Pflege hat Zukunft

Die beiden redegewandten, gut aussehenden jungen Männer, die mir in einem Besprechungszimmer der Heimstätte Ohlenhof gegenübersitzen, heißen Marcel. Beide. Marcel B. und Marcel G. Beide machen ihre Ausbildung zur Pflegefachkraft. Und beide sind begeistert von ihrem Beruf. Und sie sind ein Paar.

Marcel G. kam mit der Pflege alter Menschen in Berührung, als seine Oma pflegebedürftig wurde. Er lernte andere junge Menschen kenne, die in der Pflege tätig sind. Nach zwei Hospitationen in der Heimstätte Ohlenhof war er überzeugt, dass dies der richtige Beruf für ihn sei. Er entschied sich, seine Tätigkeit in der Spedition aufzugeben und die generalistische Pflegeausbildung zu beginnen.

Marcel B. kam mit dem Pflegeberuf schon früh in Berührung, weil seine Mutter examinierte Altenpflegerin ist. Er hätte sich das lange nicht für sich selbst vorstellen können. Doch dann kam die generalistische Ausbildung, die offenlässt, in welchem Bereich der Pflege man nach der Ausbildung arbeiten möchte. Dass man sich nicht mehr von vorn herein festlegen musste, war für ihn ein großer Anreiz. Und auch, dass die Gehälter nach und nach angepasst werden. Tariflöhne im Bereich der Pflege sind für den 20-jährigen für seine berufliche Zukunft wichtig. Besonders gut findet er an seiner Arbeit in der stationären Einrichtung in Gröpelingen, dass er ernst genommen und respektiert wird. Er empfindet, dass in der Zusammenarbeit jede*r gleich ist. Das Verhältnis zu den Vorgesetzten ist von Respekt, aber nicht von Angst geprägt. Bevor er hier anfing, hatte er als Pflegehelfer in der Heimstätte am Oslebshauser Park erste Erfahrungen gesammelt. Nach seinem Fachabitur an einem Gymnasium mit beruflicher Orientierung im Bereich Gesundheit begann er seine Ausbildung im Sozialwerk.

Erst kürzlich hat er die Ausbildung zum Ersthelfer gemacht. Er unterweist nun andere Ersthelfer und hat, wie auch sein Freund Marcel G., den Abschluss als Notfallmanager in der Pflege – einen in Bremen patentierten Abschluss – gemacht. Dieser befähigt ihn, in Notfällen wie bei Stürzen, Schlaganfällen, Herzinfarkten oder ähnlichen Situationen, Ansprechpartner für das Pflegepersonal und die zu Hilfe gerufenen Sanitäter zu sein. „Wichtig ist, in solch einer Stresssituation ruhig zu bleiben und die vermittelnde Person zwischen Heim und Sanitätern zu sein.“ Auch in lebensrettenden Maßnahmen sind die beiden geschult und wissen, was zu tun ist. Besonders eindrücklich war für Marcel B. eine Situation, in der er einen Menschen reanimieren musste. Das nehme man schon mit nach Hause, so der Auszubildende. „Man wird reifer, empathischer, ernsthafter“, da sind sich die beiden einig. Und sie sehen hier den Schwachpunkt in der Generation Gleichaltriger. „Viele alte Menschen bekommen keinen Besuch mehr von ihren Angehörigen.“ Und manchmal bekomme man schon Angst vor dem Altwerden. „Aber wir können in der Pflegewelt noch einiges verändern.“ Auch da sind sich die beiden einig.

Marcel G.  möchte nach seiner Ausbildung Pflegemanagement studieren. Die Aufstiegschancen über die Position der Pflegedienstleitung bis hin zur Heimleitung sind für ihn interessant. „Man kann es in diesem Beruf weit bringen“, meint der 23-Jährige. Wenn man interessiert sei, könne man sehr viel lernen und werde schnell in alles einbezogen, was den Pflegealltag angehe. Selbst die Schichtleitung habe er zu Ausbildungszwecken schon einmal angeboten bekommen. Marcel G. nimmt solche Angebote gern an.

Die Ausbildung ist anspruchsvoll. Die Freunde gehen gemeinsam zur Berufsschule und lernen auch in ihrer Freizeit gemeinsam viel für die Schule. Die generalistische Ausbildung vereint drei Pflegeberufe: den des Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpflegers. „Da muss man schon eine ganze Menge Zeit investieren, wenn man das schaffen will.“ Doch das gute Feedback, das sie bekommen, spornt an. „Ihr seid so weit“, hören sie immer wieder. „Das spornt an“, so Marcel B. „Da möchte man doch sein, was die anderen von einem halten.“

Das Sozialwerk ist nur eine Praxisstation in der Ausbildung der beiden Marcels. Sie haben weitere Pflichteinsätze im Krankenhaus, in der ambulanten Pflege, in der Kinderkrankenpflege, in der aktuten Psychiatrie und der Altenpflege. Dies geschieht natürlich in einem Verbund von verschiedenen Trägern. Das Sozialwerk gehört zum Weser Bildungsverbund Gesundheit + Pflege e. V.

Und wie geht es weiter?

Marcel G. hat genaue Vorstellungen. Nach zwei Jahren Erfahrung in der Praxis möchte er sich weiterbilden, möchte Pflegemanagement studieren.

