Versprechen gehalten!

Bereits im April besuchte die Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Frau Claudia Moll, MdB, mit ihren Kollegen Uwe Schmidt, SPD Bundestagsabgeordneter für Bremen Nord und Bremerhaven, und dem Abgeordneten der Bremer Bürgerschaft, Kevin Lenkeit, die Tagespflege Vegesack.

Bei dieser Gelegenheit konnte sich Frau Moll mit den Pflegekräften und dem Bereichsleiter Senioren des Sozialwerks, Jens Bonkowski, über die Herausforderungen in der Pflege austauschen.

An diesem Tag versprach die Politikerin auch, einmal eine Schicht lang in der Tagespflege mitzuarbeiten, um den Alltag mit demenzieller erkrankten Menschen mitzuerleben und die Anforderungen in diesem Bereich an vorderster Front live mitzuerleben.

Frau Moll bei der Gruppenstunde

Ihr Versprechen hat Frau Moll nun eingelöst und die Tagespflege als helfende Hand besucht. Ganz offen und herzlich ist die auf die Tagesgäste zugegangen und hat mit angepackt. Neben dem Besuch der Gruppenangebote stand auch das Verteilen des Mittagessens auf dem Plan. Auch Einzelbetreuung und die Unterstützung bei Toilettengängen waren Teil der Aufgaben, die Frau Moll mit großem Engagement wahrgenommen hat.

Bei der Verteilung des Mittagessens

 

Die praktische Zusammenführung zweier Welten –hier die konkrete Arbeit am Menschen und da die administrative Funktionsebene – war für beide Seiten eine bereichernde Erfahrung, die das Verständnis füreinander verstärkt hat.

Weniger Druck!

Wir sind daran gewöhnt, mit viel Papier umzugehen. Wir lesen die Zeitung, bekommen bunte Werbeblättchen in den Postkasten geworfen, nehmen uns einen Flyer mit, um Termine oder Kontaktdaten an unsere Pinnwand zu heften. Auch im Arbeitsalltag haben wir mit einer reinen Papierflut zu tun: Wir bekommen Post, füllen Formulare aus, heften Dokumente ab und drucken E-Mails, Tagesordnungen oder Protokolle aus. Viele dieser bedruckten Blätter landen nach ein- (oder kein-) maligem Anschauen in den Müll. Wenn es wenigstens der Papiermüll wäre…

Der Arbeitskreis Nachhaltigkeit, der sich auf Initiative von Hauswirtschaftsleiterin Birgit Köpke gebildet hat, sagt der Papierverschwendung den Kampf an. Dazu hat der Arbeitskreis herausgefunden, dass…

… für die Herstellung von 1 kg Papier 2,2 kg Holz benötigt werden

… für die Herstellung eines Paketes Kopierpapier mit 500 Blatt 5,5 kg Holz und 130 Liter Wasser verbraucht werden

… bei der Herstellung von 1 kg Papier 1,2 kg CO₂ freigesetzt wird

… der jährliche Papierverbrauch 250 kg pro Person beträgt

Dabei gibt es viele Möglichkeiten, Papier zu sparen. Drucker können so eingestellt werden, dass Papier zweiseitig bedruckt wird. Wenn E-Mails oder Rechnungen ausgedruckt werden, reicht oftmals die erste Seite aus, auf der alle wichtigen Informationen zu finden sind. Grundsätzlich sollte vor jedem Druck die Frage gestellt werden: Muss dies jetzt gedruckt werden? Denn neben dem verbrauchten Papier entstehen durch den Druckprozess weitere Belastungen für die Umwelt. So kommt bei einem Laserdrucker pro Kopie oder Ausdruck ein Gramm CO₂ hinzu. Für einen Ausdruck oder eine Kopie ergibt das 7g CO₂ für Papier und Druck.

Neben der Reduzierung von Ausdrucken ist die Verwendung von Recyclingpapier eine weitere Möglichkeit, die Umwelt zu entlasten.

  • Bei der Herstellung von Recyclingpapier wird 0,5 kg weniger CO₂ verbraucht als bei der Herstellung konventionellen Papiers.
  • Der Wasserverbrauch bei der Herstellung von Recyclingpapier ist 70 Prozent geringer gegenüber Papier aus Frischfasern.
  • Außerdem wird 60 Prozent weniger Energie verbraucht.

