Junk Journaling in der Bastelgruppe der Tagesstätte Nord

Junk Journaling

Ich bin ein wenig aufgeregt, als ich am Freitag um 12 Uhr die Tagesstätte Nord betrete. Elke, die Leiterin einer kleinen Gruppe bastelbegeisterter Frauen, hat mir davon erzählt, dass Susanne zu Gast ist. Sie ist erfolgreiche YouTuberin zu genau dem Thema, für das die Gruppe sich begeistert: Junk Journaling. Ich habe natürlich in ein paar Videos von Susanne reingeschaut, die unter dem Namen „Bollenhut Art“ ihre Filme veröffentlicht. Sie ist mir sofort sympathisch mit ihrem badischen Dialekt, ihrer kreativen Erscheinung und ihrer freundlichen Ansprache. Und so erkenne ich sie sofort, als ich den Raum  betrete, wo die Gruppe eifrig zugange ist. Ich bin unsicher, ob ich nicht störe. Doch ich werde sofort herzlich willkommen geheißen, darf gucken, fragen, fotografieren und zuhören. Ich fühle mich gleich wohl in der kleinen Gemeinschaft und werde sogar eingeladen, mit zu basteln. Gerade werden Cluster hergestellt. Das sind kleine Bastelelemente aus Papier, Stoff, Bändern – was so gerade ins Auge fällt – und werden mit Draht und Perlen zu einem kleinen Kunststück zusammengenäht oder -geklebt. Je ein kleines Element wird dann auf einem Briefumschlag platziert und verdeckt so die Adresse der Ersttagsbriefe, die „Frau Bollenhut“ im Internet ersteigert und für die Gruppe mitgebracht hat.

Junk Journaling in der Tagesstätte Nord

Ein umgestalteter Ersttagsbrief

So verziert, ist ein solcher Briefumschlag ein Element unter vielen in einem Junk Journal. Dies bedeutet wörtlich übersetzt so viel wie Müll-Zeitschrift. Tatsächlich entstehen jedoch sehr individuelle und wunderschöne Kunstwerke aus vielfältigen Materialien. Man werde süchtig danach, überall Material zu sammeln, erfahre ich. Gebrauchte Einpackpapiere, alte Bücher, Zeitschriften, Geschenkpapiere und vieles mehr – alles kann verwendet werden. Außerdem zieren ausgestanzte Motive, Aufkleber und vieles mehr die Kunstwerke. Und dann kann auch noch gemalt, gestempelt, gespachtelt und geklebt werden. Da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. So entstehen Karten, Leporellos, Geschenktaschen oder sogar ganze Bücher. Nachhaltig ist das Hobby obendrein, denn eigentlich kann fast alles verwendet werden, was sonst weggeworfen würde.

Ich sehe gleich, dass diese Basteltechnik für die fünf Frauen nichts Neues ist. Tatsächlich beschäftigt sich die Gruppe schon seit vielen Jahren mit dem Thema. Die Gruppe wurde vor etwa 15 Jahren gebildet. Das Angebot orientierte sich nach Möglichkeit an den Wünschen und Fähigkeiten der Teilnehmer*innen. Themen ergaben sich aus dem Jahresverlauf: Kerzengießen, Windlichter, Laternen basteln im Herbst, Gestecke in der Advents- oder Osterzeit, Weihnachtsdekoration. Aber auch jahreszeitlich ungebundene Arbeiten wie Schmuck, Schalen, Mobiles und vieles mehr wurde gefertigt. Nachhaltigkeit und Upcycling war immer wieder Thema in der Gruppe: Was ist an Materialien vorhanden und was kann daraus hergestellt werden? Papier, Eierkartons, Stoffe, Garne, Schnüre, Naturmaterialien – all dies gehörte zur Grundausstattung  der Bastelgruppe. Kleber, Farben, Perlen mussten hinzugekauft werden. Das Themenfeld Collage war in der Bastelgruppe immer sehr beliebt. Eine Annäherung an das Thema „Junk Journaling“ erfolgte mehrfach mit Kurzseminaren im Rahmen der damaligen Sommerakademie (Die Sommerakademie wurde jährlich von der Tagesstätte Nord organisiert und für den Stadtteil geöffnet.) In dem davon unabhängigen Buchprojekt „24 Stunden von 365 Tagen“ traf sich eine Gruppe von Frauen über den Zeitraum eines Jahres einmal monatlich für zwei Stunden. Es entstanden Collagen, Texte oder Bilder aus dem Erlebten oder Erträumten der Teilnehmenden. Diese wurden in ausrangierte Bücher eingefügt und so entstanden neue, kreative Kunstwerke. Die NORDDEUTSCHE berichtete damals darüber.  Seit zwei Jahren nun besteht die aktuelle „Junk Journaling“-Gruppe – mit zunehmender Begeisterung.

