Bremen sagt Danke

Auf Einladung des Bremer Bürgermeisters Dr. Andreas Bovenschulte hatten Anfang Dezember die Sängerinnen und Sänger des ukrainischen Kinderchors und ihre Eltern die Gelegenheit, das historische Rathaus und die obere Rathaushalle von innen zu bewundern. Sie waren zur Mitgestaltung des Empfangs „Gemeinsam für die Ukraine: Ein Abend der Begegnung“ eingeladen worden, zu dem Gäste des Ukrainischen Generalkonsulats Hamburg, die Direktorin für internationale Zusammenarbeit der Stadt Odessa/ Ukraine, das „UNITY Center UA“ und weitere Persönlichkeiten und Initiativen aus der Bremer Politik, Kirchen, Verbänden und Unternehmen zugegen waren. Umrahmt wurde die Festveranstaltung vom Ukrainischen Frauenchor GLORIA, der mit populären ukrainischen und deutschen Liedern eine musikalische Brücke zwischen den Kulturen schlug.

Und mitten im Programm begeisterte der ukrainische Kinderchor unter Leitung von Dipl. Chormeisterin Anna Chulkova mit seinem Können. Vor so großem internationalen Publikum an historischer Stelle zu singen, war ein Erlebnis der besonderen Art, und die Gäste honorierten ihre fröhlichen Lieder mit anhaltendem Applaus.

So wurden die kleinen Sänger und Sängerinnen auch zu Vertretern des Sozialwerks Bremen, das bereits vor Ausbruch des Krieges eine Initiative für Mütter mit behinderten Kindern in Charkiw/ Ukraine unterstützte. Von Kriegsbeginn an half das Sozialwerk mit geeignetem Wohnraum für geflüchtete ältere und beeinträchtige Menschen, mit Möbelspenden und deren Transport, sowie mit diversem Hausrat und Bekleidung. Bis dato engagieren sich eine ganze Reihe von Mitarbeitenden des Sozialwerks ehrenamtlich und leisten diverse persönliche Unterstützung. Neben dem integrativen Kinderchorprojekt mit Elterncafé auch bei der Übersetzung und Bearbeitung von Dokumenten und Anträgen, damit die Integration in unsere Gesellschaft gelingen kann.

Allen freiwilligen Helfern und Spendern, die sich unermüdlich für ukrainische Geflüchtete engagieren, galt das große DANKESCHÖN des Bremischen Bürgermeisters und der Vertreter des Ukrainisches Staates. Gepaart mit der großen BITTE, mit Ausdauer und Weitblick nicht in diesem Engagement nachzulassen, auch dann, wenn die Kampfhandlungen hoffentlich bald ein Ende finden.

Andrea Hammer, Ph.D.

Letzte Regieanweisungen von der Chormeisterin

 

Gemeinsam für die Ukraine: Ein Abend der Begegnung im oberen Rathaussaal

 

Ach du lieber Nikolaus!

Nikolauslaufen, das gibts nur in Bremen und umzu. In vielen Stadtteilen war am 6. Dezember die Hölle los. So auch in Findorff, wo kaum ein Durchkommen für Menschen auf Rädern war – so viele verkleidete Kinder und Eltern waren auf den Straßen unterwegs.

Vor unserem Kinder-Secondhand-Laden Find.us bildete sich wie jedes Jahr an diesem Tag eine lange Schlange. Alle wussten, dass es hier etwas Besonderes gibt: Kuscheltiere. Für ein Gedicht oder ein Lied durfte sich jedes Kind eins aussuchen, manchmal auch zwei, wenn die Wahl auf ein besonders kleines Stofftier fiel. Die Eltern nutzten die Gelegenheit, sich im Laden umzusehen, die Kinder schlossen schockverliebt mit dem neuen Lieblingstier Freundschaft.

