Jürgen Rohde

Abschied und Aufbruch

Nach 32 Dienstjahren geht Jürgen Rohde am 31. August 2022 in den Ruhestand. Zu seinen Ehren fand am 26. August in Gröpelingen eine Festveranstaltung statt.

Die Abschiedsfeier stand unter dem Motto des Pilgerns. Der in seiner Freizeit mit Leidenschaft pilgernde Jürgen Rohde hatte sich sehr über die im Hause gestaltete Einladungskarte gefreut, die ein Pilgermotiv des Malers und Pilgers Christian Seebauer zeigte. „Diese Karte hat den Ausschlag gegeben, dass ich mich auf die Feier gefreut habe – vorher war es für mich halt eine Veranstaltung, die ich über mich ergehen lassen muss“, so der langjährige Mitarbeiter, Bereichsleiter und Mitglied der Geschäftsleitung.

Dr. Matthias Bonkowski, Vorstand des Sozialwerks und Geschäftsleitungs-Kollege, gab zunächst einen Rückblick auf den beruflichen Werdegang Rohdes, der 1990 in der Heimstätte am Grambker See im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme begann. Der ausgebildete Kaufmann und diplomierte Psychologe zeigte schnell seine Qualifikationen und sein Engagement und wurde bald therapeutischer Leiter der sozialpsychiatrischen Abteilung, daraufhin Gruppen- und schließlich Einrichtungsleiter der Einrichtung. Als er in die Geschäftsleitung berufen wurde, führte er mit dem Gründer des Sozialwerks, Heinz Bonkowski und dem Leiter der Verwaltung, Armin Hein, das Sozialwerk und hatte Anteil am starken Wachstum und der guten Wirtschaftlichkeit des Unternehmens. Rohde war maßgeblich am Bau und der Eröffnung des Seniorenzentrums am Oslebshauser Park beteiligt. Seit 2010 wurde er unter dem neuen Vorstand des Sozialwerks, Dr. Matthias Bonkowski, Leiter der Seelischen Gesundheit, Geschäftsführer der hundertprozentigen Tochterfirma ArBiS Bremen gGmbH (ArBiS steht für Arbeit, Bildung und Soziales) und Vorstand der Mentor-Stiftung.

Jörg Utschakowski vom Referat Pyschiatrie und Sucht, der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz, gab seiner Anerkennung für die Verdienste Jürgen Rohdes Ausdruck. Er sprach wertschätzend von dessen Engagement und gab ihm für den neuen Lebensabschnitt gute Wünsche mit auf den Weg.

Zahlreiche Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter aus dem Sozialwerk erzählten aus dem gemeinsamen Erleben und gaben dem scheidenden Kollegen und Chef gute Wünsche mit auf den weiteren Lebensweg.

Jürgen Rohde schilderte seinen Werdegang im Sozialwerk mit Höhen und Tiefen aus seiner Sicht. Er betonte, wie wichtig ihm das jährliche Pilgern in seiner Urlaubszeit war, wodurch er immer wieder Klarheit für anstehende Entscheidungen bekam. Auf einer seiner Wanderungen lernte er seine jetzige Lebensgefährtin kennen, mit der er auch schon seine nächste Pilgerreise plant.

Pastorin Andrea Hammer sprach anschließend einen Pilgersegen. Als kleines Geschenk für jeden Gast hatte Jürgen Rohde eine Jakobsmuschel mitgebracht. Auf die Innenseite der Muscheln hatte er jeweils einige Worte geschrieben, wie „Höre auf dich“ oder „Ja“.

Sängerin Daniela Wruck und Pianistin Marion Erdmann sorgen mit Stücken wie „I did it my way“ von Frank Sinatra und „Je ne regrette rien“ für eine allgemeine Wohlfühlatmosphäre.

Den sinnbildlichen Staffelstab übernimmt nun Nicole Nullmeyer. „Ich verdanke meine Förderung und Entwicklung dem umsichtigen Blick von Jürgen Rohde, dessen Anliegen es immer war, das Beste für unsere Klientinnen und Klienten zu suchen und Mitarbeitende bestmöglich zu fordern und zu fördern“, so die neue Leitung des Bereiches Seelische Gesundheit im Sozialwerk und Mitglied der Geschäftsleitung.