Die kleine Runde plaudert und bastelt und die Zeit vergeht wie im Flug. Fehler, Missgeschicke, Widrigkeiten werden gelassen kommentiert und weiter geht’s; wenn sich eineVorstellung und Idee nicht umsetzten lässt oder wenn es schief läuft – wenn etwa im Eifer falsche Seite zugeklebt oder Farbreaktionen falsch eingeschätzt wurden – findet sich ein neuer Weg der Gestaltungsform: Sogenannte „Fehler“ werden rückblickend zu einem Bestandteil des kreativen Gestaltungsprozesses.

Junk Journaling in der Bastelgruppe der Tagesstätte Nord

Junk Journaling 

Mittagessen. Wir sitzen gemeinsam an einem Tisch im Wintergarten und löffeln leckere, frisch gekochte Gemüsesuppe. Ich habe Gelegenheit, Susanne zu fragen, was sie sonst noch so macht und wie sie zu einer YouTuberin wurde. Sie erzählt mir, dass sie als voll berufstätige Frau auf der Suche nach einem Nebenjob war, der ihr einen Ausgleich zu ihrer Arbeit als technische Zeichnerin geben sollte. Sie begann, Aquarellbilder zu malen und stieß dann auf das Junk Journaling, das zu dieser Zeit nur auf amerikanischen Kanälen zu finden war. Dies faszinierte sie sofort und sie begann, einen eigenen Kanal mit Anleitungen für „Junk Journaling“ auf YouTube zu produzieren und zu veröffentlichen. Inzwischen ist sie so erfolgreich, dass sie tatsächlich Geld damit verdient – was nicht so ganz einfach ist, wie ich erfahre. Seit 2020 filmt sie sich selbst bei der Kreativarbeit, schneidet und vertont die Filme und stellt sie bei YouTube ein. Sie hat inzwischen über 8000 Fans, die ihren Kanal abonniert haben. Sie schreibt dazu: „Was mich wirklich sehr glücklich macht, ist die Tatsache, dass ich durch meine Videos jetzt schon sooo vielen Menschen Inspiration geben durfte und das Feedback, welches ich in lieben Kommentare lesen darf, freut mich jeden einzelnen Tag.“

Die Einladung in die Gruppe der Tagesstätte Nord ist erst die zweite Veranstaltung, an der Susanne teilnimmt. Sie erzählt mir, dass sie den direkten Kontakt zu ihren Followern jedoch sehr schätzt und dass sie deshalb gern der Einladung von Elke in den hohen Norden gern gefolgt sei. Diese hatte schon eine ganze Weile die Aktivitäten der YouTuberin aus dem Schwarzwald verfolgt und den Kanal auch ihrer Bastelgruppe empfohlen. Elke erzählt: „Als ich Susanne das erste Mal zu diesem Thema auf You Tube sah, hat mir ihre Arbeit sofort gefallen. Ich war so angetan, dass ich ihre Videos den Bastelteilnehmerinnen empfohlen habe. Ich fand ihre Videos wunderbar unterhaltsam und gleichsam inspirierend, sie sind Einsteiger, Fortgeschrittene und Profis geeignet,  sehr gut veranschaulicht und unglaublich vielfältig in den Ausarbeitungen.“