Marcel B. gefällt es gut im Sozialwerk. Ob er bleiben wird, hängt allerdings schon von den Konditionen ab, die ihm dann geboten werden, denn „Von uns wird viel verlangt: Wir sollen viel lernen und uns mit großem Einsatz einbringen.“

Die beiden können einen schon begeistern. Und dieses Talent nutzen sie. Beim Fachtag Pflegeberufe stellten sie Ende Juni von ihrer Berufsschule aus ihren Ausbildungsberuf vor.


Foto: Jens Bonkowski

Erfahrungsexperten

Auf dem weitläufigen, parkähnlichen Gelände des Klinikums Bremen-Ost finden sich am Nachmittag des. 7. Juli etwa zehn junge Fachärzte im Konferenzraum des Zentrums für psychosoziale Medizin ein. Es ist die erste Fortbildungsveranstaltung in Präsenz seit langer Zeit. Dementsprechend zurückhaltend und unsicher erscheinen alle Anwesenden. Der Impf- bzw. Test-Status wird abgefragt, die Kontaktdaten eingetragen, die Hygiene- und Abstandsregeln genauestens eingehalten.

Als alle ihren Platz gefunden haben, verteilen Beate Rettig und ihr Team Gebäck aus der ArBiS-Bäckerei an die jungen Ärzte, denen der hinter ihnen liegende Arbeitstag an diesem heißen Sommertag deutlich anzumerken ist.

Dann beginnt Oberarzt Dr. Dominik Dabbert seinen Vortrag über die Langzeitfolgen von Suchterkrankungen. Schwerpunktmäßig geht es um das Korsakow-Syndrom. Dieses nach dem russischen Psychiater und Neurologen Sergei Korsakow (1854–1900) benannte Krankheitsbild beschreibt einen hirnorganischen Abbau, das Betroffene fortschreitend lebensuntüchtig werden lässt. Das Korsakow-Syndrom ist eine Erkrankung des Gehirns, welche die Gedächtnisleistung stark vermindert: Betroffene wirken auf Außenstehende meist konfus und desorientiert und füllen auftretende Gedächtnislücken mit frei erfundenen Geschichten (Konfabulieren). Er betont, wie wichtig die richtige Diagnose in der Notaufnahme für das weitere Leben der betroffenen Personen ist und auch die Notwendigkeit, den fast immer bestehenden Vitamin B1-Mangel bei alkoholabhängigen Menschen zu beheben. Die langjährige gute Zusammenarbeit mit dem Sozialwerk hat so manch einem Betroffenen die Chance auf eine Rückkehr in ein abstinentes, menschenwürdiges Leben eröffnet. So gibt Dr. Dabbert seiner Wertschätzung Beate Rettig und dem Sozialwerk gegenüber Ausdruck.

Dann ist Beate Rettig mit ihrem Vortrag an der Reihe. Sie berichtet aus der Praxis. In den beiden Einrichtungen des Sozialwerks für chronisch mehrfach abhängigkeitserkrankte Menschen leben Alkohol- und mehrfach abhängige erwachsene Menschen und üben dort Leben neu ein. Die einfachsten alltäglichen Verrichtungen, gesunde regelmäßige Mahlzeiten und die Selbstfürsorge werden bei abstinenter Lebensweise erneut trainiert. Tagesstruktur innerhalb der Einrichtung, aber auch Beschäftigung in einer der Werkstätten der Tochtergesellschaft ArBiS Bremen helfen bei der Alltagsbewältigung.

Herr Schmidt (Name geändert), Bewohner der Einrichtung Haus Noah in Burg-Grambke, betritt den Raum und wird von Beate Rettig interviewt. Bereitwillig gibt er Auskunft: über seine Suchterkrankung, wie er mit der Gefahr des Rückfällig-Werdens umgeht, was ihm hilft und wie er sich mit Merkhilfen und selbstgebauten Hilfsmitteln in seinem neuen, abstinenten Leben zurechtfindet. Herr Schmidt geht bewusst mit seinen Einschränkungen um und ist so in der Lage, Techniken zu erlernen, die ihm helfen, im Alltag trotz seiner Einschränkungen zurechtzukommen.

Anschließend gibt es die Möglichkeit für die jungen Ärztinnen und Ärzte, Fragen an Herrn Schmidt zu stellen. Schnell wird klar: Er ist der eigentliche Experte in der Runde, denn er weiß durch Erfahrung, wie sich Sucht anfühlt und wie sie das Leben einschränkt und zerstört. Er hat einen Weg aus der Sucht heraus gefunden und gelernt, mit der lebenslang andauernden Anfälligkeit und den Einschränkungen umzugehen, die der jahrelange Alkoholmissbrauch mit sich gebracht hat.