Find.us gehört dem Verein Menschenskinners!, der außerdem vier Kitas und das Mutter-Kind-Haus Bethanien in Findorff betreibt. Letztes Jahr hat sich der Verein dem Sozialwerk angeschlossen. Die ehrenamtlich tätigen Damen bei Find.us sichten, sortieren und arrangieren Kinderkleidung, Spielzeug, Bücher und alles, was man so braucht rund ums Kind, und bieten die gespendeten, oft fabrikneuen oder sehr gut erhaltenen Sachen für sehr wenig Geld an. Von jedem Verkauf geht ein Teil an das Haus Bethanien. So ist allen geholfen.

Schon beginnen die Mitarbeiterinnen, wieder Stofftiere zu sammeln. Der nächste Nikolaustag kommt bestimmt.

 

 

 

Dry January

Mach doch mal ne Pause

Die Feiertage stehen vor der Tür. Auf dem Weihnachtsmarkt locken Glühwein und Punsch. Zum Festtagsessen gehört für viele das ein oder andere Glas Sekt oder Wein dazu. Und Silvester wird das vergangene Jahr in der Regel mit vielen Prozenten verabschiedet.

Der Dezember ist also oft feuchtfröhlich, und schnell bleibt es in geselliger Runde nicht bei einem Glas. Klar, das ist alles erlaubt, und niemandem soll der Spaß verdorben werden. Doch schnell verlieren wir an Feiertagen das Maß und schlagen über die Stränge.

Fakt ist: Alkohol schadet der Gesundheit. Schließlich handelt es sich um ein Zellgift. Deshalb hat die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse zur Schädlichkeit von Alkohol jetzt ihre Empfehlungen zum Umgang mit Alkohol angepasst:

 „Alkoholkonsum sollte von jeder Person reduziert werden, unabhängig davon, wie viel sie trinkt. Am besten ist es, keinen Alkohol zu sich zu nehmen. Alkoholische Getränke bergen Risiken, wenn es um die physische Gesundheit der Menschen geht.“

Wie wäre es also mit einem „Dry January“?

31 Tage lang keinen Alkohol trinken – und zwar keinen Tropfen. Die Idee hinter dem „trockenen Januar“ ist, dem Körper nach dem Dezember mit all seinen oft feuchtfröhlichen Feiern eine Ruhepause zu gönnen.

Die Gesundheitskampagne stammt aus Großbritannien. Dort ist Alkoholkonsum eine der häufigsten Todesursachen. Um dagegen anzukämpfen, hat die Organisation „Alcohol Change UK“ im Jahr 2013 den ersten Dry January ins Leben gerufen.

Mit einer Pause vom Alkohol tue ich meiner Gesundheit etwas Gutes. „Jeder Tag hilft“, sagt Oliver Pogarell, Professor und leitender Suchtmediziner an der Klinik der LMU München.

Der Dry January ist auch eine gute Gelegenheit, innezuhalten und die eigenen Trink-Gewohnheiten zu hinterfragen. Schließlich merkt man bei einem bewussten Verzicht, wie oft man tatsächlich zu Alkohol greift.

Vielleicht findest du ja noch Freunde oder Familienangehörige, die mitmachen wollen?

Und falls du Interesse hast, mehr von dieser Kampagne zu erfahren, dann schau doch mal hier: https://www.dryjanuary.ch/de

In diesem Sinne wünsche ich dir viel Erfolg!

Simone Vogt, Ansprechperson für Suchtfragen

 

Zwei Schüler und eine Schülerin: Drei von der Mentor ganz groß

Kurz vor den Sommerferien ereignete sich am Grambker Sportparksee ein dramatischer Badeunfall, bei dem drei Kinder zwischen fünf und acht Jahren fast ums Leben gekommen wären.
Alle drei waren bereits leblos und reanimationspflichtig, als sie von Allessandro, Matti und Lotta (der großen Schwester von Matti) aus dem Wasser geborgen wurden. Es war Rettung in letzter Sekunde, bestätigten die Einsatzkräfte noch am Unfallort.

Auch wenn jetzt schon ein paar Wochen ins Land gezogen sind, gehen die Erzählungen der Kids dem Zuhörer noch immer unter die Haut.