Bollenhut Art Junk Journaling

„Frau Bollenhut Art“ in der Tagesstätte Nord

Auch bei den anderen Teilnehmerinnen der Bastelgruppe stießen die Videos auf regen Anklang. Als Susanne ein Preisausschreiben ausschrieb, machte eine der Teilnehmerinnen mit und gewann den dritten Platz: ein Karton voller Bastelmaterial für das geliebte Hobby. Die Freude war groß, sie bedankte sich überschwänglich bei „Frau Bollenhut“ und erzählte von ihrer Bastelgruppe und der engagierten Leiterin Elke. Prompt überraschte die YouTuberin Elke mit der Zusendung eines weiteren Bastelpakets. „Es wäre doch schön, wenn Susanne bei unserem Treffen dabei wäre“, war der Wunsch, der aus der Gruppe heraus entstand. Jasmin schickte Bilder der Arbeiten und des Basteltisches an Susanne. Susanne fand die Arbeiten gut und bekam ebenfalls Lust, diese Gruppe einmal kennenzulernen. Elke setzte sich mit Susanne in Verbindung und lud sie ein, die Bremer Gruppe doch einmal besuchen zu kommen. Und so geschah das für alle Unfassbare: Susanne sagte zu, fand bei Elke ein Übernachtungsquartier und verbringt nun den Tag in der Tagesstätte Nord.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen ist es Zeit für eine Zwischenbilanz. Wo stehe ich gerade, wie geht es mir damit und was liegt mir sonst noch auf dem Herzen? Jede Teilnehmerin kommt zu Wort und es entsteht ein warmherziges und offenes Gespräch über das, was das Junk Journaling so mit jeder einzelnen macht: Wie durch das Basteln eine enge Freundschaft entstanden ist; wie es hilft, die eigenen Vorstellungen loszulassen und mit dem zu arbeiten, was da ist; wie man damit umgeht, wenn etwas daneben geht und man improvisieren muss. Gemeinsames Hobby und persönliche Anliegen verschmelzen. Es wird offen erzählt und geteilt. Von dem bevorstehenden Praktikum und welche Hoffnungen und Ängste mit dem Wiedereinstieg in die Arbeitswelt verbunden sind. Von Räumen, die für das liebgewordene Hobby erobert wurden. Wir fühlen uns sehr miteinander verbunden und ich bin tief berührt von der Freundlichkeit und Annahme, mit der hier jede so sein kann, wie sie ist. Und ausnahmslos jede der Frauen ist überwältigt und dankbar für den Besuch von Susanne alias „Frau Bollenhut“. Sie hat ihrem Besuch in der Tagesstätte ein eigenes Video auf ihrem Kanal gewidmet. Dies ist abrufbar auf https://www.youtube.com/watch?v=DmK1bG-7Ciw.

„Die vielen Eindrucke des Treffens wirken nach“, fasst Elke den besonderen Tag zusammen. „Wir sind inspiriert und dankbar für Susannes Besuch. Einfach großartig – wie sie ist, was sie macht und was sie bewirkt.“ So ein gelungenes Ereignis verlangt nach einer Fortsetzung. Und so ist ein weiteres Treffen mit Susanne für Herbst nächsten Jahres geplant – diesmal mit etwas mehr Zeit und einer Ausstellung der erarbeiteten Projekte am Ende des Workshops.

Dorothea Salzmann-Schimkus, Elke Oksas

 

Üben für den Ernstfall

Werden durch Unwetter großflächig Schäden verursacht, bedroht Hochwasser Städte und Gemeinden oder fällt die Stromversorgung länger aus, dann leisten die Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerkes (THW) schnell und effizient technische Hilfe. Seit dem Jahr 1950 erfüllt das THW seine Aufgaben im Auftrag des Bundesministeriums des Innern.

Axel Stachelscheid, Geschäftsführer der Nordlicht-Kitas, engagiert sich ehrenamtlich im Ortsverband Bremen-Süd. Regelmäßig treffen sich die ehrenamtlichen Helfer, um ihr Wissen und ihre Fähigkeiten für den Ernstfall zu trainieren. Und da das in realistischer Umgebung besser geht als in der Theorie, kam das Angebot des Sozialwerk gerade recht: Im Abrisshaus auf einem Gelände des Sozialwerks in Bremen-Rekum konnten die Kräfte des THW umfangreich üben.

Mit acht Kräften rückten sie am 28. August an und erkundeten das Gebäude zunächst mit zwei Trupps. Dabei wurde ein grober Grundriss aufgezeichnet und etwaige Besonderheiten und vor allem Gefahren wie offene Leitungen, Absturzgefahren, Einsturzgefahren oder ähnliches notiert. Das große Gartengrundstück wurde ebenfalls erkundet. Außerdem wurde eine Gefahrensituation simuliert: Im Keller des Gebäudes wurde ein verunfallter Handwerker ausgemacht, der Zugang war allerdings verschüttet. Vorbereitend wurde der komplette Keller ausgeleuchtet und anschließend ein Zugang per Wanddurchbruch geschaffen. Der Handwerker wurde mit einer Schleifkorbtrage durch die Öffnung gerettet und über die Kellertreppe ins Freie befördert. „Wir haben uns sehr über die Gelegenheit gefreut, die das Sozialwerk uns gegeben hat“, so Axel Stachelscheid. „In einer Umgebung üben zu können, die einer tatsächlichen Gefahrensituation so nahe kommt, ist für uns eine große Chance und hat uns allen Spaß gemacht.“

Wege aus der Sucht

Suchtkrankenhilfe für Mitarbeitende im Sozialwerk, in der ArBiS und der Privatschule Mentor

Seit August dieses Jahres ist Simone Vogt, Mitarbeiterin der ArBiS im Bereich der Arbeitsförderung, für das Sozialwerk nebenberuflich als betriebliche Suchtkrankenhelferin tätig. Die Vereinbarung gilt zunächst für ein Jahr mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von zwei Stunden.

