode günstig ersteigern möchten.

Auch Kleiderspenden nimmt das Team zu den Öffnungszeiten gern in Empfang. Wer gut erhaltene und saubere Kleidung oder Heimtextilien spenden möchte, kann dies während der Öffnungszeiten tun, oder telefonisch unter 0178/888 11 01 bei Leiterin Maria Kurpjuhn einen Termin für die Übergabe vereinbaren.

Das KleiderWERK steht jedermann und jederfrau offen. Das Team freut sich auf Ihren Besuch!


Fotos: Jasmin Tyra Fuchs

Einweihung des
Helmut-Kasten-Weges

Am 9. Juli wurde der Rad- und Gehweg zwischen dem Gelände des Sozialwerks und dem Kleingartengebiet am Schwarzen Weg in Gröpelingen in einer feierlichen Zeremonie benannt. Im Gedenken an das langjährige Beiratsmitglied Helmut Kasten wurde dem Weg sein Name verliehen. Der unermüdliche Streiter für das Wohl Gröpelingens war auch der Privatschule Mentor und dem Sozialwerk zugetan. Die ausgeschiedene Bürgermeisterin Karonline Linnert und die Ortsamtsleiterin Ulrike Pala sprachen wertschätzende Worte für den Namensgeber und gaben ihrer Freude über die Namensgebung, die der Stadtteilbeirat Gröpelingen erwirkt hat, Ausdruck. Zahlreiche Gäste waren erschienen, darunter auch Mitglieder der Familie Kastens.

Hier einige Eindrücke von der Festveranstaltung und der Enthüllung des Namensschildes.

Fotos: Dorothea Salzmann-Schimkus

Einen ausführlichen Bericht im Weser-Kurier finden Sie hier.

Der Corona-Wald

Im August  2020, als Frau Tatjana Kümmel und ich uns entschieden, ihre Fotographien im Rahmen unserer seit 2011 laufenden Aktion: „Kunst im Treppenhaus“ auszustellen, stand aufgrund der Coronaverordnungen fest, dass nur wenige Gäste von außen die wunderbaren Naturmotive sich dann auch anschauen können. Trotzdem sagte Frau Kümmel zu. Und das war gut so. Seit März 2020 überschwemmte Covid-19 unsere Welt und besonders hart traf es eben die älteren Menschen besonders in Pflegeheimen. Zu Ihrem Schutz wurden immer strengere Auflagen nötig und es wurde immer einsamer in unseren Fluren und den Herzen.

Das war ein Geschenk, dass wir nun die Natur – wenn man schon nicht raus kann – sich sprichwörtlich ins Haus holte. Dank der zum Teil sehr großformatigen Fotografien von Frau Kümmel war genau das möglich. Ihre Fotomotive sind in erster Linie „Bäume!“ Und so wähnte man sich im Eingangsbereich sowie Trepp auf, Trepp ab bald wie in einem Wald. Fehlte nur noch das Vogelgezwitscher.

Die Bilder wirken sehr beruhigend, zumal die Künstlerin ganz bestimmte Baummotive vor Augen hat. Alte, knorrige Exemplare  mit ausladendem Blätterdach, aber auch eine ganze Familie an Birken sowie solche,  die scheinbar  ein Geheimnis hüten. Denn Frau Kümmel vermag in Bäumen mehr zu sehen als Rinde, Holzfaser und Blätterwerk. Sie sieht in Ihnen inmitten unserer hochtechnisierten Welt Gestalten aus uralter Zeit: Gnome, heilige Frauen, im Holz verewigte Tiere, Waldschrate, aber auch Stimmungen wie Freude, Tanz  und stummer Liedgesang.

Das Tolle ist, dass sie allen Bildern Namen gibt und so konnte man immer wieder beobachten, wie Bewohner stehen blieben und nach dem „Baum küssenden Hasen“ suchten…und ihn auch freudestrahlend fanden. Eine hilfreiche Methode für unsere älteren Bewohner genau hinzusehen, zu tüfteln und zu suchen und schließlich mit Freude zu entdecken.

Die Fotografien von Frau Tatjana Kümmel sind mehr als nur Naturaufnahmen in sehr guter Qualität. Sie sind mehr als Naturstimmungserzeuger. Sie lassen erahnen, was unsere „Ahnen“ einst in der Natur sahen und ließen uns hier in der Heimstätte Oslebshausen wissen, wie sehr die Schöpfung uns trösten und helfen kann. Und wie die Schöpfung wie ein Spiegel unserer eigenen Geschichte Dinge „modelliert“. Gewiss, dazu braucht es etwas Fantasie. Mit der Künstlerin dieser Ausstellung ging es aber erstaunlich leicht.

Wir danken Frau Tatjana Kümmel von ganzem Herzen für ihr Entgegenkommen, ihre wunderschönen Werke und  für fast ein ganzes Jahr, wo die Bilder unser Haus „renaturiert“ haben. Wir haben einen Teil ihrer Bilder erstanden und diese werden auch in den kommenden Jahren  in unserem Eingangsbereich  weiter Ihre gute Stimmung verbreiten.