Amira berichtet eindrucksvoll, wie sie an Land eines der Kinder wiederbelebt hat. Auf die Frage, woher sie wisse, wie man reanimiert, erzählt sie stolz, dass sie bei der Jugendfeuerwehr Burgdamm ist und dort vor einiger Zeit ihren Erste-Hilfe-Schein gemacht hat.

Unterstützt wurden die jungen Retter und Retterin von drei Erwachsenen, die sich zu dieser Zeit in Ufernähe aufhielten und die verzweifelten Hilferufe hörten und beherzt eingriffen. Drei von vielen anderen Badegästen, die nicht geholfen haben. Matti erzählt immer wieder, wie erschreckend er es gefunden hat, dass es so viele Gaffer gab, die, anstatt zu helfen, ihre Handys rausgeholt und gefilmt haben.

237 Menschen sind in diesem Jahr bereits bei Badeunfällen in Deutschland ums Leben gekommen, sieben davon in Bremen. Eine Statistik, die zum Nachdenken anregt. Sicherlich sind die Gründe unterschiedlich. Übermut, mangelnde Schwimmkompetenz, Vernachlässigung der Aufsichtspflicht oder fehlende Zivilcourage spielen die größte Rolle. Dabei sind es gerade die ersten Minuten nach einem Unglück, die über den Erfolg der Reanimation und mögliche Folgeschäden entscheiden. Es gilt, die Zeit von Ereignis bis Eintreffen der Rettungskräfte, so gut es geht, zu überbrücken. Sicherlich ist es nicht leicht, die eigene Angst, etwas falsch zu machen, zu überwinden, aber nur, wer wegsieht und nichts tut, macht etwas falsch!

Am 09. August 2024 wurden die Mentor-Schüler, Lotta und die drei erwachsenen Helfer von Senator Ulrich Mäurer öffentlich belobigt. Eine Anerkennung, die zwischen 2004 und 2023 nur 33 Personen erhalten haben. Stolz nahmen alle Retter und Retterinnen ihre Urkunden entgegen und beantworteten die Fragen der anwesenden Presse.

Wir sagen noch einmal allen Helfern und Helferinnen herzlichen Dank für euer beherztes Eingreifen und eure großartige Zivilcourage. Ihr könnt sehr stolz auf euch sein – wir sind es in jedem Fall.

Daniela Wulf

 

Kinderchor auf dem Bremer Marktplatz

Das muss gefeiert werden: Am 24. August ist der Tag der ukrainischen Unabhängigkeit, und das wird jedes Jahr im In- und Ausland fröhlich gefeiert. Auch in Bremen gab es dazu eine Kundgebung und musikalische Darbietungen auf dem Marktplatz. Für den ukrainischen Kinderchor, der seit zwei Jahren im Sozialwerk Bremen beherbergt ist, hieß das: Bühne frei! Die Kinder begeisterten Hunderte von Menschen, motivierten zum Mitsingen und brachten ihre Verbundenheit zu ihrem Heimatland musikalisch zum Ausdruck.

Am Abend stand die Unabhängigkeit der Ukraine im Mittelpunkt eines ökumenischen Gottesdienstes, an dem u.a. der Bremer Bürgermeister Bovenschulte und die Präsidentin der Bremischen Ev. Kirche Bosse klare Worte gegen den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine fanden. Gemeinsam wurde für den Frieden gebetet, und im Anschluss gab es ein Konzert des ukrainischen Frauenchors GLORIA.

Ein herzliches Dankeschön an Anna Chulkova, ukrainische Chormeisterin, die seit vielen Jahren im Sozialwerk tätig ist, und an die Freiwilligen, die die wöchentlichen Chorstunden und das parallel stattfindende Elterncafé erst möglich machen. Das Chorprojekt ist ein Teil der Ukrainehilfe des Sozialwerks, wo beeinträchtigte Menschen geeigneten Wohnraum, Möbelhilfen und Unterstützung bei Behördenangelegenheiten bekommen.