Betriebliche Suchtkrankenhelfende haben sich in vielen Betrieben bewährt. Sie stellen eine hilfreiche und niedrigschwellige Anlaufstelle dar, und zwar sowohl für betroffene Mitarbeitende als auch für Leitungs- und Führungskräfte. Für Betroffene ist die Kontaktaufnahme zu einer Kollegin, einem Kollegen, oft einfacher als die Kontaktaufnahme zu einer externen Stelle, da sie niederschwelliger und kurzfristiger erfolgen kann. Für Führungs- und Leitungskräfte ist es hilfreich, dass die interne Ansprechperson kurzfristig greifbar ist.

Private Probleme und Umstände sind in vielen Fällen die Auslöser für eine Suchterkrankung. Allerdings kann auch das berufliche Umfeld in eine Sucht führen. Gründe, die dies fördern können, sind z. B. hoher Druck, lange Arbeitszeiten und wenig Erholungsphasen oder soziale Problematiken wie Mobbing.

Simone Vogt hat im letzten Jahr am Lehrgang „betriebliche Suchtkrankenhilfe“, angeboten durch die Bremische Landesstelle für Suchtfragen (BreLS), teilgenommen. Selbst betroffen von einer Suchterkrankung, bringt sie neben ihrer Fachkompetenz somit auch eine Betroffenenkompetenz mit, die im Umgang mit betroffenen Mitarbeitenden und auch mit Mitarbeitenden, die Angehörige von Suchtkranken sind, eine wertvolle Unterstützung sein kann. Persönliche Erfahrungen können mit Betroffenen geteilt werden und das eigene Beispiel für eine gelungene Bewältigung der Suchterkrankung kann zu einer Veränderungsbereitschaft motivieren.

Simone Vogt

  • informiert und berät in vertraulichen Gesprächen betroffene Mitarbeitende bzw. Mitarbeitende, die Angehörige sind.
  • unterstützt Leitungs- und Führungskräfte sowie Teams fachlich in Form von Beratung und Information zum Umgang mit auffälligen Mitarbeitenden.
  • informiert in regelmäßigen Blog-Beiträgen über verschiedene Aspekte von Sucht, insbesondere zum Thema Suchtprävention.
  • unterstützt bei der Organisation von Schulungen zum Thema Sucht für Leitungs- und Führungskräfte.
  • unterstützt die Führungs- und Leitungsebene bei der Umsetzung des Sucht-Stufenplans.
  • ist vernetzt mit den Bremer Suchtberater:innen und nimmt an den regelmäßig stattfindenden Netzwerktreffen teil.

Als interne Ansprechpartnerin für Suchtfragen bietet sie Unterstützung, Beratung und Information für alle Beteiligten an. Suchtmittelgebrauch oder Suchtverhalten am Arbeitsplatz sind sensible Themen, die nicht vermieden, sondern aktiv und frühzeitig angegangen werden müssen, um einer Verfestigung oder Verstärkung der Problematik vorbeugen zu können.

In vertraulichen Gesprächen können Wege zur Hilfe aufgezeigt und Betroffene bestärkt werden, diese Wege auch zu gehen. Die Hoffnung, das Problem werde sich schon von allein lösen, erfüllt sich meistens nicht.

Kontakt:
Simone Vogt
Schwarzer Weg 92
28239 Bremen-Gröpelingen
Telefon: 0421/6190-187
E-Mail: s.vogt@arbis-bremen.de

Der Kinderchor im Sommer 2023 auf dem Bremer Marktplatz

Ein großer Tag für kleine Leute

Der ukrainische Kinderchor, der seit Ende letzten Jahres in der Heimstätte am Oslebshauser Park sein Domizil hat, durfte die zentrale Feier des ukrainischen Unabhängigkeitstages mit seinem Auftritt bereichern.

Am 24. August feierten etwa 300 Ukrainerinnen und Ukrainer auf dem Bremer Marktplatz die Unabhängigkeit ihres Landes mit Tanzvorführungen, Liedern und fröhlichen Volkstänzen zum Mittanzen. Viele Passanten blieben neugierig stehen, und auch das regionale Fernsehprogramm berichtete. Vor einer großartigen Kulisse und vor so vielen Menschen zu singen, war für unsere im ukrainisch Stil gekleideten Chorkinder ein tolles und aufregendes Erlebnis und wurde mit viel Beifall belohnt.

Kinderchor auf dem Rathausplatz

 

Ein großes Dankeschön geht an unsere ukrainische Mitarbeiterin Dipl. Chormeisterin Anna Chulkova und ihre Assistentin Anastasiia Chmut, die jeden Donnerstag mit den Kindern üben und sich immer wieder Neues einfallen lassen, um ihnen spielerisch Gesang, Musik, Rhythmik und freien Tanz nahezubringen.