Im Kaminsaal in Gröpelingen fand die Abschiedsfeier für Jürgen Rohde statt.

Nicole Nullmeyer (li.) wird die Nachfolgerin von Jürgen Rohde.

Für jeden Gast hatte Jürgen Rohde eine Jakobsmuschel mit einer individuellen Botschaft mitgebracht.

Schulleiter Michael Borchers

60 Jahre Privatschule MENTOR

„Früher waren wir eine Schule der zweiten Chance, heute sind wir für viele die Bildungsalternative der ersten Wahl.“

So fasst Michael Borchers, Schulleiter der Privatschule MENTOR die wendungsreiche Geschichte der Schule anlässlich des 60. Jubiläums zusammen.

Am 17.06.2022 wurde das Jubiläum mit über 60 geladenen Gästen aus dem Umfeld der Schule sowie dem Bremer Bildungsbereich gefeiert.

Die Veranstaltung wurde durchgehend live von musikalischen Beiträgen der Sängerin Daniela Wruck und der Pianistin Marion Erdmann begleitet, die nach einem Sektempfang und der Begrüßung durch den Moderator Tobias Ennulat, mit einer Interpretation des Bette Midler-Klassikers „Wind beneath my wings“ den Ton setzten.

Der Vorstand des Sozialwerks der Freien Christengemeinde, Trägerverein der Privatschule Mentor, Dr. Matthias Bonkowski, begrüßte die Anwesenden und gab einen Überblick über die Entstehungsgeschichte der Privatschule. Als Nachhilfeprojekt des Kriegsverwundeten und späteren Schuldgründers Hans-Joachim Kranzfelder begann das Lehrinstitut im Jahr 1961 in der Bremer Innenstadt. Die nach dem weisen Lehrmeister Mentor aus Homers Odyssee benannte Schule, gelang nach mehreren Umzügen quer durch Bremen im Jahre 1988 in der Trägerschaft des Sozialwerkes und fand 1998 auf dem Gelände in Gröpelingen seinen endgültigen Standort.

Schulleiter Michael Borchers
Auf diesen kurzen Abriss der Geschichte berichtete Schulleiter Michael Borchers über die aktuelle Entwicklung der Schule, von der Möglichkeit, staatlich anerkannte Abschlüsse zu ermöglichen bis zur digitalen Ausrichtung und dem aktuellen Fokus auf wichtige Kernkompetenzen.

Herr Lars Nelson von der Bremer Senatorin für Bildung und Kinder würdigte die Privatschule Mentor in seinem Grußwort als Teil der Bremer Schullandschaft.

Medienpädagoge Markus Gerstmann vom ServiceBureau

Im Anschluss nahm der Medienpädagoge Markus Gerstmann vom ServiceBureau Jugendinformation den Faden des Schulleiters auf und hielt einen Fachvortrag über Digitalisierung und  „Sicheres Handeln mit digitalen Endgeräten“.

Buffet

Der Abschluss des Abends wurde nach einem weiteren Musikstück von Daniela Wruck und Marion Erdmann mit einem leckeren Büffet und viel Zeit zur Begegnung gestaltet. Persönlich und engagiert, wie es dem Wesen der Schule entspricht. Oder, wie es Schulleiter Borchers ausdrückte: „Wir sind eine normale Schule. Was uns von anderen unterscheidet: Hier wird jeder gesehen“.

Preisverleihung

Dem Hass keine Chance

Dieser Beitrag stammt von den Schülerinnen und Schülern der 8. Klasse der Privatschule MENTOR. Sie haben sich um den Jugendpreis, „Dem Hass keine Chance“ beworben, der jährlich von der Landeszentrale für politische Bildung organisiert wird.

 

Mit unserem Kunstprojekt zum Thema „JETZT ERST RECHT! Zusammen gegen Rassismus!“  haben wir einen Preis über 100€ von der Stadtbibliothek Bremen gewonnen. Zu der Preisverleihung wurden wir in die Obere Rathaushalle des Bremer Rathauses eingeladen, wo wir unser Projekt vor ausgewählten Gästen, wie der Senatorin für Kinder und Bildung, Frau Sascha Aulepp, dem Präsidenten der Bremischen Bürgerschaft, Herrn Frank Imhoff, und anderen Teilnehmer*innen präsentieren durften. Anschließend gab es in der Festhalle noch einen Empfang mit O-Saft, und sogar einen Espresso für Jonas!