Viel Platz in Wasserhorst

„Du Christian, ist da, wo wir hinfahren, im Garten auch Platz zum Ticken-Spielen?“, fragt eins der Kinder den Fahrer des Busses, Christian Schwarz, auf dem Weg nach Wasserhorst. Die 14 Kinder und Jugendlichen aus den stationären Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen Sandersburg und Vegebüdel wissen nicht, was sie auf dem Gelände erwartet, wo der Seelsorger mit seiner Frau und ein paar Freunden seit einigen Jahren sehr ländlich und großzügig wohnen.
Dann bekommen die Kinder große Augen: der weitläufige Garten, die großen Bäume, dahinter Wald und Weideland, so weit das Auge blicken kann. Und ob es da Platz zum Ticken gibt! Christian schlägt den Kinder vor, auf dem benachbarten, abgeernteten Feld zu spielen: Da gibt es Platz ohne Ende und auf den Strohballen ist „Frei“ – wenn man es schafft, dort hinaufzuklettern. Die Kinder haben großen Spaß und toben sich so richtig aus.
Unter der großen 150-jährigen Buche finden alle Kinder einen Platz auf der Rundbank und hören eine Andacht von Seelsorger Christian Schwarz darüber, was uns der Baum erzählen und bedeuten kann. Dazu gehört auch, eine ganze Minute auf das Rauschen des Blätterdachs zu lauschen. Und am Ende gibt es Eis am Buchenstiel.
Die Kinder spielen im Wald, im Garten, auf dem Feld. Als die Zeit voranschreitet, wird ein Lagerfeuer angezündet und es gibt Stockbrot aus der ArBiS-Bäckerei. Es wird um Spieße gewickelt und mit Käse- und Schinkenwürfeln gefüllt. Glückliche Kinder und zufriedene Erwachsene kehren bei Anbrechen der Dämmerung nach Vegesack zurück. Pünktlich zum Ende dieses gelungenen Ausflugs fängt es an zu regnen.

Danke für das Foto an Mika Baumeister auf Unsplash

Abgefahren –
Leidensgemeinschaft

Noch ist es dunstig heute Morgen, die Möwen fliegen in lockerer Formation umher. Da passiert es- eine Möwe tuschiert im Flug eine der hohen Wegbeleuchtungen, ihr leichtes Taumeln ist zu sehen, ein leises Geräusch zu hören. Ja, auch Tieren geschieht ein Missgeschick, sie verunfallen, sie verschätzen sich in den Abständen und den eigenen Geschwindigkeiten.
Dieser am Lampenmast gescheiterten Möwe fühle ich mich verbunden:
„Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick gemeinsam seufzt und in Wehen liegt. Aber nicht nur sie, sondern auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe haben, seufzen in uns selbst und warten auf die Kindschaft, die Erlösung unseres Leibes.“ (Römerbrief 8,22f) Diese Verse kommen mir in den Sinn, sie beflügeln, ich auf zwei Rädern, bilden neben unseren hohen Geschwindigkeiten eine Leidens- und eine wartende Erlösungsgemeinschaft, was unsere irdischen Begrenztheiten betrifft.
Sie fliegt weiter, scheinbar unverletzt. Ich radle nachdenklich gen Norden.

„Die mit dem Wind fährt“


Danke für das Foto an Lena Balk von Unsplash

Dies ist der aktuellste Beitrag der Serie „Abgefahren“, einer Sammlung von Texten von zwei Mitarbeiterinnen des Sozialwerks, die den täglichen Arbeitsweg mit dem Dienstrad als Quelle der Inspiration für sich entdeckt haben. Die Gedanken und Erlebnisse der beiden sind im gleichnamigen Blog-Beitrag „Abgefahren“ zusammengetragen. Viel Freude beim Lesen!

KleiderWERK hat wieder geöffnet

Nach langer, corona-bedingter Pause hat das KleiderWERK, die Kleiderkammer des Sozialwerks, endlich am 7. Juli wieder öffnen können.

Das ehrenamtliche Team freut sich nun mittwochs von 10 bis 12 Uhr auf Kundinnen und Kunden, die eingetragene und gut erhaltende Mode günstig ersteigern möchten.

Auch Kleiderspenden nimmt das Team zu den Öffnungszeiten gern in Empfang. Wer gut erhaltene und saubere Kleidung oder Heimtextilien spenden möchte, kann dies während der Öffnungszeiten tun, oder telefonisch unter 0178/888 11 01 bei Leiterin Maria Kurpjuhn einen Termin für die Übergabe vereinbaren.

Das KleiderWERK steht jedermann und jederfrau offen. Das Team freut sich auf Ihren Besuch!


Fotos: Jasmin Tyra Fuchs

Einweihung des
Helmut-Kasten-Weges

Am 9. Juli wurde der Rad- und Gehweg zwischen dem Gelände des Sozialwerks und dem Kleingartengebiet am Schwarzen Weg in Gröpelingen in einer feierlichen Zeremonie benannt. Im Gedenken an das langjährige Beiratsmitglied Helmut Kasten wurde dem Weg sein Name verliehen. Der unermüdliche Streiter für das Wohl Gröpelingens war auch der Privatschule Mentor und dem Sozialwerk zugetan. Die ausgeschiedene Bürgermeisterin Karonline Linnert und die Ortsamtsleiterin Ulrike Pala sprachen wertschätzende Worte für den Namensgeber und gaben ihrer Freude über die Namensgebung, die der Stadtteilbeirat Gröpelingen erwirkt hat, Ausdruck. Zahlreiche Gäste waren erschienen, darunter auch Mitglieder der Familie Kastens.

Hier einige Eindrücke von der Festveranstaltung und der Enthüllung des Namensschildes.

Fotos: Dorothea Salzmann-Schimkus

Einen ausführlichen Bericht im Weser-Kurier finden Sie hier.

Der Corona-Wald

Im August  2020, als Frau Tatjana Kümmel und ich uns entschieden, ihre Fotographien im Rahmen unserer seit 2011 laufenden Aktion: „Kunst im Treppenhaus“ auszustellen, stand aufgrund der Coronaverordnungen fest, dass nur wenige Gäste von außen die wunderbaren Naturmotive sich dann auch anschauen können. Trotzdem sagte Frau Kümmel zu. Und das war gut so. Seit März 2020 überschwemmte Covid-19 unsere Welt und besonders hart traf es eben die älteren Menschen besonders in Pflegeheimen. Zu Ihrem Schutz wurden immer strengere Auflagen nötig und es wurde immer einsamer in unseren Fluren und den Herzen.

Das war ein Geschenk, dass wir nun die Natur – wenn man schon nicht raus kann – sich sprichwörtlich ins Haus holte. Dank der zum Teil sehr großformatigen Fotografien von Frau Kümmel war genau das möglich. Ihre Fotomotive sind in erster Linie „Bäume!“ Und so wähnte man sich im Eingangsbereich sowie Trepp auf, Trepp ab bald wie in einem Wald. Fehlte nur noch das Vogelgezwitscher.

Die Bilder wirken sehr beruhigend, zumal die Künstlerin ganz bestimmte Baummotive vor Augen hat. Alte, knorrige Exemplare  mit ausladendem Blätterdach, aber auch eine ganze Familie an Birken sowie solche,  die scheinbar  ein Geheimnis hüten. Denn Frau Kümmel vermag in Bäumen mehr zu sehen als Rinde, Holzfaser und Blätterwerk. Sie sieht in Ihnen inmitten unserer hochtechnisierten Welt Gestalten aus uralter Zeit: Gnome, heilige Frauen, im Holz verewigte Tiere, Waldschrate, aber auch Stimmungen wie Freude, Tanz  und stummer Liedgesang.

Das Tolle ist, dass sie allen Bildern Namen gibt und so konnte man immer wieder beobachten, wie Bewohner stehen blieben und nach dem „Baum küssenden Hasen“ suchten…und ihn auch freudestrahlend fanden. Eine hilfreiche Methode für unsere älteren Bewohner genau hinzusehen, zu tüfteln und zu suchen und schließlich mit Freude zu entdecken.

Die Fotografien von Frau Tatjana Kümmel sind mehr als nur Naturaufnahmen in sehr guter Qualität. Sie sind mehr als Naturstimmungserzeuger. Sie lassen erahnen, was unsere „Ahnen“ einst in der Natur sahen und ließen uns hier in der Heimstätte Oslebshausen wissen, wie sehr die Schöpfung uns trösten und helfen kann. Und wie die Schöpfung wie ein Spiegel unserer eigenen Geschichte Dinge „modelliert“. Gewiss, dazu braucht es etwas Fantasie. Mit der Künstlerin dieser Ausstellung ging es aber erstaunlich leicht.

Wir danken Frau Tatjana Kümmel von ganzem Herzen für ihr Entgegenkommen, ihre wunderschönen Werke und  für fast ein ganzes Jahr, wo die Bilder unser Haus „renaturiert“ haben. Wir haben einen Teil ihrer Bilder erstanden und diese werden auch in den kommenden Jahren  in unserem Eingangsbereich  weiter Ihre gute Stimmung verbreiten.

 

Michael Strauch
Einrichtungsleitung der
Heimstätte am Oslebshauser Park, Bremen

Gute Ausbildung

Schon beim Vorstellunggespräch war schnell klar, dass dies der richtige Platz für sie war. „Da war so viel Farbe, so viel Herzliches“, erinnert sich die 21-jährige Auszubildende, die nun kurz vor ihrem Abschluss steht. Dann ging alles ganz schnell. Die damals 19-Jährige bekam eine Wohnung auf dem Sozialwerksgelände und begann ihre Schreinerausbildung in der Werkstatt für psychisch beeinträchtigte Menschen.

Freya Malle kommt aus Butjardingen. Nach ihrem Abitur wollte sie gern etwas Handwerkliches machen. Sie hatte schon immer viel Zeit mit ihrem Vater in dessen Werkstatt verbracht. Dieser hatte in seiner Freizeit immer an einem Projekt gebaut.

Auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz stieß Freya auf das Sozialwerk.  „Die Menschen haben so interessante Geschichten, ich konnte viel von ihnen lernen“, ist Freyas Eindruck im Rückblick auf ihre Ausbildung.