Die Kinder genießen jeden Übungsnachmittag in ihrer Muttersprache, während die Mütter im Nebenraum sich bei einer Tasse Kaffee freuen, ihre neuerworbenen Deutschkenntnisse praktizieren zu können. Mit dabei ist Anke Kück-Adamski, die für Kaffee und Gebäck sorgt, ein offenes Ohr für alle Anliegen hat, aber auch die Regeln der deutschen Sprache und ihre Ausnahmen erklärt.

Dieses von Jung und Alt gerne angenommene Projekt des Sozialwerkes ist ein wichtiger Baustein für eine gelingende Integration in die deutsche Gesellschaft. Es wird von der “Aktion Deutschland hilft” und vom „Paritätischen Landesverband Bremen“ gefördert. Wer die Arbeit mit Spenden unterstützen möchte, findet hier nähere Informationen.

Pastorin Andrea Hammer, Ph. D.

Richtfest der Kita „Im Weinberge“

Bauprojekt macht gute Fortschritte

Am 30. August fand das Richtfest der Kita „Im Weinberge“ statt. Planer, Architekten, der Bauherr und die Handwerker der beteiligten Firmen versammelten sich vor dem Gebäude in Oslebshausen. Die Zimmerleute riefen den Richtspruch vom Dach, auf dem die bunten Bänder des Richtkranzes vor dem blauen Himmel flatterten. Focke Horstmann als Vertreter des Sozialwerks als Bauherr des Projektes, dankte den beteiligten Baufirmen für die gute Arbeit und erfreuliche Zusammenarbeit. Dr. Matthias Bonkowski sprach ein Dankgebet für die Bewahrung während der Arbeiten und lud zu einem gemeinsamen Mittagessen im Rohbau des Gebäudes ein. Es gab gute Gespräche zwischen Planern, Handwerkern und den Bauherren.

Das lang erwartete und angekündigte Bauprojekt auf dem Gelände zwischen Oslebshauser Heerstraße, Am alten Sportplatz und Im Weinberge startete im März dieses Jahres. Die Fertigstellung ist für das Frühjahr 2024 geplant.

Ein Blick von oben auf die Baustelle und künftige KiTa

Die Kita wird die sechste Kindertagesstätte der „Nordlicht – Christliche Kitas e.V.“ sein. Einen Namen gibt es noch nicht. Kita „Im Weinberge“ ist nur der Arbeitstitel und beschreibt lediglich die Lage an der Straße „Im Weinberge“. Über den Ursprung des Straßennamens herrscht Unklarheit: Ob es hier einen Weinberg gab oder ob der Name auf eine Ting-Stätte aus lang vergangener Zeit zurückzuführen ist, an der viel geweint wurde, bleibt offen.

Zwischen dem Sozialwerk und den Nordlicht-Kitas gibt es eine enge Zusammenarbeit. Für fünf der sechs Einrichtungen des Betreibers von Kindertageseinrichtungen übernahm das Sozialwerk die Planung, den Bau oder die Vermietung der Räumlichkeiten. Beide Unternehmen haben ihre Wurzeln in der hoop Kirche (früher: Freie Christengemeinde) und fühlen sich christlichen Grundwerten verbunden.

Jetzt ist die Zeit

Der 38.Deutsche Evangelische Kirchentag fand vom 7.-11.6.2023 in  Nürnberg statt.

Wie würde es wohl werden, nach dem vor vier Jahren (2019) in Dortmund das letzte kirchliche Groß-Event stattgefunden hat? Die Corona-Pandemie hatte dafür gesorgt, dass in Frankfurt 2021 nur ein digitaler Ökumenischer Kirchentag stattfinden konnte. Im digitalen Format war natürlich kein Platz für die persönlichen intensiven Begegnungen, die das von uns seit Jahren betriebene Bremer Oasen-Café mit Fußwaschungen und Massagen beinhaltet.

Das Oasen-Café erfreut sich großer Beliebtheit.

Es hat sich auf alle Fälle gelohnt! Leider konnten in diesem Jahr nicht so viele Jugendliche aus unserer Gemeinde an diesem kirchlichen Großereignis teilnehmen, da drei Wochen später die große Sommerfreizeit in Norwegen stattfinden sollte. Aber alle jüngeren und älteren Erwachsenen hatten in den Tagen in Nürnberg sehr viel Spaß – selbst wenn es vom Wetter her ein paar Grad kälter als in Bremen war und es auch an einem Tag ein Gewitter mit großen Hagelkörnern gab.