Unsere Lehrerin, die uns vorgeschlagen hatte, an dem Wettbewerb teilzunehmen, hat uns hilfreich unterstützt. Im Unterricht haben wir das Thema Menschenrechte besprochen, woraus dann unser Projekt entstanden ist. Es richtet sich gegen Rassismus und für Gerechtigkeit.

Der Besuch im Rathaus hat uns sehr gefallen. Die meisten von uns waren noch nie im Bremer Rathaus. Wir haben gesehen, wie es von innen aussieht und sind sehr begeistert.

Das Projekt der SchülerInnen ist jetzt im Eingangsbereich der Privatschule Mentor ausgestellt.

Wertschätzung im Sozialwerk

Uwe Dubbels war 20 Jahre im Sozialwerk und in der ArBiS tätig, bevor er im Mai in den Ruhestand ging. Weiterhin steht er seinem Team beratend zur Seite. Es war ihm eine Herzensangelegenheit, die empfangende Wertschätzung durch seinen Arbeitgeber zu würdigen. Hierzu verfasste er folgenden Text.

 

Wertschätzung

Zweimal jährlich lädt die Geschäftsleitung des Sozialwerkes Mitarbeiter, die 10, 15 oder mehr Jahre im Hause arbeiten, zu einem Jubilare-Essen ein.

Bei der Feier meines 20-jährigen Dienstjubiläums waren Dr. Matthias Bonkowski, alle Bereichsleiter und die Jubilare anwesend. Die Tische im Bauernhaus waren feierlich mit weißen Tischdecken, Blumen und Kerzen eingedeckt.

Nach der Begrüßung durch den Vorstand und einer kurze geistlichen Ansprache gab es Essen. Zu unserem Glück war gerade Spargelzeit. Zunächst gab es eine hervorragend abgeschmeckte Spargelcremesuppe, die dann nur noch übertroffen wurde durch das exzellente Buffet, von dem sich jeder nehmen konnte, was er wollte. Es gab frischen Spargel, mild geräucherten Schinken, Schnitzel, frische Kartoffeln, geklärte Butter und eine wunderbare Sauce Hollandaise. Zum Nachtisch wurde Eis mit frischen Erdbeeren gereicht. Alles in allem eine Meisterleistung unserer Küchenmitarbeiter. Wer wollte, gönnte sich dazu ein Glas Wein oder anderes. Die Gespräche am Tisch waren freundlich und fröhlich in gelöster Atmosphäre.

Nach dem Essen wurden die Jubilare einzeln von ihren jeweiligen Bereichsleitern geehrt. Für jeden gab es persönlich Worte, die zeigten, dass die Bereichsleiter wirklich jeden Mitarbeiter kennen und sich viele Gedanken gemacht haben. Es wurden Stärken, kleine Schwächen und besondere Erlebnisse erwähnt und Besonderheiten herausgestellt.

Zum Abschluss gab es noch für jeden eine Rose und eine Urkunde.

Dieser Abend hat mir sehr deutlich gemacht, dass im Sozialwerk kein Mitarbeiter – egal auf welcher Ebene tätig – in der Masse der mehr als 600 Mitarbeiter untergeht und wirklich jedem große Wertschätzung entgegengebracht wird.

Ich bin nach Hause gegangen in dem Gefühl, ein wichtiges Rädchen im großen Ganzen zu sein, das gesehen und geschätzt wird.

 

Vergeben statt vergelten

Ein nebeliger Novembertag im Jahr 1945. Die Hofgemeinschaft des Hofes Capelle im Bremer Blockland verbringt einen ruhigen Abend in Gesellschaft mit Verwandten. Nachdem alle zu Bett gegangen sind, wird das Haus überfallen. Zehn bewaffnete, junge Männern überfallen den Hof und plündern, was sie finden können. Es sind polnische Zwangsarbeiter, die nach Kriegsende zwar frei, aber heimat- und perspektivlos in der Kaserne in Gröpelingen hausen. Sie selbst sind deportiert worden, haben Verwandte und Freunde durch grausame Gewalt verloren. Nun plündern sie den Hof und üben Vergeltung für das, was ihnen angetan worden ist. Sie treiben alle Menschen des Hofes Capelle in den Keller und erschießen sie – von den Kindern bis zu den Großeltern. Auch die beiden Angestellten werden nicht verschont. Einzig Wilhelm Hamelmann stellt sich tot und schleppt sich, nachdem die Täter abgezogen sind, schwerverletzt zum zwei Kilometer weit entfernten Nachbarhof, wo er Hilfe findet.

Bei der Trauerfeier für seine ums Leben gekommene Familie lässt der schwer verwundete Wilhelm Hamelmann folgende Worte verlesen:

„Als in der schaurigen Nacht die Tragödie ihren Höhepunkt erreicht hatte und ich, an Leib und Seele wund, das Totenhaus verließ, da war mein Herz dennoch erfüllt von einem Frieden, den allein mein Gott mir schenken konnte. Das mir von Gott geschenkte unbedingte Gottvertrauen, gegründet auf Christus, ermöglichte es mir, alles zu ertragen und zu überwinden. Im Andenken an meine lieben Angehörigen muss ich eins bekennen: Unser Haus war stets ein Haus der Liebe, wo die Niedrigsten geachtet wurden und den Ärmsten Hilfe ward. Das soll auch weiterhin meinem Leben Leitstern sein.“

Die jungen Polen werden bis auf einen gefasst und nach damals geltendem, amerikanischem Recht verurteilt. Ein Angeklagter wird zu 40 Jahren, drei weitere Angeklagte zu lebenslanger Haft verurteilt. Vier der Täter bekommen das Todesurteil und werden auf einem Bremer Schießplatz hingerichtet. Der entkommene, neunte Täter, wird später gefasst und ebenfalls zu lebenslanger Haft verurteilt. Wilhelm Hamelmann muss noch im Krankenhaus seine Mörder identifizieren. Er setzt sich beim Hauptstaatsanwalt dafür ein, milde Urteile zu fällen.

1967 erfährt Wilhelm Hamelmann, dass drei der verurteilten Polen noch immer hinter Gittern sitzen. Er besucht sie und bittet anschließend beim US-Botschafter um ihre Begnadigung. Persönlich holt er sie nach ihrer Freilassung ab und bringt sie an einem sicheren Ort unter.

Die Ausstellung „Versöhnung im Alleingang“ behandelt die Geschehnisse des 21. November 1945. Helmut Dachale hat seine Recherchen über die Opfer, die zu Tätern wurden, in der 14 Banner umfassenden Ausstellung aufgearbeitet. Diese wird am 13. Mai 2022 ab 13 Uhr für die Schüler*innen der Privatschule Mentor, ab 14.30 Uhr für die Öffentlichkeit gezeigt. Ergänzt durch eingesprochene Zitate aus dem Tatsachenbericht von Wilhelm und einem Raum, der zum Hören von Podcasts zum Thema einlädt, bietet die interaktive Ausstellung viel Stoff zum Nachdenken und Reflektieren. Im Schüler*innencafé gibt es die Gelegenheit zum Austausch. Im Foyer kann das Buch von Wilhelm Hamelmann und die Broschüre zur Ausstellung erworben werden.

Die Ausstellung findet im Rahmen des 60-jährigen Jubiläums der Privatschule Mentor statt und bietet die Gelegenheit der Auseinandersetzung mit der Geschichte des Standortes. Auf dem Gelände des ehemaligen „Camp Tirpitz“ befindet sich heute die Schule in freier Trägerschaft sowie Einrichtungen des Sozialwerks der Freien Christengemeinde für Senioren, Kinder und Jugendliche und psychisch beeinträchtigte Menschen.

Das Foto zeigt acht der neun Täter beim Prozess am 1. März 1946.
Foto: Photo Bors/Weser Kurier, K. Stockhaus/Weser Kurier, Privatbesitz/Kulturhaus Walle

Nachhaltigkeit

Respektvoll
haus-wirtschaften

Die folgende Ansprache richtete die Leiterin der Hauswirtschaft des Sozialwerks zu Beginn der Gesamtleiterbesprechung am 8. März 2022 an ihre Kolleginnen und Kollegen. Viele von uns waren so bewegt von ihren Worten, dass der Text hier für alle veröffentlicht werden soll.

 

Guten Morgen. Heute hier die Andacht zu halten, hat mir schon etwas Kopfzerbrechen bereitet. Die Schwierigkeit ist ja: Worüber soll ich sprechen? Viele Gedanken gingen mir durch den Kopf, aber ich merkte: Es muss von Herzen kommen. Das machte die Auswahl nicht viel leichter, aber dann kam mir die Idee: Ich rede einfach über meine Lieblingssthemen: Hauswirtschaft und Nachhaltigkeit.

In unserer Hauswirtschaft im Sozialwerk und in der Hauswirtschaft allgemein nimmt die Nachhaltigkeit einen immer größeren Stellenwert ein. Ökonomie, Ökologie und soziale Werte bestimmen mehr und mehr unser Handeln. Wir setzen Ressourcen verantwortungsbewusst ein, nutzen Dosiersysteme für unser Reinigungsmittel, arbeiten mit Mikrofasertüchern aus Plastikflaschen, versuchen weitgehend auf Einweggeschirr zu verzichten und setzen Trinkwasserspender ein, um Plastik zu sparen und die Arbeit der Mitarbeitenden zu erleichtern. Doch es gib noch viel zu tun.

Nur wenige Generationen hat es gebraucht, um mit un­serem Energiekonsum das Klima und damit das Gleichgewicht unseres Ökosystems massiv und bedrohlich zu verändern. Denn der Klimawandel kommt nicht. Er ist da. Er ist in vollem Gange und immer stärker spür­bar. Wir bewegen uns auf eine drei Grad wärmere Welt zu. Die Folgen sind immens und sie sind schon heute deutlich: Die Gletscher schmelzen in rasan­tem Tempo, der Meeresspiegel steigt, Wetterex­treme wie Hitzeperioden, Hochwasser, Stürme oder Star­kregen nehmen zu – mit katastrophalen Folgen für Menschen, Tiere und Pflanzen.

Noch tun wir so, als könn­ten wir über die Natur herrschen und sie bis zum letzten Teil ausbeuten und vermarkten. Unsere Wirtschafts- und Lebensweise baut auf stän­digem Wachstum auf, das uns scheinbar kaum eine andere Wahl lässt, als alles aus dem Boden, den Tieren, den Pflanzen herauszuholen. Da wird so lange Gift gespritzt, bis Insekten und Bienen aussterben; da werden Tiere, die wir nicht brau­chen, wie Müll geschreddert; da wird der Ozean mit Plastikmüll zugeschüttet, bis die Fische darin verenden; da wird so viel CO2 in die Luft geblasen, bis das Klima sich so aufheizt, dass es auch das menschliche Leben mehr und mehr gefährdet.

Es wird höchste Zeit, dass wir umdenken und uns nicht mehr länger als Herrscher über die Natur ver­stehen, sondern als Teil der Natur, der auf sie ange­wiesen ist. Es wird höchste Zeit, dass wir nicht von oben auf die Mitgeschöpfe herabsehen, sondern dass wir sie auf Au­genhöhe mit Respekt und Achtung betrachten. Ich denke, dass die besondere Aufgabe von uns als Christen darin besteht, zu einer anderen Haltung aufzurufen und diese auch selbst vorzuleben. Eine Haltung, die nicht mehr den Menschen als Mittelpunkt des Universums sieht, um den sich al­les dreht. Sondern eine Haltung, die von Dankbar­keit und Ehrfurcht gegenüber Gott und von Ach­tung gegenüber der Mitschöpfung geprägt ist. Gott hat diese wunderbare Erde geschaffen. Sie gehört ihm, nicht uns. Er hat sie als Lebensraum für viele Geschöpfe geschaffen, nicht für uns Men­schen allein.

Den Auftrag Gottes, die Erde zu bebauen und zu bewahren, haben wir Menschen in nahezu selbst­zerstörerischer Weise missbraucht. Diese Haltung verändert auch den Blick auf die Schöpfung. Die Erde, die Luft, das Wasser, die Tiere und Pflanzen sind Geschöpfe, die uns tra­gen und ernähren. Wir sollten ihnen dankbar sein, dass sie das bisher so zuverlässig für uns getan ha­ben, sie als Mitgeschöpfe achten und wertschät­zen. Diese Haltung, die nicht länger den Mensch als Mit­telpunkt der Schöpfung sieht, verändert auch die Sicht auf manche biblischen Texte.

Wenn wir uns zum Beispiel die Schöpfungsge­schichte im 1. Buch Mose 1 genau anschauen, dann wird dort deutlich: Der Mensch ist ganz besonders ab­hängig von den anderen Geschöpfen. Dass der Mensch als Letztes geschaffen wurde, wurde Jahr­hunderte lang so gedeutet, dass er eben die Krone der Schöpfung sei, für den alles andere geschaffen wurde. Von der Krone der Schöpfung steht aber nichts in der Schöpfungsgeschichte. Dass er als Letztes geschaffen wurde, zeigt vielmehr, wie sehr er von den anderen Geschöpfen abhängig ist, von der Erde, die ihn ernährt, von den Pflanzen und Tieren, von Luft und Wasser. Nicht der Mensch ist die Krone der Schöpfung, sondern der Sabbat. Am siebten Tag vollendete Gott seine Schöpfung – so heißt es in 1. Mose 2,1. Erst durch den Sabbat wird die Schöpfung vollendet.

Ich denke, dass damit nicht nur etwas über die Schöpfung am Anfang gesagt wird, sondern auch über die Schöpfung Gottes in der Gegenwart und der Zukunft. Mit dem Sabbat als der Vollendung der Schöpfung wird etwas über die Zukunft gesagt. Als Christen hoffen wir darauf, dass Gott uns von unseren Schuldverstrickungen befreien und uns neue Anfänge schenken kann. Mehr noch, wir glauben an die Verheißung eines neuen Himmels und einer neuen Erde. „Siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen“ – so heißt es zum Beispiel im Buch Jesaja in der Bibel.

Dieser neue Himmel und die neue Erde, die angekündigt werden, sind also nicht nur etwas Zukünftiges, sondern auch schon etwas Gegenwärtiges. Sie beginnen mit dem Wirken Jesu, mit seinem Tod und seiner Auferstehung. Die neue Erde und der neue Himmel entstehen dort, wo Gott gegenwärtig ist, wo das Leben geachtet und geschützt wird, wo Liebe und Achtsamkeit größer sind als Gleichgültigkeit und Hass. Und diese Neuschöpfung umfasst die ganze Schöp­fung, nicht nur den Menschen. Im Römerbrief le­sen wir, dass auch die Schöpfung sich nach Erlö­sung sehnt. Der Mensch wird also nicht von der Erde erlöst, sondern mit ihr zusammen.

Der Auftrag an den Menschen, Gottes Schöpfung zu bebauen und zu bewahren, besteht nach wie vor, so lange wir leben. Jeder Einzelne kann etwas dazu beitragen. Gemeinsam können wir das Gesicht der Welt verändern. Öko-fairer Einkauf und Klimaschutz dürfen nicht Themen von Randgruppen bleiben, sondern müssen zu ge­samtgesellschaftlichen Anliegen werden. Wir brau­chen ein Um­denken, um unser Verhalten zu ändern. Das ist anstren­gend und bedeutet eine Veränderung unseres per­sönlichen Lebens. Aber es ist notwendig, denn es muss sich etwas ändern. Deshalb müssen wir uns aufmachen: Produkte fin­den, die nicht in Plastik verpackt sind, zum Markt gehen, um Produkte aus der Region zu kaufen, nachfragen und hinschauen, um auf ökologische Landwirtschaft zu achten. Fair bezahlte und gehandelte Lebensmittel sind ein wichtiger Baustein nachhaltiger Ernährung.

Etwa 20 Prozent des CO2-Ausstoßes hängen an der Ernährung. Unsere täglichen Verzehrgewohnheiten können also einiges bewirken. Nötig ist aber auch eine verän­derte und nachhaltige Mobilität. Nötig sind gut ge­dämmte Gebäude, die den Energieverbrauch re­duzieren. Für die Zukunft der Erde. Für unsere Kinder und Enkelkinder. Für die Menschen in den anderen Teilen der Erde. Und für die ganze Schöpfung.

„Mein Interesse gilt der Zukunft, weil ich den Rest meines Lebens darin verbringen werde.“

Birgit Köpke

Foto: Greg Rakozy von Unsplash

Ehemalige gesucht

Anlässlich des 60-jährigen Jubiläumsjahres ist die Privatschule Mentor mit einer neuen Website an den Start gegangen.
Dort gibt es einen Bereich, in dem es um die ehemaligen Schüler*innen der Schule gehen soll.
Hierfür sammeln wir ab sofort Artikel, Fotos und Erinnerungen von ehemaligen Schülerinnen und Schülern. Aber auch Berichte über ihren Werdegang oder ihre Zukunftspläne.
Meldet euch gern, wenn ihr die Schule innerhalb der letzten 60 Jahre besucht habt und schickt eure Beiträge an info@privatschule.mentor.de oder meldet Euch telefonisch unter 0421 6190122.

Jeder Cent kommt an

Die Spendenbereitschaft der Seniorinnen und Senioren aus der Bremer Neustadt reißt nicht ab. Zum dritten Mal ist das Sparschwein der Tagesgäste in der Tagespflege prall gefüllt. Diesmal geht der gesammelte Betrag von 600 Euro zur Hälfte an das Obdachlosenprojekt des FamilienZeitRaums in der Großen Johannisstraße, die andere Hälfte erhält der „Freundeskreis Bremer Kinder in Not“.

„Die Idee der Spendensammlung stammt von den Tagesgästen“, so Wilhelmine Stender. In der Tagespflege in der Neustadt werden ältere Menschen tagsüber versorgt und verbringen den Tag in Gesellschaft. Am Nachmittag kehren sie in ihr Zuhause zurück. So wird ihnen ein weitgehend selbstständiges Leben ermöglicht und pflegende Angehörige werden entlastet.

Während des ersten Lockdowns musste die Tagespflege schließen. Als sie endlich wieder öffnen durfte, gab es strenge Vorgaben. Die Tagesgäste wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe darf seither an zwei, die andere an drei Tagen in die Tagespflege kommen. Um das Risiko der Ansteckung mit dem Virus noch weiter zu minimieren, teilten die Mitarbeiter*innen der Einrichtung den Raum durch einen Klebestreifen auf dem Boden in zwei Bereiche, die streng voneinander getrennt wurden. Dass man jeder negativen Sache auch etwas Gutes abgewinnen kann, bewiesen die kreativen Senior*innen: Bei jeder „Grenzverletzung“ musste ein kleiner Geldbetrag in ein Sparschwein geworfen werden – für einen guten Zweck.

Die Corona-Bestimmungen lockerten sich, doch die lieb gewordene Gewohnheit der Spendensammlung blieb.

Diesmal wird das benachbarte Obdachlosenprojekt des FamilienZeitRaums mit einem Betrag von 300 Euro unterstützt. Hier bekommen wohnungslose Menschen an drei Tagen kostenlos ein warmes Mittagessen, können sich aufwärmen, duschen, ihre Kleidung waschen oder aus der Kleiderkammer kostenlos gut erhaltene Kleidung bekommen.

Die andere Hälfte geht an den „Freundeskreis Bremer Kinder in Not“. Der kleine, gemeinnützige Verein, der nur mit ehrenamtlichen Mitarbeitern agiert, hilft Bremer Kindern schnell und unbürokratisch, wenn „Not am Mann ist“. Der Verein unterstützt z.B. behinderte oder benachteiligte Kinder. Auch Kindergruppen werden darin unterstützt, allen Kindern den Zugang zu Sport- und Freizeitangeboten zu ermöglichen, damit niemand aus finanziellen Gründen ausgeschlossen wird.

„So viel Freigiebigkeit und Großherzigkeit ist vorbildlich“, freut sich Wilhelmine Stender. Sie verrät, dass dies nicht die letzte Aktion gewesen sein soll. Denn das Sparschwein sei schon wieder gefüllt und das nächste Spendenziel werde schon gesucht.