Weiterer Dank gilt der „Aktion Deutschland hilft“, dem „Paritätischen Wohlfahrtsverband Bremen“, der Sparkasse und PSD Bremen und der Sparda Bank Hannover, deren Spenden die musikalische Förderung der Kinder ermöglichen.

Pastorin Andrea Hammer, Ph.D

 

Sommerfest 2024

Wo sich sonst nur Maulwürfe vergnügen, rückten Foodtrucks, Musikinstrumente, Bühne, Tische, Bänke und weiteres schweres Gerät an: Sommerzeit – Feierzeit! Am 23. August 2024 feierte das Sozialwerk sich selbst und miteinander. Über 400 Mitarbeitende strömten auf den grünen Festgrund am Grambker See, um den warmen Sommerabend, das breite gastronomische Angebot und die vielen fröhlichen Begegnungen zu genießen. Ganz besonders wurde der neue Zuwachs – Menschenskinners! – im Sozialwerk begrüßt, der seit einigen Monaten den Bereich Jugend & Familie vergrößert. Gesegnet wurden alle, von der Bühne und von oben: Der drohende Sturm legte sich schlagartig zum Festbeginn, und die Regenwolken zogen vorbei.

Vorstand Matthias Bonkowski entrollte dann, was viele nun endlich sehen wollten: das neue Logo. Rund und bunt schmückte es die Bühne – und die Geschenke, die aus dem frisch beklebten Bus an alle verteilt wurden. Möge das moderne und farbenfrohe Design eine frische Brise in die Unternehmenskommunikation bringen.

Musik querbeet beschallte die einsetzende Dämmerung und sorgte für ein beschwingtes Sommerfest, bei dem sicher niemand zu kurz kam, außer den Maulwürfen, deren Behausungen plattgetreten wurden. Aus Sicht der Maulwürfe war es kein guter Abend. Für alle anderen, die da waren: Ein rundum gelungenes Sommerfest!

Fotos: ©Andreas Schäfer

 

Hauptgewinn: Klassenreise nach Schottland

Welcher schottische Schauspieler spielte James Bond? Wann wurde Nessie zum ersten Mal gesichtet? Und welche Zutat kommt ins schottische Frühstücksporridge, aber nicht ins englische?

Die 8. Klasse der MENTOR Privatschule fand die Antworten – und noch viele mehr – heraus und holte damit den Hauptgewinn im Schottland-Quiz des Reiseveranstalters für Klassenfahrten, CTS-Reisen. Sechs Tage Edinburgh für die ganze Klasse!

Die Glücksfee zauberte einen modernen Reisebus samt Fahrer herbei, der die Reise kundig und sympathisch leitete. Der Auftakt: eine „schön-schaukelige“ Nordsee-Überfahrt bei trübem Wetter, ab der schottischen Grenze dann nur noch Sonne. Die Hauptstadt beeindruckte mit mittelalterlicher Pracht und mystischem Flair, beides geballt auf der „Royal Mile“, die die SchülerInnen auf Harry Potters Spuren entlangliefen. Geschichten und Anekdoten sollen sich hier zugetragen haben, die alle in den Bann zog. Das Herzstück des mittelalterlichen Edinburgh inspirierte auch die Autorin J. K. Rowling. Die vielen abzweigenden Gassen sind eng, oft von historischen Gebäuden flankiert und überbaut, – wer fühlte sich da nicht an die „Winkelgasse“ erinnert, in der Harry Potter seinen ersten Zauberstab erstand?

Am nächsten Tag ging es auf eine wunderschöne Küstenwanderung am Forth of Fife. Durch Höhlen, über Felsen, am (und sogar durchs) Wasser führte die Route ins Fischerdörfchen Anstruther an Schottlands Ostküste. Zum Abschluss gab es fangfrischen Fish & Chips, klassisch mit Salz und Essig oder mit Ketchup für den deutschen Gaumen. Britische Inselkultur in Reinform bei eher untypisch sonnigem schottischen Wetter! Der Blick über die glitzernde See und die beeindruckende Landschaft bleibt definitiv in positiver Erinnerung.