Der Arbeitskreis hat Aufkleber erstellen lassen, die demnächst an alle Abteilungen im Sozialwerk, der ArBiS und der Privatschule Mentor verteilt werden und an jedem Bildschirm platziert werden können. Die drei Denkanstöße

  • Nur Notwendiges drucken (also z.B. nur Seite 1)
  • Auf Druck verzichten (Geht es auch ohne?)
  • Beidseitig drucken (spart viel Papier)

sollen die Kolleg*innen im Arbeitsalltag daran erinnern, dass sie aktiv einen Beitrag zum Umweltschutz leisten können.

 

Danke für das Foto an Matt Palmer von Unsplash

Alles blüht auf

Alles blüht und grünt. Die Sonne verwöhnt uns schon lange reichlich mit Wärme und Badewetter. Und die Sommerferien haben begonnen! Die Freude hierüber hat ein 13-jähriges Mädchen inspiriert, ihre Gedanken und Gefühle in einem Bild auszudrücken, das sie gemalt hat. Sie wohnt in Haus ELFA, einer stationären Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung in Gröpelingen.

Doch bevor du liest, was sie sich beim Malen gedacht hat: Magst du erstmal selber schauen und überlegen, was du siehst? Die Auflösung findest du unter dem Bild.

Hier ist ihre Schilderung von dem, was sie gemalt hat:

Zu sehen ist ein Kompass, der auf eine grüne Kokosnuss gemalt ist, die oben eine Öffnung hat, woraus man mit einem Strohhalm trinken kann. Der Strohhalm ist gleichzeitig eine Kerze. Zudem ist die Kokosnuss gleichzeitig auch ein Wecker. Das Thema ist, natürlich, Sommerzeit bzw. -pause. Daher auch der Wecker, der nun lange nicht mehr klingelt. Der Kompass könnte darauf hindeuten, dass man Zeit zum Reisen hat.

Auch das Haus ELFA ist nun in der wohlverdienten Sommerpause – für Kinder und Mitarbeitende ist das eine Auszeit, auf die sich alle gefreut haben.

Eingesandt von Ilka Kamp

Ukrainischer Kinderchor

Fröhliche Gesichter der Ukraine

Eine große Freude war es für die Bewohnerinnen und Bewohner der Heimstätte am Oslebshauser Park, den ukrainischen Kinderchor auf allen Wohnbereichen zu Gast zu haben. Die Kinder üben dort einmal pro Woche im großen Saal und freuten sich, ihre fröhlichen Lieder einem erwartungsvollen Publikum vortragen zu dürfen. Unter Leitung von Anna Chulkova, selbst Ukrainerin und seit vielen Jahren als Musiktherapeutin im Sozialwerk engagiert, zauberten die Kinder dankbares Lächeln auf die Gesichter der Zuhörer. Diese erfreuten sich nicht nur an den ukrainischen Weisen, die ein Dank der Kinder an ihre Mütter und Großmütter waren, sondern wurden mit hineingenommen und unterstützten die Kinder bei den deutschen Volksliedern wie der „klappernden Mühle am rauschenden Bach“ und der „Vogelhochzeit“. Michael Strauch, Einrichtungsleiter der Heimstätte, fand an diesem Nachmittag eindrucksvolle Worte: „Eine großartige Sache! Die Eltern waren anwesend und die Ukraine bekam ein Gesicht: das Gesicht süßer Kinder und liebevoller Eltern.“ Ja, viele Deutsche kennen die Ukraine nur aus den Nachrichten und sehen dort Krieg und Zerstörung. Die Kinder, die teilweise schweres Leid mit ansehen mussten, sind dennoch wunderbare Botschafter ihres Landes, in dem freundliche und liebevolle Menschen leben. Wir danken ihnen für ihre Bereicherung und laden interessierte neue Sängerinnen und Sänger ein.

Der ukrainische Kinderchor ist ein von der “Aktion Deutschland hilft” und vom Paritätischen Landesverband Bremen gefördertes Projekt im Sozialwerk. Wer die Arbeit mit Spenden unterstützen möchte, findet hier nähere Informationen.

Pastorin Andrea Hammer, Ph.D.