Soziale Kompetenzen brachte Freya schon mit, doch wurden diese hier noch weiter geschult. Nico Kusserow ist Tischler-Meister und Ausbilder der jungen Frau. Er findet nur lobende Worte über sie und ihren Werdegang: „Freya hat sich sehr gut in die Werkstatt eingefügt. Sie hat gute Beziehungen zu ihren Kolleginnen und Kollegen und ist mit ihnen auf Augenhöhe.“ Doch nicht nur von ihren sozialen Kompetenzen ist der erfahrene Ausbilder überzeugt. „Wir lassen Freya ungern gehen. Sie ist eine große Hilfe und Unterstützung im Arbeitsalltag. Freya ist selbstständig und es hat wirklich Spaß gemacht mit ihr zu arbeiten.“

Durch die besonderen Gegebenheiten in der ArBiS-Holzwerkstatt, hatte Freya viel Zeit zum Üben und reichlich Gelegenheiten, Dinge auszuprobieren. „Nico hat mir viel zugetraut. Dadurch habe ich auch schnell und viel gelernt“, betont Freya Malle. Auszubildenden Freiheit zum Ausprobieren und Fehlermachen zu geben, ist Nico Kußerow wichtig.

Da in der Holzwerkstatt der ArBiS Bremen keine Türen und Fenster angefertigt werden, dies aber zu den Ausbildungsinhalten gehört, hat Freya einen Teil ihrer Ausbildung bei einem Kooperationspartner absolviert. Dort hat sie so große Anerkennung für ihre Arbeit und ihre persönliche Art bekommen, dass sie gleich im Anschluss an ihre Ausbildung dort arbeiten und weitere praktische Erfahrungen sammeln kann.

Der Beruf des Tischlers oder Schreiners war lange ein männerdominierter Beruf. Nur drei von 20 Ausbildungskolleg*innen ihrer Klasse sind Frauen. Inzwischen gibt es ein jährlich stattfindendes Tischlerinnentreffen, das an einem Wochenende stattfindet und dem Austausch der Frauen in diesem Berufsbild dient. Freya ist schon ein bisschen stolz, sich hier beweisen zu können und die Anerkennung ihrer männlichen Kollegen zu haben. In ihrer Ausbildung hat sie als Frau nur gute Erfahrungen gemacht. „Es gab keine Respektlosigkeiten und ich wurde gut behandelt. Ich glaube, da ändert sich gerade auch was in der Gesellschaft“, so die Auszubildende.

Nun stehen die Abschlussprüfungen an. Nach der theoretischen Prüfung, in der es um einen konstruierten Kundenauftrag inklusive Planung, Kalkulation und Ausführung geht, wird ein Gesellenstück gefertigt. Dafür gibt es einen vorgegebenen Zeitraum von 100 Stunden, innerhalb derer ein Möbelstück nach bestimmten Vorgaben gefertigt werden muss. So spielt das Aussehen des Gesellenstückes eine Rolle und es muss ein bewegliches Teil wie z.B. eine Tür oder eine Schublade geben. Hier kann der Betrieb beratend zur Seite stehen. Die Gesellenstücke werden anschließend in der Handwerkskammer ausgestellt und können öffentlich besichtigt werden.

Die traditionelle Freisprechung, die die offizielle Anerkennung als Gesellin darstellt, fiel in diesem Jahr corona-bedingt aus. Am 1. Juli konnte Frey jedoch ihr Abschlusszeugnis abholen. Ihr Ausbilder und ihre Arbeitskolleginnen und -kollegen freuten sich mit ihr und überreichten ihr anlässlich ihrer abgeschlossenen Ausbildung eine Baumscheibe mit eingebrannten Glückwünschen.

Das Gesellenstück

Der Gesellenbrief

Ausbilder Nicolai Kußerow (re.), Arbeitskollege Fabian Wrieden (2. v. re.), Michael Koch (Mitte) und Ergo-Thearpeutin Anita Meyn (2. v. li.) freuen sich mit Freya Malle (li.) über den erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung.

Abgefahren –
ein Dienstrad-Tagebuch

In der nächsten Zeit kannst du, werte Leserin und werter Leser, durch die Augen der „Radeldiestadtfee“ Teile der Welt sehen und mal anders verstehen. Du wirst sie näher, manchmal auch sehr nah in dem kennenlernen, was sie auf ihren Touren für berichtenswert hält. Es sagt viel über ihre Persönlichkeit aus. Sie ist sehr warmherzig, wortgewandt, ehrlich, voller überraschender Bilder und überaus ideenreich. Ihre Liebe zu Menschen und ihre Begeisterung für unserem Gott bedingen und beflügeln sich gegenseitig. Sie hat ein besonderes Auge und ein genaues Ohr für das, was sich in ihrem Gegenüber und bei ihr selbst im Inneren abspielt.

„Die mit dem Wind fährt“

 

„Die mit dem Wind fährt“ ist mit wachen Sinnen unterwegs. Sie sieht viel und manchmal ziemlich tief, hinter die Fassaden und in Gesamtzusammenhänge. Und sie macht sich so ihre Gedanken. Diese verpackt sie in klare und schöne Worte und lädt dich ein, sie auf ihren täglichen Wegen zur Arbeit und zurück zu begleiten. Ihre Warmherzigkeit und Anteilnahme werden dich anrühren, ihre Klarheit und Offenheit vielleicht manchmal schockieren, auf jeden Fall aber faszinieren.

„Radeldiestadtfee“

Wir beide haben uns gefunden – als Arbeitskolleginnen, als Dienstrad-Nutzerinnen, als Gesinnungsgenossinnen. Komm, begleite uns, lass dich anstecken… und wer weiß? Vielleicht reihst du dich mit deinen Erlebnissen irgendwann in unsere alltäglichen und doch so außergewöhnlichen Arbeitswegerlebnisse ein? Wir wünschen dir wertvolle Lesemomente.