Schottische Kronjuwelen und das Kriegsgefangenenmuseum gab es am letzten Tag in Edinburgh zu sehen, als sich für die Klasse die Tore der eindrucksvollen Burg öffneten. Von hier reichte der Blick über die ganze Stadt und das weite Umland. Nach so viel Landschaft und Geschichte gab es zum Abschluss ein sehr modernes Highlight, das „Dynamic Earth Science Centre“. Die SchülerInnen gingen interaktiv auf Entdeckungsreise und erkundeten unseren faszinierenden Planeten, die Entstehungsgeschichte vom Urknall bis heute, die geologische und biologische Vielfalt, effektvoll visualisiert und technisch beeindruckend nahe gebracht. Eine Reise durch die Zeit in einer „Zeitmaschine“, ein toller 3D-Film und ein Planetarium mit Rundum-Projektion, die die elementare Bedeutung von Satellitentechnik erläuterte – „aufregend und spannend!“.

Ein letztes Mal saugten die SchülerInnen die Stimmung der Hauptstadt auf, besorgten Souvenirs und verabschiedeten sich von Edinburgh in Richtung Nordengland, zur Fähre in Newcastle. Alnwick Castle liegt am Weg und wurde „mitgenommen“: das Schloss – nach Windsor Castle das zweitgrößte Englands – war schon Drehort für etliche Filme, vor allem für die Harry-Potter-Reihe, wo es als Außenansicht der berühmten Schule für Hexerei und Zauberei diente (zu sehen bei Harrys erstem Flugversuch und beim Quidditch-Training). Wer hätte gedacht, dass die Reise zum Abschluss noch tatsächlich nach Hogwarts führen würde…

Ihr Schottland-Abenteuer wird die 8. Klasse nicht vergessen, die vielen Eindrücke wirken nach. Alle sind gut wieder in Bremen angekommen und brachten ihre persönlichen Erinnerungen und Highlights dieser besonderen Reise mit nach Hause. Fazit: Wahrlich ein absoluter Hauptgewinn!

 

Angehörige von Suchtkranken

Sucht ist eine Erkrankung, die nicht nur die suchtkranke Person selbst betrifft, sondern auch massive Auswirkungen hat auf das Leben der Angehörigen. Vor allem die Partnerin bzw. der Partner und die Kinder, aber auch Eltern und Geschwister leiden in der Not, mit ansehen zu müssen, wie die Sucht den Menschen mehr und mehr zerstört. Oft jahrelang versuchen sie, in hohem persönlichen und auch finanziellen Einsatz die Sucht des geliebten Menschen „in den Griff“ zu bekommen und sie oder ihn zu retten.

Eigene Bedürfnisse, Gefühle und Interessen werden oft so lange vernachlässigt, bis Angehörige selbst seelisch oder körperlich krank werden, weil ihr Denken, Fühlen und Handeln nur noch um das suchtkranke Familienmitglied kreist. Schlimmstenfalls wird das eigene Leben vollständig von der Sucht dominiert. Darum ist Sucht eine Familienkrankheit.

Manchmal verhalten sich Angehörige in Unkenntnis der Krankheit so, dass die Beibehaltung der Sucht begünstigt wird. Experten und Expertinnen sprechen dann von „suchtbegünstigendem Verhalten“ und schlagen vor, diesen Begriff zu benutzen statt den Begriff der „Co-Abhängigkeit“, der Angehörigen eine Schuld an der Aufrechterhaltung des Suchtverhaltens sowie eine eigene psychische Erkrankung unterstellt.

Was ist suchtbegünstigendes Verhalten?

  • Leugnen, Wegschauen, Vertuschen, Bagatellisieren: Dies geschieht in der Regel aus Scham und um den suchtkranken Menschen zu beschützen.
  • Die Schuld bei sich suchen und damit die suchtkranke Person aus der Eigenverantwortung entlassen
  • Versuche, den Konsum zu kontrollieren oder zu verhindern, z. B. angebrochene Schnapsflaschen mit Wasser aufzufüllen, lassen den kranken Menschen nur immer raffiniertere Wege finden, das Suchtmittel zu konsumieren und den Konsum zu verheimlichen.
  • Der suchtkranken Person Aufgaben und Verantwortung abnehmen: z. B. beim Arbeitgeber krankmelden oder die Schulden des suchtkranken Kindes begleichen oder die Verwüstungen beseitigen, die im Rausch angerichtet wurden

Und was hilft? Tipps zum Umgang mit suchtkranken Angehörigen:

  • Sprich es an, wenn du das Gefühl hast, dass die betroffene Person zu viel konsumiert oder suchtproblematische Verhaltensweisen entwickelt – ohne Vorwürfe zu machen oder zu belehren.
  • Akzeptiere, dass Sucht eine Erkrankung ist, keine böse Absicht oder Charakterschwäche. Ihre Überwindung braucht viel Zeit und Kraft.
  • Verabschiede dich von Schuldgefühlen: Auch wenn in eurer Beziehung nicht alles glatt gelaufen ist: Du bist nicht schuld an der Suchterkrankung.
  • Übernimm Verantwortung für dein eigenes Leben: Lass die Sucht nicht zu deinem Lebensmittelpunkt werden. Kümmere dich um deine eigenen Bedürfnisse und Interessen. Achte auf deine Gesundheit.
  • Such dir Hilfe. Wende dich an eine Beratungsstelle und nimm die Unterstützung einer Selbsthilfegruppe für Angehörige von Suchtkranken in Anspruch.

Suchterkrankungen sind leider häufig noch ein Tabu. Das Thema anzusprechen, fällt darum schwer. Man fürchtet, den anderen zu beschämen, zu Unrecht zu verdächtigen und zu kränken. Doch Nichtstun und Wegschauen ist keine gute Option. Von allein wird sich das Problem nicht lösen. Nur wenn jemand der/dem Betroffenen den Spiegel vorhält, erhält sie/er den Impuls, sich mit dem Problem zu befassen.

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Ich stehe für Information und Beratung zur Verfügung: Simone Vogt, Betriebliche Suchtkrankenhelferin, Telefon 61 90 – 187

Unser Verband wird 100

2024 ist ein besonderes Jahr für Menschenrechte und Demokratie. Ganz Deutschland feiert 75 Jahre Grundgesetz! Und bereits 25 Jahre vor diesem historischen Meilenstein wurde der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband gegründet, der sich für Demokratie und Menschenwürde stark macht.

Seit 100 Jahren steht „Der Paritätische“ für eine „demokratische, offene, vielfältige Gesellschaft, an der alle Menschen gleichwürdig teilhaben und Schutz erfahren – unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht, sozialer oder ethnischer Herkunft, Alter, Religion oder Weltanschauung, sexueller Identität, materieller Situation, Behinderung, Beeinträchtigung, Pflegebedürftigkeit oder Krankheit“ (Zitat: Homepage). Die Mitgliedsorganisationen verbindet die Idee der Parität, der Gleichwertigkeit aller in ihrem Ansehen und ihren Möglichkeiten.

Das Sozialwerk ist stolz auf die Mitgliedschaft im Paritätischen und gratuliert herzlich zum 100. Geburtstag.

 

Weihnachten im Schuhkarton

Andrea und Burkhard Orlovsky feiern ihr 25-jähriges Engagement für die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“. „Silberhochzeit“, sagt sie lachend. Doch jetzt ist Schluss. Sie verkaufen ihr Haus und verkleinern sich. Das Bremer Paar betreute seit 1998 mit großer Hingabe das Projekt, das zu Weihnachten Geschenke an Kinder verteilt, deren Weihnachtsfest nicht durch eine Fülle von Gaben, sondern durch Entbehrung und Not geprägt ist.

In ihrer Garage lagerten zeitweise bis zu 1000 Kartons mit liebevoll gepackten Geschenkkartons, bevor sie dann an eines der vier Zentrallager in Deutschland gebracht wurden.