Care Leaver

Care Leaver sind Jugendliche und Erwachsene, die einen Teil ihres Lebens in einer Pflegefamilie, Wohngruppe oder anderen Wohnformen der Jugendhilfe gelebt haben. Care Leaver müssen heute früher selbstständig werden, als das noch vor einigen Jahren der Fall war. Mit spätestens 21 Jahren werden sie ins Erwachsenen-Dasein entlassen – so hat es der Gesetzgeber beschlossen. Doch was passiert mit ihnen, nachdem sie die Pflegefamilie oder die stationäre Jugendhilfeeinrichtung verlassen haben? Kommen sie im Leben zurecht?

Die Studie „Care Leaver Statistics I Soziale Teilhabe im Lebensverlauf junger Erwachsener“ (CLS-Studie) ist die erste Langzeituntersuchung zum Verlassen der stationären Kinder- und Jugendhilfe.

Die Studie ist als bundesweite Langzeitstudie angelegt und findet im Zeitraum zwischen 2021 und 2030 statt und untersucht die Teilhabemöglichkeiten von jungen Erwachsenen im Übergang ins Erwachsenenleben. Erste Ergebnisse sollen in diesem Jahr (2023) vorliegen.

Seit Langem beklagte man einen Mangel an Daten über die jungen Menschen, die in Jugendhilfeeinrichtungen betreut wurden und ins Erwachsenenleben entlassen wurden. So wurde eine Langzeitstudie in Auftrag gegeben. Sie geht über sieben Jahre. In sieben „Wellen“ werden 16- bis 19-Jährige über alle Bereiche des Lebens befragt. Was unterstützt dich im Erwachsen- und Selbstständig-Werden? Wie gelingt Teilhabe? Wie ist deine Entwicklung? Hast du Arbeit oder/und einen Nebenjob? Wie sieht es mit sozialen Beziehungen aus? Über welches Netzwerk verfügst du? Wie steht es um deine Gesundheit? Wie hoch ist dein Einkommen? Wo und wie wohnst du? „Wir wissen immer noch zu wenig über die Lebensverläufe von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die die Jugendhilfe verlassen,“ sagt der an der Studie beteiligte Prof. Dr. Wolfgang Schröer von der Universität Hildesheim.

Für die Studie wurden 1000 Jugendliche aus Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe sowie 1000 Jugendliche aus Pflegefamilien ausgewählt und angefragt. Ein Fragebogen wurde entwickelt. Die Befragung erfolgt über Infas persönlich oder telefonisch.

Im CLS-Forschungsverbund arbeiten Wissenschaftler:innen vom Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim, vom Deutschen Jugendinstitut, der Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung und der Internationalen Gesellschaft für erzieherische Hilfen zusammen. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, fördert die Studie.

Am 4. Juli 2022 besuchte Katharina Brüchmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin des GISS, die Jugendwohngruppe Ju-Com, um Damian im Rahmen eines Pre-Tests zu befragen. Er hatte sich bereit erklärt, an dieser Studie mitzuwirken. Noch wohnt er in der Ju-Com, einer Wohngemeinschaft für Jugendliche, die in der Phase des Selbstständig-Werdens sind und dabei begleitet und angeleitet werden. Inzwischen ist ein Jahr vergangen und Damian wird in demnächst die Einrichtung in Vegesack verlassen.

 

Care Leaver

„Das Leben ist wertvoll. Man sollte jede Sekunde genießen.“

Das ist Damians Einstellung zum Leben. Trotzdem er es nicht immer leicht hatte, ist seine Haltung dem Leben gegenüber positiv;  er ist neugierig und erwartungsvoll.

Damian wohnt in der Jugend-WG Ju-Com. Er ist einer der Jugendlichen, die sich für die Befragung zur Verfügung gestellt haben. Er geht offen mit seiner Situation um und möchte damit anderen helfen, mit ihren Problemen fertig zu werden. Damian sieht auch in schwierigen Situationen Chancen, durch Erfahrungen zu lernen und voranzukommen.

Seinem Auszug, also dem „Care Leaving“ sieht er hoffnungsvoll entgegen. Er freut sich auf die Eigenständigkeit und hat schon feste Pläne, wie es nach seinem Schulabschluss weitergehen soll.

Foto oben: Mantas Hesthaven auf Unsplash
Foto links: Dorothea Salzmann-Schimkus

 

 

 

Privatschule Mentor Projekt 1

Umwelt und Nachhaltigkeit

In dem neuen Projekt der Privatschule Mentor soll das Wissen und Bewusstsein der Teilnehmenden für unsere Umwelt und nachhaltiges Leben geschärft werden.

In dem Schulfach Umwelt und Nachhaltigkeit der zehnten Jahrgangsstufe geht es darum, die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele kennenzulernen und praktisch umzusetzen. Regionale und saisonale Ernährung ist eine der Maßnahmen für mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit. In Zusammenarbeit mit der Gemüsewerft pflanzen die Schülerinnen und Schüler ihren eigenen Salat, Radieschen, Lauch und andere Gemüsesorten an. Sie übernehmen Verantwortung für ein Hochbeet, bewässern und pflegen es. So lernen und erleben sie, wie Urban Gardening funktionieren kann.

Am Ende des Kurses wird das Gemüse feierlich geerntet, zu Mahlzeiten zubereitet und genossen. So erhalten die Schülerinnen und Schüler einen direkten Zugang zur Gewinnung von Nahrungsmitteln aus der Natur.

Im Herbst haben die Schülerinnen und Schüler die Äpfel des Gartens „ApfelKULTURparadies“ am Gröpelinger Depot geerntet. Diese wurden zu Apfelkompott, Apfelsaft und Apfelmus verarbeitet und verkostet.

Geplant ist außerdem, dass die Schülerinnen und Schüler auch in die Kunst der Bienenzucht und Honiggewinnung eingeführt werden. Und sie testen wie Wildkräuter aus der Natur zu Speisen zubereitet und gegessen werden können.

Tobias Ennulat, Fachlehrer UuN

Klimaschutz in der sozialen Arbeit stärken

CO₂-Fußabdruck im Sozialwerk

Klar, bei den größten Verursachern von CO₂-Emissionen denkt man eher an China, VW oder irgendwelche Kohlekraftwerke und nicht zuerst an das Sozialwerk. Doch auch in gemeinnützigen Unternehmen fallen Emissionen an und damit ergeben sich auch dort Einspar-Potentiale.

Als damals einziges Sozialunternehmen in Bremen startete das Sozialwerk im Dezember 2021 im Rahmen des Klimaschutzprojekts des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes eine Evaluierung. Mit Hilfe eines Fragebogens wurden viele Stellschrauben ermittelt, an denen man drehen kann, um nachhaltiger zu werden.

Klimaschutz in der sozialen Arbeit stärken

Klimaschutz in der sozialen Arbeit stärken

Fragen nach dem Wasserverbrauch, oder der Herkunft des Kaffees tauchten genauso auf, wie die nach dem Fleischverzehr, den Fahrzeugen oder dem Energieverbrauch der Geräte.

Aktuell emittiert die Zentralküche, die zum Start des Nachhaltigkeitsprojekts als erstes untersucht wurde, 1.223 Tonnen CO₂ im Jahr. Und während im Sozialwerk bereits eifrig an Verbesserungen gearbeitet wurde, machten viele weitere Einrichtungen beim Projekt mit, so dass zum Herbst 2022 über 60 Standorte bundesweit dabei waren, davon fünf allein aus Bremen.

Inzwischen wurden im Sozialwerk viele Verbesserungen umgesetzt, etwa der Einsatz neuer, stromsparender Geräte, mehr vegetarische Gerichte in der Küche, der Einsatz saisonaler und regionaler Produkte und Mehrweggeschirr. Auch an vermeintliche Kleinigkeiten, wie das Papiersparen durch mehr Digitalisierung wurde gedacht.

Während nun alle zwei Monate zusammen mit anderen Teilnehmenden und den Projektverantwortlichen in Online-Meetings über weitere Schritte gesprochen wird, wartet das Sozialwerk aktuell auf die Auswertung. Also darauf, was die bisherigen Maßnahmen gebracht haben.

Und bis dahin, liegt es auch ein jedem einzelnen, CO₂ einzusparen und so ein Teil der Bewegung hin zu mehr Nachhaltigkeit zu sein. Weniger Fleisch essen, bewusster einkaufen, Mails statt Ausdrucke verwenden und – ganz banal – einfach mal das Licht ausmachen, wenn es hell genug ist.

Es ist viel zu tun, packen wir’s an!

Florian Priemel

 

ArBiS Bremen Pfeifenfest

Mit einer Pfeife geehrt

Sie gehen auf Wanderschaft – um die Welt zu sehen, um zu lernen und um „den Meister zu machen“. In vielen Handwerksberufen gibt es die Wanderjahre eines Gesellen, doch im Zimmerhandwerk sind sie am bekanntesten. Die jungen Männer, mit einer auffälligen „Kluft“ gekleidet, über der Schulter einen Stab, den Stenz, mit einem Bündel, dem Charlottenburger, daran, in dem all ihr Hab und Gut verstaut ist, wandern von Ort zu Ort, weltweit, um durch ehrliches Handwerk ihr tägliches Brot und eine Unterkunft zu verdienen. Seit vielen Generationen gibt es diese Tradition. Mit ihren Bräuchen und Regeln des „Tippelns“ muten an wie aus einer anderen, längst vergangenen Zeit.

Hans arbeitet seit Sommer 2022 in der Holzwerkstatt der ArBiS. In einer feierlichen Zeremonie wurden er und elf seiner Mitbrüder des Roland-Schachtes – so heißt die Bruderschaft, der er angehört – mit der Pfeife geehrt. Zimmerleute, die die drei Wanderjahre absolviert und weitere drei Jahre einheimisch gewesen (also nach Hause zurückgekehrt sind), sind dafür qualifiziert, eine Pfeife zu erhalten. Aus diesem Anlass kamen am 1. April 2023 84 Rolandsbrüder auf seinen Hof im Blockland und es gab ein großes Fest mit insgesamt 120 Menschen. „Das Fest war sehr emotional. Es ist eine große Ehre, die Pfeife zu bekommen“, erzählt Hans. „Das Wiedersehen mit den Rolandsbrüdern und die gemeinsame Feier bei mir zu Hause – das war mega schön.“

Hans hat seine Ausbildung bei der Firma Cordes in Walle gemacht. Anschließend ging er zum Zivildienst nach Cuxhaven. Er verrichtete dort Hausmeistertätigkeiten und beherbergte auch einmal einen wandernden Gesellen. Es waren wohl diese beiden Aspekte – zum ersten Mal von zu Hause weg und den wandernden Gesellen zu erleben – , die ihn auf den Gedanken brachten, selbst auf Wanderschaft zu gehen. Wer auf Wanderschaft gehen will, so erfuhr er, muss schuldenfrei und nicht vorbestraft sein, er sollte unter 27 Jahre alt sein und einen Gesellenbrief vorweisen können, muss ledig und kinderlos sein. Mit diesen Voraussetzungen sollte der wandernde Geselle seine Wanderschaft beginnen und beenden. Hans suchte und fand einen „Export-Gesellen“, der ihn mit sich nahm, um ihn in die Wanderschaft einzuführen. „Ich gehe aber nach Norwegen“, wandte dieser ein. Hans war es recht. Es war dann in Oslo soweit, dass seine Aspirantenzeit (Probezeit) mit dem „Ehrenwort“ endete und er „erwandert“ wurde. Das Ehrenwort ist eine feierliche Zeremonie im Beisein anderer Mitglieder der Bruderschaft, bei der der junge wandernde Geselle verspricht, nun seine drei Wanderjahre zu absolvieren.

Für die Wanderjahre gelten feste Regeln. Der Geselle trägt die Kluft seines Gewerkes und die Ehrbarkeit seiner Bruderschaft. Die Kluften unterscheiden sich nach Zugehörigkeit zu den verschiedenen Gewerken. Die Ehrbarkeit, die Krawatte, zeigt die Zugehörigkeit zur Bruderschaft. Bei Hans waren es die schwarze Hose, schwarze Weste und schwarze Jacke des Zimmermann-Handwerkes und die blaue Ehrbarkeit des Roland-Schachtes. Die Weste hat acht Knöpfe, die für acht Stunden täglicher Arbeit stehen. Die Jacke hat sechs Knöpfe als Zeichen für die Sechs-Tage-Woche. An den Ärmeln gibt es nochmals drei Knöpfe für die drei Lehrjahre an dem einen Arm und drei Knöpfe und für die drei Wanderjahre des Gesellen  am anderen Arm. Das Reisen sollte weitgehend ohne Geld geschehen. Die Gesellen reisen also zu Fuß oder per Anhalter. Handys sind auf der Reise nicht erlaubt. Kommt ein Geselle in eine Ortschaft oder Stadt, wendet er sich an den Bürgermeister und bittet mit einem wohlformulierten Gedicht um einen Stempel in sein Wanderbuch. Das Wanderbuch hat die Funktion eines Ausweises. Darin sammelt der Geselle die Arbeitszeugnisse seiner Arbeitgeber und die Stempel der Bürgermeister als Nachweis seiner Wandertätigkeit. Das Wanderbuch stellte den Gesellen von der (damals geltenden) Wehrpflicht frei. Hans erinnert sich, dass ihm beim Vorsprechen vor den Bürgermeistern Unterstützung nie verwehrt wurde. Die Rolandsbrüder gelten als ehrbare Handwerker und ihre Wanderschaft wird weitgehend gewürdigt. Unterwegs suchen die wandernden Gesellen Bäcker, Metzger oder Wirtschaften auf. Auch hier heißt es „Gott zum Gruß, werte Bäckerin, …“ Der nun folgende Vers ist entwaffnend demütig, gleichsam unterhaltsam, faszinierend und eine Legitimation, dass es sich um einen rechtschaffenen Handwerker und nicht um einen Landstreicher handelt. Nach dem so vorgetragenen Gruß wird den hungrigen Wandernden oft ein reiches Mahl serviert. Selbst bei McDonalds wurde Hans mit Nahrung versorgt.

Die Erlebnisse und Anekdoten würden mindestens ein Buch füllen. Für Hans sind die Erinnerungen, Erfahrungen und Überzeugungen, die er aus der Zeit des Wanderns mitgenommen hat, von unschätzbarem Wert. Und die Verbundenheit mit seinen Rolandsbrüdern bleibt. Seit Sommer 2022 ist Hans Mitarbeiter in der Werkstatt der ArBiS. „Die Arbeit mit den Beschäftigten macht mir viel Freude. Ich habe das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun und bringe mich mit dem, was ich kann, gern hier ein. Das Miteinander hier in der Werkstatt ist so, wie ich gern arbeiten möchte.“

Johannes Weyhausen-Brinkmann arbeitet als Schreiner in einer der ArBiS-Werkstätten.

ArBiS Pfeife

Die Pfeife ehrt  heimgekehrte Gesellen, die ihre Wanderschaft erfolgreich absolviert haben.

 

Tag der Pflege

Danke Pflege!

Liebe Mitarbeitenden, liebe Kolleginnen und Kollegen der Pflege,

vielen Dank für eure Arbeit, für euer Vertrauen und die Zeit, Geduld und Liebe, mit der ihr euren Beruf ausübt.

Wir als Arbeitgeber schätzen euer Engagement und eure Leidenschaft.

Unser gemeinsames Ziel ist es, Hilfe zu säen. Als Ertrag ernten die von uns betreuten Menschen gute Pflege. Dafür möchten wir euch von Herzen danken. Eure Mühe wird nicht unbelohnt bleiben – getreu dem biblischen Satz „Was der Mensch sät, wird er ernten.“

Oft bleibt eure treue Fürsorge im Verborgenen und wird nicht ausreichend gesehen und wertgeschätzt. Wir möchten an dieser Stelle eure tägliche Arbeit anerkennen und hervorheben. Als kleines Zeichen eures wertvollen Dienstes haben wir euch kleine Samenbomben (zusammen mit etwas Süßem für eine kleine, süße Auszeit) überreicht. Diese kleinen, unscheinbaren Kugeln entfalten im Verborgenen eine ungeheure Kraft. Sie keimen und wachsen, blühen und verbreiten Farbe, Freude, Leben und Hoffnung. Sie sind ein Sinnbild für euch in dem, was ihr Tag für Tag leistet.

Danke Pflege!

 

Überseestadt, Kreuzung Hans-Böckler-Straße/Hansator

Übergabe Geschenk Tag der Pflege

Jens Bonkowski, Bereichsleiter Senioren, überreicht Mitarbeitenden (hier Daniela Hahlweg) ein Geschenk als Dank für ihr Engagement in der Pflege.

GAP – gutes Arbeiten in der Pflege

„Gute Arbeitsbedingungen in der Pflege zur Vereinbarkeit von Pflege, Familie und Beruf“ – ein Projekt der Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung

 „Nur mit mehr Personal durchbrechen wir den Teufelskreis von einem Gesundheitsberuf, der zurzeit selbst krankmacht. Es ist daher wichtig, zunächst bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege zu schaffen. Wir müssen Pflegekräfte entlasten, um ihnen eine Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf zu ermöglichen.“      

Claudia Moll MdB – Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung

 

Spätestens seit der Corona-Pandemie sind fehlendes Personal, die Arbeitsbedingungen und die zum Teil nicht angemessene Vergütung in der Pflege ein großes politisches Thema und stehen im Fokus der Öffentlichkeit.

Aber haben sich die Arbeitsbedingungen seitdem verbessert? Haben stationäre Pflegeeinrichtungen, ambulante Dienste und Krankenhäuser deshalb mehr Personal zur Verfügung? Nein, natürlich nicht.

Was bleibt, ist, mit den vorhandenen Mitarbeitenden das Beste aus der Situation zu machen, Strategien für Verbesserungen zu entwickeln, Prozesse zu optimieren, Über- und Unterforderung zu vermeiden, um letztendlich den Erwartungen und Wünschen unserer Bewohnenden nach individueller Pflege und Betreuung auch weiterhin gerecht werden zu können.

Das Leitungsteam der Heimstätte am Grambker See, Tatjana Kinast (Einrichtungsleitung) und Sebastian Schillhahn (Pflegedienstleitung), hatten schon immer ein offenes Ohr für ihre Mitarbeitenden und versuchten, den Alltag für alle so zu gestalten, dass jeder mit einem guten Gefühl zum Dienst kam und auch wieder nach Hause ging. Dennoch waren beide der Meinung, dass eine zweite Meinung, nämlich die ihrer Mitarbeitenden, nicht schaden könne. Mit Unterstützung der Geschäftsleitung bemühte man sich daher um die Teilnahme am Projekt.

Nun sind seit dem Projektstart im Januar 2023 schon einige Wochen ins Land gezogen.
Der Auftakt – die große Mitarbeiterbefragung – verlief mit einer Rücklaufquote von 74 Prozent.
Allein dieses Ergebnis zeigt, wie vielen Mitarbeitenden daran gelegen ist, ihre Erlebniswelt zu reflektieren und gemeinsam ein Zeichen zu setzen.

Das Ergebnis wurde mit Spannung erwartet … und kann sich sehen lassen! Ein Großteil der Ergebnisse liegt deutlich über dem Vergleichswert der anderen am Projekt teilnehmenden Einrichtungen.

So sagten 84,38 Prozent der befragten Mitarbeiter „mein Dienstplan berücksichtigt individuelle Wünsche“ oder 81,98 Prozent „die Führungskultur steht für offene Informationspolitik“.

83,52 Prozent würden „ihre“ Einrichtung bei Freunden und Bekannten empfehlen und sogar 85,64 Prozent würden das Sozialwerk/die Heimstätte am Grambker See  als Arbeitgeber im Freundes- und Bekanntenkreis bewerben.

Dennoch nutzten unsere Mitarbeitenden diese Befragung auch dazu, sich und ihre Arbeit kritisch zu hinterfragen. So gaben „nur“ 55,36 Prozent an, dass die Übergaben gut organisiert sind. 31,92 Prozent empfinden die Kommunikation mit Angehörigen oftmals belastend und wünschen sich hier z.B. mehr Schulungen in der Gesprächsführung.

Im nächsten Schritt haben wir uns nun mit unserem Projekt-Couch Sven Hoffmann auf den Weg gemacht und zwei Projekte definiert, die wir gemeinsam mit allen Mitarbeitenden des Hauses bis zum 31.12.2024 bearbeiten möchten.

  1. Besprechungen im Alltag optimieren
  2. Kommunikation mit Angehörigen, Betreuenden und Bevollmächtigten

Warum wir das machen? Einfach, um noch besser zu werden und um unsere Mitarbeitenden noch mehr zu unterstützen, ihren oftmals herausfordernden Alltag für sich zufriedenstellend bewerkstelligen zu können.

Daniela Hahlweg, Bereich Senioren

 

Flyer: Das Projekt GAP

 

Bild oben: Projekt-Coach Sven Hoffmann, Sebastian Schillhahn, Susanne Gill, Camelia Astalosiu, Nadine Deimel, Tatjana Kienast, Simone Bonkowski, Daniela Hahlweg, Reza Etesaminia (v.l.)