Danke für das Foto an Yaopey Yong von Unsplash

 

Gebrüll

Mein Weg führt mich an der Justizvollzugsanstalt vorbei. Im Grünstreifen hat die Steinmetzwerkstatt des Knastes dieses und jenes Kunstwerk aufgestellt. Das Paar hat es mir angetan. Eine Frau und ein Mann stehen sich, in Stein schlicht herausgearbeitet, gegenüber. Die Frau hat ihre Hände an ihre Ohren gedrückt und schaut erschrocken, ängstlich zu dem Mann herüber. Er steht mit verschränkten Armen vor ihr, mit weit geöffnetem Mund – ich höre ihn brüllen. Was für ein Dilemma, in denen sich die beiden dort gegenseitig gefangen halten und wie realistisch! Ich fahre schnell weiter, das Gebrüll und die Angst sind unaushaltbar.

„Die mit dem Wind fährt“


Foto: „Die mit dem Wind fährt“

 

Keine Zeit

An der Brücke hoch oben hat ein Sprayer (wie ist er da hingekommen?) eine Botschaft verewigt: Arm ist, wer keine Zeit hat. Ich bin genauso begeistert wie betroffen von diesem tollen Spruch. Wie wahr! Ich radle weiter, Richtung Weser, über die Brücke, vorbei am Verwaltungsgebäude von InBev. Das Gebäude ist mit einem Gerüst versehen. Aufgebaut hat das die Firma Niethiet Gerüstbau GmbH. Ich bin schon fast an der nächsten Ampel, als mir die Bedeutung dieses plattdeutschen Namens aufgeht: Die arme Firma!

„Radeldiestadtfee“


Foto: „Radeldiestadtfee“

 

Rosa Wolken

Ich kehre von einem anstrengenden Arbeitstag in der Dämmerung nach Hause zurück und stutze. Ich sehe eine rosa Wolke. Das ist nicht der Sonnenuntergang, der findet an anderer Seite des Himmels statt. Über dem Weserstadion hängt sie- sie wirkt unwirklich, zu schön, fast mystisch. Der Rasen im Weserstadion sieht kein Licht, zumindest nicht genug, um gesund wachsen zu können. So gibt es eine Bestrahlungsanlage, die vor allem im Winterhalbjahr über viele Stunden über den Rasen gefahren wird, um Tageslicht zu simulieren. Die Wolken über dem Stadion haben dieses Licht so leicht rot reflektiert. Zauberhaft.

„Die mit dem Wind fährt“


Danke für das Foto an Leandra Niederhauser von Unsplash

 

Gegenwind

Gegenwind. Typisch, denke ich. Immer hab ich Gegenwind. Seit ich ein E-Bike fahre und ein Motor mich beim Radeln unterstützt, stört es mich nicht mehr so sehr. An diesem Morgen jedoch wehen mir ein kalter Wind und kleine spitze Regentropfen ins Gesicht, so dass es schmerzt. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass ich auf dem Rückweg heute Nachmittag Rückenwind haben werde. Von wegen, schreit die Pessimistin in mir. Der Wind wird sich sicher drehen, so dass ich auch auf dem Heimweg wieder Gegenwind haben werde. Auch das ist typisch für Bremen, denke ich. Auf dem Nachhauseweg habe ich gar keinen Wind. Es radelt sich leicht. Ich denke nicht an den Wind. Erst, als ich fast zu Hause bin, sehe ich eine umgestürzte Mülltonne und bemerke, dass sehr wohl ein kräftiger Wind weht – von hinten. Wie seltsam, denke ich. Gegenwind nehme ich wahr, Rückenwind nicht.

„Radeldiestadtfee“


Danke für das Foto an Luca Campioni auf Unsplash

 

Tot

Wie eine riesige Hand mit langen Fingern, die sich nach oben gen Himmel strecken sehen sie aus. An ihnen ist kein Zweig zu sehen – es sind Bäume, die derartig zurückgeschnitten wurden, dass sie wie tot aussehen. Kein Hinweis auf Wachstum, nur kahler Stamm mit fünf/sechs Hauptästen, die oben glatt abgeschnitten sind, bevor sie sich verjüngen konnten. Sie sehen skurril aus, fügen sich nicht in das lebendige Bild der Büsche und Bäume, die um sie herum am Weserufer wachsen. Mein Verstand und meine Erfahrung wissen, dass sie wieder zu ihrer Zeit ausschlagen werden, meine Augen und mein Empfinden wollen sich sofort abwenden, weil sie so tot wirken. Wie verhält es sich mit dem, was ich für tot erkläre? Das, was ich aufgebe, weil es augenscheinlich keine Lebenszeichen von sich gibt? Ich gucke da nicht mehr hin, ich erwarte nichts mehr. Manchmal halte ich den Schmerz nicht aus über das vermeintlich Gestorbene. Wir sind vor Ostern, in der Passionszeit. Der Stein vor Jesu Grab ist weggerollt worden und wie lebendig zeigte sich der Totgeglaubte. Ich werde diese drei Bäume im Blick behalten und auf ihre Botschaft an mich lauschen.

„Die mit dem Wind fährt“


Foto: „Die mit dem Wind fährt“

 

Kalt?

Es ist kalt heute Morgen, kurz über dem Gefrierpunkt. Doch ich bin warm angezogen – mit Regenhose über meiner Jeans, dickem Strickpulli unter meiner Winterjacke, dicken Socken in meinen Stiefeletten und gefütterten Fäustlingen an meinen Händen. So radle ich am Werdersee entlang, genieße die diesig-kalt-graue Morgenstimmung, schaue aufs Wasser und sehe am Ufer… einen nackten Mann. Er steht dort splitternackt und trocknet sich die Haare ab. Hat ein Morgenbad bei einem Grad über Null im Werdersee genommen. So unterschiedlich kann Wahrnehmung sein.

„Radeldiestadtfee“


Danke für das Foto an phillip belena auf Unsplash

 

Still

Die Weser sieht jeden Morgen anders aus. Dieser schwerfällig dahinfließende Strom ist manchmal atemberaubend schön und klar. An einem anderen Tag kann ich kaum bis zur nächsten Brücke schauen, so neblig ist es. Manchmal ist der Himmel grau, dann wieder in einer großen Palette eingefärbt. Ich radle an Menschen vorbei, die angehalten haben und mit ihrem Handy ein Foto machen. Der Fluss fließt manchmal in die eine, manchmal in die andere Richtung. Ist manchmal hoch und breit, an anderen Tagen, tief und schmal. Und dann gibt es diesen ganz seltenen Moment, wenn der Fluss still daliegt. Es ist dieser seltene Augenblick, wenn Ebbe und Flut sich treffen, wenn nichts von beidem ist. Stille.

„Die mit dem Wind fährt“


Danke für das Foto an Adrien Olichon auf Unsplash

 

Schnapszahl

Auf diesen Moment habe ich gewartet. Ich halte auf meinem Weg zur Arbeit an und hole mein Handy für einen Schnapppschuss hervor, obwohl es nieselt. 4444,4 km zeigt der Tacho meines E-Bikes an. Das muss ich festhalten: eine Schnapszahl.

Woher kommt eigentlich der Begriff „Schnapszahl“, frage ich mich. Zu Hause google ich die Bedeutung und finde bei Wikipedia, dass dieser Begriff beim Spielen verwendet wird: Wenn der Punktestand ein Ergebnis mit mehreren gleichlautenden Ziffern erreicht hat, wird ein Schnaps fällig. Eine andere Deutung besagt, dass übermäßiger Alkoholkonsum ein Doppel- oder Mehrfachbild erzeugen kann.

Also, ich freue mich nur über so viele Kilometer an der frischen Luft, in Bewegung, mit vielen Eindrücken und Zeit zum Nachdenken. Darauf stoße ich mit meiner Radelkollegin „Die mit dem Wind fährt“ mit einem Kaffee an! Prost!

„Radeldiestadtfee“


Foto: „Radeldiestadtfee“

 

Kleiner Fratz

Ein kleiner Fratz steht oben an der Rampe, die an der Weser nahe dem GOP Theater auf die Promenade hinunterführt. Er macht sich bereit, mit seinem Roller die Abfahrt zu wagen. Dann kachelt er los. Voll konzentriert, den Lenker bewundernswert ruhig haltend, die kleinen Räder voll unter Kontrolle. Ich folge ihm mit gebührendem Abstand und gedrosselter Geschwindigkeit und bemerke, wie ich seinen Mut und seine Selbstbeherrschung, ja auch seinen Willen und das sich auf diese selbstgewählte Aufgabe einlassen spüre. Ganz erfüllt von diesem Einen. Unten angekommen passiert er in aufrechter Haltung seine ihm folgenden Elternaugen. Mutig, mutig mein junger Menschenbruder.

„Die mit dem Wind fährt“


Danke für das Foto an  童 彤 von Unsplash

 

Akku leer

Ich bin gerade aus der Tiefgarage raus und radele los, da stelle ich erschrocken fest, dass der Akku meines E-Bikes nur noch drei von fünf Balkensekmenten auf der Anzeige aufweist. Fünf hat er, wenn der Akku voll ist. Ich zögere kurz. Umkehren? Dann trete ich in die Pedale. „Wird schon reichen“, denke ich. Doch kaum bin ich am Weserufer angekommen, verringert sich der Akkustand auf zwei Balkensekmente. „Das wird knapp“, schießt es mir durch den Kopf. Denn immerhin habe ich heute noch ungefähr 32 Kilometer zurückzulegen. Ich reduziere die Unterstützung durch den Motor und radele im Eco-Modus. Das ist nicht viel und ich komme ins Schwitzen. Das Rad ist schwer und ich habe zwei voll bepackte Fahrradtaschen dabei. Das ist normalerweise kein Problem. Mein Rad hat ja einen Motor. Aber nun muss ich haushalten mit den verbleibenden Kräften. Ich schalte einen Gang höher: Tour. Schon besser. So lässt es sich auch auf längere Strecke gut fahren. Zeitweise habe ich Rückenwind oder es geht abwärts – da ist das kein Problem. Aber wenn mir der Wind entgegenpfeift oder ich die Brücke hoch muss, dann muss doch ein bisschen mehr Elektro-Schub her. Und so gehe ich im Laufe meines Hin- und Rückweges sehr bewusst mit der vorhandenen Energie um, nutze nur so viel, wie ich brauche. Immer wieder schaue ich auf meinem Arbeitsweg auf den Akkustand. Mit meinem Display kann ich auch prüfen, wie viele Kilometer ich noch fahren kann. Je weniger Unterstützung ich aktiviere, desto weiter komme ich. Mit voller Power komme ich gerade mal zur Arbeit, aber nicht mehr heim.