Die Spendenübergabe fand am 11. Februar 2022 um 11.45 Uhr vor der Tagespflege Neustadt, Große Johannisstraße 131-147 statt. Thomas Möller, der ehrenamtlich im Vorstand des „Freundeskreis Bremer Kinder in Not“ tätig ist, und Piet Apel, der das Obdachlosenprojekt in der Großen Johannisstraße ins Leben gerufen hat, nahmen jeweils einen symbolischen Scheck über 300 Euro in Empfang. Den Senior*innen war es sehr wichtig, dass „jeder Cent ankommt“. Dies wurde ihnen von beiden Spendenempfängern versprochen.

Infoabend der Privatschule Mentor fällt aus

Pandemiebedingt muss der Infoabend am 18. Januar leider ausfallen. Geplant war ein Tag der offenen Tür ab 17 Uhr mit anschließender Infoveranstaltung durch die Schulleitung. Gern können Sie alternativ einen persönlichen Beratungstermin unter 0421/6190-121 vereinbaren.

Die Privatschule Mentor hat es sich zur Aufgabe gemacht, jungen Menschen eine solide Allgemeinbildung zu vermitteln und sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen. Durch gezielte Leseförderung und berufliche Orientierungshilfen werden die Schülerinnen und Schüler fit für das Arbeitsleben gemacht. Der Name der Schule, Mentor, ist Programm: In einer positiven Lernatmosphäre, in der jeder gesehen und bestmöglich gefordert und gefördert wird, kommen auch diejenigen zu guten Lernergebnissen, die in der Anonymität einer großen Schule untergehen. Alle Bildungsabschlüsse können an der Oberschule mit gymnasialer Oberstufe gemacht werden.

Unterstützt durch gelebte christliche Werte möchte die Privatschule Mentor junge Menschen auf ihrem Weg ins Erwachsensein begleiten. Die Schule liegt auf dem Gelände des Sozialwerkes der Freien Christengemeinde, einem christlichen Träger sozialer Einrichtungen. Hier wird Inklusion gelebt und ein tolerantes Miteinander eingeübt.

In der Privatschule Mentor findet der Unterricht von Klasse 5 bis 13 in überschaubaren Klassenverbänden statt. Absprachen geschehen über kurze Wege, weil jeder jeden kennt. So kann eine gute Betreuung der Kinder und Jugendlichen gewährleistet werden. Die etwa 140 Schülerinnen und Schüler kommen nicht nur aus dem direkten Umfeld, sondern aus ganz Bremen und dem Umland. Damit ist die Privatschule eine echte Bildungsalternative in der Bremer Schullandschaft.

Weitere Informationen finden Sie auf www.privatschule-mentor.de

Foto: unsplash

Adventsüberraschung

Auch in diesem Jahr konnten die Mieterinnen und Mieterder Seniorenwohnanlage, die Kinder und Jugendlichen der beiden Kinderhäuser am Grambker See sowie die Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtung „Haus Noah“ wieder eine Adventsüberraschung der besonderen Art erleben. Der Posaunenchor der Kirchengemeinde Grambke erfreute Klein und Groß mit vorweihnachtlicher Blasmusik vor dem Bauernhaus und vor „Haus Noah“. Altbekannte Weihnachtslieder luden zum Mitsingen ein – vor Ort oder am Fenster oder auf dem Balkon der eigenen Wohnung.

Auch nach dem Sonntagsgottesdienst am 3. Advent machte sich der Bläserchor auf den Weg zu den Bewohnern der Heimstätte am Grambker See, um auch dort mit ihren kräftigen Posaunen Weihnachtsvorfreude zu bringen. Das war eine willkommene Abwechslung und wurde entsprechend freudig von den Bewohnerinnen und Bewohnern aufgenommen. Ausgestattet mit einem heißen Punsch lauschten sie an den Fenstern der weihnachtlichen Musik und sangen mit. Für den außerordentlichen Einsatz der Bläser sagen wir ein herzliches Dankeschön und ein „Vergelts-Gott“.

Das Seelsorge-Team des Sozialwerks