Seit 1989 erfreut sich das Bremer Oasen-Café großer Beliebtheit; nicht wenige Gäste aus ganz Deutschland suchen uns ganz bewusst auf dem Markt der Möglichkeiten auf und freuen sich dann bei einer Tasse Kaffee oder Tee, eine Fußwaschung und/oder Massage zu erleben.

Diakon Herbert Hinze wäscht einer Besucherin des Oasen-Cafés die Füße.

Wie kann man nur?! Fremden Menschen die Füße waschen! Körperlichen Kontakt herstellen, jemanden den Kopf, die Schultern und/oder den Rücken massieren – und das in einer großen Messehalle mit vielen anderen Messeständen in Nachbarschaft? Während der Deutschen Evangelischen Kirchentage ist das tatsächlich möglich. In unserem Café konnten auch in diesem Jahr wieder viele Gäste diese intensiven Erfahrungen machen.

Es gab die unterschiedlichsten Kontakte mit Menschen jeden Alters und verschiedener Herkunft. Selbst der Schriftführer der BEK, Pastor Dr. Bernd Kuschnerus, ließ es sich nicht nehmen, ausgiebig Zeit im Café zu verbringen und sich den Rücken massieren zu lassen.

Natürlich gehört auch immer eine verantwortungsvolle und gut abgestimmte Crew im Kaffee-, Tee- und Abwaschdienst dazu. Von 10.30-18.30h war der Markt geöffnet, so dass der Kaffee- und Teeausschank sowie das Auffüllen der leckeren (vom Sozialwerk der Freien Christengemeinde gespendeten) Kekse und das Abwaschen gut organisiert sein musste. Und immer wieder wurde nach Schüsseln mit lauwarmen Wasser gefragt, um sich den vielen Menschen mit ihren strapazierten Füßen widmen zu können. Bezugspunkt ist uns hierfür die Geschichte, in der Jesus kurz vor seinem Tod seinen Jüngern die Füße gewaschen hat (Johannes 13).

Insgesamt arbeiteten ca. 70 Personen aus fünf Bremer Gemeinden und Einrichtungen mit an diesem Projekt. Alle setzten sich mit ganzer Kraft ein, um das Bremer Oasen-Café zu einer Wohlfühl-Oase werden zu lassen.

Vormerken: In zwei Jahren geht es wieder einmal nach Hannover: in die Stadt, in der 1948 das Format des Deutschen Evangelischen Kirchentages das erste Mal stattfand.

Herbert Hinze, Diakon der Evangelischen Kirchengemeinde Grambke

 

Kirchentag in Nürnberg 2023

Zwischen Sozialwerk und der Evangelischen Kirchengemeinde Grambke besteht eine jahrelange, gute Kooperation. Wir unterstützen mit Freude das Oasencafé mit Keksen, die von Menschen mit Handycap in der ArBiS-Bäckerei hergestellt werden.

 

 

 

 

 

Weniger Druck!

Wir sind daran gewöhnt, mit viel Papier umzugehen. Wir lesen die Zeitung, bekommen bunte Werbeblättchen in den Postkasten geworfen, nehmen uns einen Flyer mit, um Termine oder Kontaktdaten an unsere Pinnwand zu heften. Auch im Arbeitsalltag haben wir mit einer reinen Papierflut zu tun: Wir bekommen Post, füllen Formulare aus, heften Dokumente ab und drucken E-Mails, Tagesordnungen oder Protokolle aus. Viele dieser bedruckten Blätter landen nach ein- (oder kein-) maligem Anschauen in den Müll. Wenn es wenigstens der Papiermüll wäre…

Der Arbeitskreis Nachhaltigkeit, der sich auf Initiative von Hauswirtschaftsleiterin Birgit Köpke gebildet hat, sagt der Papierverschwendung den Kampf an. Dazu hat der Arbeitskreis herausgefunden, dass…

… für die Herstellung von 1 kg Papier 2,2 kg Holz benötigt werden

… für die Herstellung eines Paketes Kopierpapier mit 500 Blatt 5,5 kg Holz und 130 Liter Wasser verbraucht werden

… bei der Herstellung von 1 kg Papier 1,2 kg CO₂ freigesetzt wird

… der jährliche Papierverbrauch 250 kg pro Person beträgt

Dabei gibt es viele Möglichkeiten, Papier zu sparen. Drucker können so eingestellt werden, dass Papier zweiseitig bedruckt wird. Wenn E-Mails oder Rechnungen ausgedruckt werden, reicht oftmals die erste Seite aus, auf der alle wichtigen Informationen zu finden sind. Grundsätzlich sollte vor jedem Druck die Frage gestellt werden: Muss dies jetzt gedruckt werden? Denn neben dem verbrauchten Papier entstehen durch den Druckprozess weitere Belastungen für die Umwelt. So kommt bei einem Laserdrucker pro Kopie oder Ausdruck ein Gramm CO₂ hinzu. Für einen Ausdruck oder eine Kopie ergibt das 7g CO₂ für Papier und Druck.

Neben der Reduzierung von Ausdrucken ist die Verwendung von Recyclingpapier eine weitere Möglichkeit, die Umwelt zu entlasten.

  • Bei der Herstellung von Recyclingpapier wird 0,5 kg weniger CO₂ verbraucht als bei der Herstellung konventionellen Papiers.
  • Der Wasserverbrauch bei der Herstellung von Recyclingpapier ist 70 Prozent geringer gegenüber Papier aus Frischfasern.
  • Außerdem wird 60 Prozent weniger Energie verbraucht.

Der Arbeitskreis hat Aufkleber erstellen lassen, die demnächst an alle Abteilungen im Sozialwerk, der ArBiS und der Privatschule Mentor verteilt werden und an jedem Bildschirm platziert werden können. Die drei Denkanstöße

  • Nur Notwendiges drucken (also z.B. nur Seite 1)
  • Auf Druck verzichten (Geht es auch ohne?)
  • Beidseitig drucken (spart viel Papier)

sollen die Kolleg*innen im Arbeitsalltag daran erinnern, dass sie aktiv einen Beitrag zum Umweltschutz leisten können.

 

Danke für das Foto an Matt Palmer von Unsplash

Alles blüht auf

Alles blüht und grünt. Die Sonne verwöhnt uns schon lange reichlich mit Wärme und Badewetter. Und die Sommerferien haben begonnen! Die Freude hierüber hat ein 13-jähriges Mädchen inspiriert, ihre Gedanken und Gefühle in einem Bild auszudrücken, das sie gemalt hat. Sie wohnt in Haus ELFA, einer stationären Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung in Gröpelingen.

Doch bevor du liest, was sie sich beim Malen gedacht hat: Magst du erstmal selber schauen und überlegen, was du siehst? Die Auflösung findest du unter dem Bild.

Hier ist ihre Schilderung von dem, was sie gemalt hat:

Zu sehen ist ein Kompass, der auf eine grüne Kokosnuss gemalt ist, die oben eine Öffnung hat, woraus man mit einem Strohhalm trinken kann. Der Strohhalm ist gleichzeitig eine Kerze. Zudem ist die Kokosnuss gleichzeitig auch ein Wecker. Das Thema ist, natürlich, Sommerzeit bzw. -pause. Daher auch der Wecker, der nun lange nicht mehr klingelt. Der Kompass könnte darauf hindeuten, dass man Zeit zum Reisen hat.

Auch das Haus ELFA ist nun in der wohlverdienten Sommerpause – für Kinder und Mitarbeitende ist das eine Auszeit, auf die sich alle gefreut haben.

Eingesandt von Ilka Kamp

Ukrainischer Kinderchor

Fröhliche Gesichter der Ukraine

Eine große Freude war es für die Bewohnerinnen und Bewohner der Heimstätte am Oslebshauser Park, den ukrainischen Kinderchor auf allen Wohnbereichen zu Gast zu haben. Die Kinder üben dort einmal pro Woche im großen Saal und freuten sich, ihre fröhlichen Lieder einem erwartungsvollen Publikum vortragen zu dürfen. Unter Leitung von Anna Chulkova, selbst Ukrainerin und seit vielen Jahren als Musiktherapeutin im Sozialwerk engagiert, zauberten die Kinder dankbares Lächeln auf die Gesichter der Zuhörer. Diese erfreuten sich nicht nur an den ukrainischen Weisen, die ein Dank der Kinder an ihre Mütter und Großmütter waren, sondern wurden mit hineingenommen und unterstützten die Kinder bei den deutschen Volksliedern wie der „klappernden Mühle am rauschenden Bach“ und der „Vogelhochzeit“. Michael Strauch, Einrichtungsleiter der Heimstätte, fand an diesem Nachmittag eindrucksvolle Worte: „Eine großartige Sache! Die Eltern waren anwesend und die Ukraine bekam ein Gesicht: das Gesicht süßer Kinder und liebevoller Eltern.“ Ja, viele Deutsche kennen die Ukraine nur aus den Nachrichten und sehen dort Krieg und Zerstörung. Die Kinder, die teilweise schweres Leid mit ansehen mussten, sind dennoch wunderbare Botschafter ihres Landes, in dem freundliche und liebevolle Menschen leben. Wir danken ihnen für ihre Bereicherung und laden interessierte neue Sängerinnen und Sänger ein.

Der ukrainische Kinderchor ist ein von der “Aktion Deutschland hilft” und vom Paritätischen Landesverband Bremen gefördertes Projekt im Sozialwerk. Wer die Arbeit mit Spenden unterstützen möchte, findet hier nähere Informationen.

Pastorin Andrea Hammer, Ph.D.

Care Leaver

Care Leaver sind Jugendliche und Erwachsene, die einen Teil ihres Lebens in einer Pflegefamilie, Wohngruppe oder anderen Wohnformen der Jugendhilfe gelebt haben. Care Leaver müssen heute früher selbstständig werden, als das noch vor einigen Jahren der Fall war. Mit spätestens 21 Jahren werden sie ins Erwachsenen-Dasein entlassen – so hat es der Gesetzgeber beschlossen. Doch was passiert mit ihnen, nachdem sie die Pflegefamilie oder die stationäre Jugendhilfeeinrichtung verlassen haben? Kommen sie im Leben zurecht?

Die Studie „Care Leaver Statistics I Soziale Teilhabe im Lebensverlauf junger Erwachsener“ (CLS-Studie) ist die erste Langzeituntersuchung zum Verlassen der stationären Kinder- und Jugendhilfe.

Die Studie ist als bundesweite Langzeitstudie angelegt und findet im Zeitraum zwischen 2021 und 2030 statt und untersucht die Teilhabemöglichkeiten von jungen Erwachsenen im Übergang ins Erwachsenenleben. Erste Ergebnisse sollen in diesem Jahr (2023) vorliegen.

Seit Langem beklagte man einen Mangel an Daten über die jungen Menschen, die in Jugendhilfeeinrichtungen betreut wurden und ins Erwachsenenleben entlassen wurden. So wurde eine Langzeitstudie in Auftrag gegeben. Sie geht über sieben Jahre. In sieben „Wellen“ werden 16- bis 19-Jährige über alle Bereiche des Lebens befragt. Was unterstützt dich im Erwachsen- und Selbstständig-Werden? Wie gelingt Teilhabe? Wie ist deine Entwicklung? Hast du Arbeit oder/und einen Nebenjob? Wie sieht es mit sozialen Beziehungen aus? Über welches Netzwerk verfügst du? Wie steht es um deine Gesundheit? Wie hoch ist dein Einkommen? Wo und wie wohnst du? „Wir wissen immer noch zu wenig über die Lebensverläufe von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die die Jugendhilfe verlassen,“ sagt der an der Studie beteiligte Prof. Dr. Wolfgang Schröer von der Universität Hildesheim.

Für die Studie wurden 1000 Jugendliche aus Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe sowie 1000 Jugendliche aus Pflegefamilien ausgewählt und angefragt. Ein Fragebogen wurde entwickelt. Die Befragung erfolgt über Infas persönlich oder telefonisch.

Im CLS-Forschungsverbund arbeiten Wissenschaftler:innen vom Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim, vom Deutschen Jugendinstitut, der Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung und der Internationalen Gesellschaft für erzieherische Hilfen zusammen. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, fördert die Studie.

Am 4. Juli 2022 besuchte Katharina Brüchmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin des GISS, die Jugendwohngruppe Ju-Com, um Damian im Rahmen eines Pre-Tests zu befragen. Er hatte sich bereit erklärt, an dieser Studie mitzuwirken. Noch wohnt er in der Ju-Com, einer Wohngemeinschaft für Jugendliche, die in der Phase des Selbstständig-Werdens sind und dabei begleitet und angeleitet werden. Inzwischen ist ein Jahr vergangen und Damian wird in demnächst die Einrichtung in Vegesack verlassen.

 

Care Leaver

„Das Leben ist wertvoll. Man sollte jede Sekunde genießen.“

Das ist Damians Einstellung zum Leben. Trotzdem er es nicht immer leicht hatte, ist seine Haltung dem Leben gegenüber positiv;  er ist neugierig und erwartungsvoll.

Damian wohnt in der Jugend-WG Ju-Com. Er ist einer der Jugendlichen, die sich für die Befragung zur Verfügung gestellt haben. Er geht offen mit seiner Situation um und möchte damit anderen helfen, mit ihren Problemen fertig zu werden. Damian sieht auch in schwierigen Situationen Chancen, durch Erfahrungen zu lernen und voranzukommen.

Seinem Auszug, also dem „Care Leaving“ sieht er hoffnungsvoll entgegen. Er freut sich auf die Eigenständigkeit und hat schon feste Pläne, wie es nach seinem Schulabschluss weitergehen soll.

Foto oben: Mantas Hesthaven auf Unsplash
Foto links: Dorothea Salzmann-Schimkus