Seit 1993 gibt es „Weihnachten im Schuhkarton“, die Aktion der Hilfsorganisation „Samaritan’s Purse e.V.“ Weltweit  werden jedes Jahr Millionen bedürftiger Kinder in über 160 Ländern und Regionen beschenkt. Die Päckchen aus dem deutschsprachigen Raum gehen meistens an osteuropäische Länder.

Bei der Aktion wird durch die Spender:innen ein Schuhkarton mit Geschenkpapier beklebt und mit kleinen Geschenken gefüllt: Spielzeug, Hygieneartikel, Schulsachen und Kleidung. Ein Flyer informiert über die zollrechtlich zulässigen Dinge, die eingepackt werden dürfen. Zum Schluss wird der Karton mit dem Deckel und einem Gummiband verschlossen, aber nicht zugeklebt, denn Andrea Orlovsky öffnet jeden Karton und prüft ihn auf Zulässigkeit und Vollständigkeit, korrigiert oder ergänzt den Inhalt entsprechend. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Zoll macht es inzwischen möglich, dass sie anschließend die Kartons fest verschließen darf und der Zoll zur Kontrolle nur noch Stichproben macht und einzelne Kartons öffnet. Ein Aufkleber, der dem Flyer entnommen werden kann, wird auf den Karton aufgeklebt und informiert, ob das Geschenk für einen Jungen oder ein Mädchen gedacht ist und für welche Altersgruppe.

Von der Tagesstätte Nord bekommen die Orlovskys seit vielen Jahren handgefertigte Strickwaren und andere Sachspenden, mit denen sie die gespendeten Kartons komplettieren können. Auch in diesem Jahr ist wieder ein ganzer Tisch voller Gaben zusammengekommen. Anlässlich ihres Abschieds zeigten die beiden den Gästen der offenen Einrichtung für psychische beeinträchtigte Menschen in Vegesack Dias und Filmsequenzen ihrer Reise nach Weißrussland im Jahr 2018. Die Gäste waren bewegt von der Armut im Land und der Freude in den Augen der Empfangenden vor Ort. Auf einigen der Bilder entdeckten sie ihre selbstgestrickten Socken, Mützen und Schals und freuten sich über die gelungenen Überraschungen zum Weihnachtsfest.

Andrea Orlovsky berichtete von der guten Organisation der Verteilung im Empfängerland. Die christlichen Gemeinden mit ihrem gut funktionierenden Netzwerk seien eine unverzichtbare Hilfe bei der Verteilung. Teils würden die Geschenke an die Kinder verteilt, die sich im Gemeindehaus einfinden. Aber die Reisegruppe, der sich die Orlovskys angeschlossen hatten, besuchte auch Familien zu Hause und bekam Einblicke in die große Not alleinerziehender Elternteile, behinderter Kinder oder von Suchtstrukturen geschädigter Familien.

„Wie kann ich mithelfen?“, ist wohl die meistgestellte Frage an Andrea Orlovsky, wenn sie die Arbeit in Schulen, Seniorenheimen oder anderen Einrichtungen vorstellt und für die Geschenkaktion wirbt. Und für diese Frage ist sie gewappnet: „Selber ein Paket packen, ein gepacktes Geschenk kaufen, sich zusammentun und ein Geschenk packen, beim Packen helfen oder Geschenke transportieren.“ Viele haben sich von den Orlovskys begeistern lassen. Und so lassen auch die Zahlen der letzten Aktion sich sehen: 10 Millionen Pakete wurden weltweit gepackt und ausgeliefert, 291.554 Pakete davon im deutschsprachigen Raum. Aus Bremen kamen dabei knapp 2000 Stück, aus Bremen-Nord 472.

Gepackt werden kann das ganze Jahr, eingesammelt werden die Geschenke in den ersten beiden November-Wochen. Infos über die Aktion und über die nächste Sammelstelle gibt es unter: www.weihnachten-im-schuhkarton.org