Ich komme ins Nachdenken. Mein heutiger Arbeitsweg ist so, wie ich mein Leben derzeit empfinde. Der Akku ist bedenklich leer. Ich komme mit meiner Kraft gerade noch so durch den Tag, aber an zusätzlichen Belastungen sollte nichts mehr hinzukommen. „Ich brauche Urlaub“, beschwere ich mich bei mir selbst. Doch es ist keiner in Sicht. Und die Anforderungen aus meiner eigenen kleinen Familie, meinem Beruf und durch meine alt werdenden Eltern sind zeitweise so groß, dass ich das Gefühl habe, nur noch zu funktionieren. Manchmal kommt ein bisschen Rückenwind in Form einer netten Begegnung, einer unverhofften Kaffeepause oder einer guten Nachricht daher und verlängert die Laufleistung meines inneren Akkus. Und so reicht die Kraft doch weiter als gedacht. Und doch merke ich: Ich war zu lange zu leichtsinnig im Umgang mit meinen Kräften, hab nicht gut auf mich geachtet.

Als ich am Nachmittag zu Hause ankomme, hat die Energie gut gereicht. Ich könnte sogar noch ein paar Kilometer fahren. „Gut gehaushaltet“, denke ich. Und: „Jetzt aber schnell wieder aufladen.“

„Radeldiestadtfee“


Foto: „Radeldiewaldfee“

Tagesgäste spenden für Bremer Tierheim

500 Euro haben die Gäste der Tagespflege Neustadt für das Tierheim des Bremer Tierschutzvereins e.V. gesammelt. Die Spendenübergabe fand am 4. Juni am Eingang des Tierheims in der Hemmstraße statt. Vier Seniorinnen der Tagespflege waren in Begleitung der Einrichtungsleiterin Daniela Hahlweg und der verantwortlichen Pflegefachkraft, Wilhelmine Stender angereist. Brigitte Wohner-Mäurer, 1. Vorsitzende und Karin Hensmanns, 2. Vorsitzende des Bremer Tierschutzvereins nahmen sichtlich gerührt den symbolischen Scheck und schließlich den Betrag in Empfang. „Jeder Cent kommt den Tieren hier im Tierheim zugute“, versprach Brigitte Wohner-Mäurer den Seniorinnen. Für die Tagesgäste war dies der erste Ausflug seit über einem Jahr über die Grenzen des Stadtteils hinweg. Besonders freuten sich die Damen über Hündin Kessy, die jede freundlich begrüßte und auch auf dem Foto vorbildlich posierte.

„Diese Idee der Spendensammlung stammt von den Tagesgästen“, so Wilhelmine Stender. In der Tagespflege in der Neustadt werden ältere Menschen tagsüber versorgt und verbringen den Tag in Gesellschaft. Am Nachmittag kehren sie in Ihr Zuhause zurück. So wird ihnen ein weitgehend selbstständiges Leben ermöglicht und pflegende Angehörige werden entlastet.

Während des ersten Lockdowns musste die Tagespflege schließen. Als sie endlich wieder öffnen durfte, gab es strenge Vorgaben. Die Tagesgäste wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe darf seither an zwei, die andere an drei Tagen in die Tagespflege kommen. Um das Risiko der Ansteckung mit dem Virus noch weiter zu minimieren, teilten die Mitarbeiter*innen der Einrichtung den Raum durch einen Klebestreifen auf dem Boden in zwei Bereiche, die streng voneinander getrennt wurden. Dass man jeder negativen Sache auch etwas Gutes abgewinnen kann, bewiesen die kreativen Senior*innen: Bei jeder „Grenzverletzung“ musste ein kleiner Geldbetrag in ein Sparschwein geworfen werden – für einen guten Zweck.

Die Corona-Bestimmungen lockerten sich, doch das Sparschwein blieb und wurde täglich voller. Das nahe gelegene SOS-Kinderdorf wurde am 18. Dezember 2020 mit einem Betrag von 310 Euro bedacht. Doch die Senior*innen hörten nicht auf zu sammeln und über einen neuen Spendenempfänger herrschte schnell Einigkeit: Die Tiere im Tierheim des Bremer Tierschutzvereins sollten als nächstes unterstützt werden. Bei der Spendenübergabe zückten zwei der Seniorinnen spontan noch Geldscheine und ergänzten damit den Spendenbetrag noch einmal um 30 Euro.

„So viel Freigiebigkeit und Großherzigkeit ist vorbildlich“, freut sich Wilhelmine Stender. Sie verrät, dass dies nicht die letzte Aktion gewesen sein soll. Denn das Sparschwein sei schon wieder gefüllt und das nächste Spendenziel schon ausgemacht.