 

Michael Strauch
Einrichtungsleitung der
Heimstätte am Oslebshauser Park, Bremen

Gute Ausbildung

Schon beim Vorstellunggespräch war schnell klar, dass dies der richtige Platz für sie war. „Da war so viel Farbe, so viel Herzliches“, erinnert sich die 21-jährige Auszubildende, die nun kurz vor ihrem Abschluss steht. Dann ging alles ganz schnell. Die damals 19-Jährige bekam eine Wohnung auf dem Sozialwerksgelände und begann ihre Schreinerausbildung in der Werkstatt für psychisch beeinträchtigte Menschen.

Freya Malle kommt aus Butjardingen. Nach ihrem Abitur wollte sie gern etwas Handwerkliches machen. Sie hatte schon immer viel Zeit mit ihrem Vater in dessen Werkstatt verbracht. Dieser hatte in seiner Freizeit immer an einem Projekt gebaut.

Auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz stieß Freya auf das Sozialwerk.  „Die Menschen haben so interessante Geschichten, ich konnte viel von ihnen lernen“, ist Freyas Eindruck im Rückblick auf ihre Ausbildung.

Soziale Kompetenzen brachte Freya schon mit, doch wurden diese hier noch weiter geschult. Nico Kusserow ist Tischler-Meister und Ausbilder der jungen Frau. Er findet nur lobende Worte über sie und ihren Werdegang: „Freya hat sich sehr gut in die Werkstatt eingefügt. Sie hat gute Beziehungen zu ihren Kolleginnen und Kollegen und ist mit ihnen auf Augenhöhe.“ Doch nicht nur von ihren sozialen Kompetenzen ist der erfahrene Ausbilder überzeugt. „Wir lassen Freya ungern gehen. Sie ist eine große Hilfe und Unterstützung im Arbeitsalltag. Freya ist selbstständig und es hat wirklich Spaß gemacht mit ihr zu arbeiten.“

Durch die besonderen Gegebenheiten in der ArBiS-Holzwerkstatt, hatte Freya viel Zeit zum Üben und reichlich Gelegenheiten, Dinge auszuprobieren. „Nico hat mir viel zugetraut. Dadurch habe ich auch schnell und viel gelernt“, betont Freya Malle. Auszubildenden Freiheit zum Ausprobieren und Fehlermachen zu geben, ist Nico Kußerow wichtig.

Da in der Holzwerkstatt der ArBiS Bremen keine Türen und Fenster angefertigt werden, dies aber zu den Ausbildungsinhalten gehört, hat Freya einen Teil ihrer Ausbildung bei einem Kooperationspartner absolviert. Dort hat sie so große Anerkennung für ihre Arbeit und ihre persönliche Art bekommen, dass sie gleich im Anschluss an ihre Ausbildung dort arbeiten und weitere praktische Erfahrungen sammeln kann.

Der Beruf des Tischlers oder Schreiners war lange ein männerdominierter Beruf. Nur drei von 20 Ausbildungskolleg*innen ihrer Klasse sind Frauen. Inzwischen gibt es ein jährlich stattfindendes Tischlerinnentreffen, das an einem Wochenende stattfindet und dem Austausch der Frauen in diesem Berufsbild dient. Freya ist schon ein bisschen stolz, sich hier beweisen zu können und die Anerkennung ihrer männlichen Kollegen zu haben. In ihrer Ausbildung hat sie als Frau nur gute Erfahrungen gemacht. „Es gab keine Respektlosigkeiten und ich wurde gut behandelt. Ich glaube, da ändert sich gerade auch was in der Gesellschaft“, so die Auszubildende.

Nun stehen die Abschlussprüfungen an. Nach der theoretischen Prüfung, in der es um einen konstruierten Kundenauftrag inklusive Planung, Kalkulation und Ausführung geht, wird ein Gesellenstück gefertigt. Dafür gibt es einen vorgegebenen Zeitraum von 100 Stunden, innerhalb derer ein Möbelstück nach bestimmten Vorgaben gefertigt werden muss. So spielt das Aussehen des Gesellenstückes eine Rolle und es muss ein bewegliches Teil wie z.B. eine Tür oder eine Schublade geben. Hier kann der Betrieb beratend zur Seite stehen. Die Gesellenstücke werden anschließend in der Handwerkskammer ausgestellt und können öffentlich besichtigt werden.

Die traditionelle Freisprechung, die die offizielle Anerkennung als Gesellin darstellt, fiel in diesem Jahr corona-bedingt aus. Am 1. Juli konnte Frey jedoch ihr Abschlusszeugnis abholen. Ihr Ausbilder und ihre Arbeitskolleginnen und -kollegen freuten sich mit ihr und überreichten ihr anlässlich ihrer abgeschlossenen Ausbildung eine Baumscheibe mit eingebrannten Glückwünschen.

Das Gesellenstück

Der Gesellenbrief

Ausbilder Nicolai Kußerow (re.), Arbeitskollege Fabian Wrieden (2. v. re.), Michael Koch (Mitte) und Ergo-Thearpeutin Anita Meyn (2. v. li.) freuen sich mit Freya Malle (li.) über den erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung.