Ein Mann mit beigefarbenem Overall und Tropenhelm bahnt sich mit seiner Machete einen Weg durch den Regenwald. Unter seinem Arm trägt er eine Bibel, mit der er die eingeborenen Menschen missionieren will. Stellen Sie sich so einen Missionar vor? Weit gefehlt. Piet Apel lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Bremen, studiert berufsbegleitend Gesundheits- und Sozialmanagement und arbeitet seit fast zehn Jahren im FamilienZeitRaum in der Neustadt. Was genau das ist und wie sich diese Anlaufstelle für Menschen jeden Alters und jeder Nationalität entwickelt hat, lesen Sie am Ende des Beitrages. Ich habe Piet gefragt, was ein Missionar eigentlich ist und wie das zusammenpasst – Mission und FamilienZeitRaum. Und auch, wie er dazu gekommen ist, ein Missionar in Bremen werden zu wollen.
Piet, was ist eigentlich ein Missionar?
Das Wort Missionar kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Gesandter“. Als christliche Missionare sehen wir uns von Gott in eine Aufgabe gesandt. Einerseits, um Menschen den Glauben an Jesus Christus nahezubringen, und andererseits, um ganz praktisch den Menschen zu dienen. Das kann ein Arzt in Afrika in einem Krankenhaus tun, aber eben auch ein Mitarbeiter in einem Projekt des Sozialwerks in Bremen.
Ist so ein Missionar komplett auf sich allein gestellt?
Nein, Gott sei Dank nicht. Wir sind eingebunden in ein Netzwerk – das Christliche Netzwerk Neustadt, das uns trägt. Dies war eine Vision von Dr. Matthias Bonkowski. „Reich Gottes bauen durch ein Zusammenwirken von Gemeinde und Diakonie in der Gesellschaft“ war sein Anliegen und wurde Anfang 2018 in der Neustadt als Modellprojekt der Träger Nordlicht – Christliche Kitas e.V., dem Sozialwerk und der Ecclesia Bremen begonnen. Die freikirchliche Gemeinde Ecclesia Bremen unterstützt uns mit Gebet und finanziell. Hier zeigt sich auch wie gut ein solches Netzwerk funktioniert: Mittlerweile sind alle aus dem Team des FamilienZeitRaums auch in der Ecclesia Gemeinde aktiv.
Die Vereinigte Deutsche Missionshilfe in Bassum, unsere Missionsgesellschaft, unterstützt Missionare in der Vorbereitung auf ihre Aufgabe, in der Verwaltung der Spendengelder und durch Beratung, Reflexion, Mediation und andere Hilfen. Sie ist Ansprechpartner und Berater für die Gemeinden, die die Missionare in ihrem Dienst unterstützen. Darüber hinaus, sind Missionsgesellschaften Partner für die Organisationen am Einsatzort, in diesem Fall das Sozialwerk, das ebenfalls Teil dieses Netzwerks ist.
Eine Missionsgesellschaft bezahlt jedoch nicht das Gehalt des jeweiligen Missionars wie ein klassischer Arbeitgeber, sondern verwaltet die Spendengelder, aus denen dann mein Gehalt bezahlt wird.
Du musst also jeden Monat hoffen, dass du Spenden bekommst?
Im Grunde genommen schon, aber ich bin dabei einen sogenannten Freundes- bzw. Unterstützerkreis aufzubauen. Der ist quasi der Arbeitgeber, denn dieser bezahlt das gesamte Gehalt inklusive aller Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträge zur Sozialversicherung, den Steuern, etc. In der Regel setzt sich der Freundeskreis aus ganz vielen Menschen zusammen, die gut finden, was der Missionar an Aufgaben und Einsatzgebiet hat und sich vorgenommen haben, den Missionar mit regelmäßigen monatlichen Spenden in seiner Tätigkeit zu unterstützen. Denn jeder Missionar lebt allein von Spenden, die für ihn bei der Missionsgesellschaft eingehen.
Was sind deine Aufgaben im FamilienZeitRaum?
Zunächst war ich „nur“ an der Umsetzung eines Konzepts beteiligt. Dass ich gut mit Menschen umgehen kann und flexibel und kreativ Lösungen für Probleme finde, wusste ich bereits aus meiner Arbeit als Fitnesstrainer. Doch darüber hinaus habe ich festgestellt, dass ich in der Lage bin, den Gesamtüberblick in einem solchen Projekt zu behalten und viele administrative Dinge im Hintergrund zu tun. Im Laufe der Weiterentwicklung des Projekts habe ich mich in das Thema Fundraising eingearbeitet und angefangen, Förderrichtlinien zu studieren und passgenaue Konzepte zu entwickeln. Parallel zu meiner Arbeit im FamilienZeitRaum absolviere ich ein Fernstudium zum Gesundheits- und Sozialmanager B.A., und auch den Arbeitsbereich der Sozialberatung habe ich für mich entdeckt.
Wie bist du denn auf die Idee gekommen, Missionar zu werden?
Das ist eine witzige Geschichte. Als wir im Oktober 2019 das Ende der Finanzierung unseres Projekts MultiKultiKochen immer näherkommen sahen, habe ich während einer Autofahrt die Zeit genutzt und Gott darum gebeten, dass er uns doch bitte endlich seinen nächsten Schritt für den FamilienZeitRaum zeigt. Ich wollte eine Antwort, wo ich die nächste Finanzierungsmöglichkeit für das Projekt finde. Ich stand an einer Ampel und „hörte“ plötzlich in meinen Gedanken den Satz: „Lieber Piet, schau dir doch mal die Missionare an, sie wissen nicht, wo im nächsten Monat das Geld herkommt, doch sie vertrauen mir und ich versorge sie…“ WOW – meine Reaktion war ganz einfach und genauso menschlich: „Ok Gott, das habe ich jetzt gerade gehört – aber das kannst du total vergessen!“ Ihr müsst wissen, meine Frau war zu der Zeit gerade im Antragsverfahren für die Rente wegen voller Erwerbsminderung, weil sie aufgrund einer Herzerkrankung nicht mehr arbeiten kann. Und in so einer eh schon unsicheren Situation sollte ich dann meiner Frau sagen, „Ach übrigens, Schatz, Gott hat mir gesagt, ich soll Missionar werden und wir werden dann nur noch von Spenden leben.“ Das konnte ich nicht. Rund zwei Monate lang habe ich Gott ständig gefragt „Gott, was hast du denn nun wirklich für uns im Sinn?“ Anfang Dezember war ich dann so weit. Ich sagte zu Gott: „Ok, wenn das dein Weg für uns ist, dann bin ich dabei – unter der Bedingung, dass du meine Frau mit ins Boot holst.“ Und das hat er getan.
Wie könnte ich dich oder die Arbeit des FamilienZeitRaums unterstützen?
Wer uns als Familie finanziell unterstützen möchte, kann dies über eine Einzelspende oder Dauerspende an die Vereinigte Deutsche Missionshilfe mit dem Verwendungszweck „Familie Apel AC537000“ tun:
VDM e.V.
IBAN DE53 3506 0190 1011 8300 10
BIC GENODED1DKD
Für eine regelmäßige finanzielle Unterstützung ist es wichtig, sich unter folgendem Link im Internet zu registrieren:
https://www.vdm.org/in-verbindung-bleiben/AC537000
Unter dem Link kann man sich aber auch als dazu verpflichten, für uns zu beten, ohne finanzielle Verpflichtungen einzugehen.
Das Projekt FamilienZeitRaum wird vom Sozialwerk verantwortet und ist ebenfalls auf Spenden angewiesen. Wer das Projekt unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende an das Sozialwerk mit dem Verwendungszweck „FamilienZeitRaum“ tun:
Sozialwerk der Freien Christengemeinde
IBAN: DE24 2512 0510 0007 4013 00
BIC: BFSWDE33HAN
Der FamilienZeitRaum
Seit November 2012 gibt es den FamilienZeitRaum in der Bremer Neustadt. Hier wird das Motto des Sozialwerks – „Wir helfen Menschen“ – ganz praktisch umgesetzt. Durch die Vielfalt der Angebote gehen dort ganz unterschiedliche Menschen ein und aus. Vom Kleinkind, über die Eltern bis hin zu Senioren, und zunehmend auch Menschen aus verschiedensten Kulturen.
Zu Beginn lag der Schwerpunkt der Arbeit auf pädagogischen Angeboten für junge Eltern sowie alleinerziehende Elternteile. Relativ schnell kamen Familienfreizeitangebote wie Familienfrühstück und ein Indoorspielplatz für Kinder von 0-3 Jahren hinzu. Eine pädagogische Sprechstunde sowie Eltercoachingkurs ergänzten das Angebot.
2017 wurde das Projekt „MultiKultiKochen“ ins Leben gerufen – ein Angebot für geflüchtete Menschen. Es wurde gemeinsam eingekauft, geschnibbelt, gekocht und gemeinsam gegessen. Selbst gebackener Kuchen wurde an den Cafénachmittagen des FamilienZeitRaums ausgegeben. Ein Sprachcafé, das Angebot einer Sozialberatung und besondere Gemeinschaftsaktionen ergänzten das Angebot.
Als der erste Corona Lockdown im März 2020 plötzlich zur Schließung führte, griff die „Corona Soforthilfe – Lebensmittelversorgung“ der „Aktion Mensch“. Seit Mitte Mai wurden Menschen im Sozialraum um den FamilienZeitRaum herum an fünf Tagen in der Woche „togo“ mit frisch gekochtem Essen versorgt oder sogar beliefert. Auch ein Einkaufsservice wurde angeboten.
Auch Beratungsangebote konnten unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln wieder vor Ort angeboten werden – diese im Lockdown lediglich digital anzubieten war nicht nur aufgrund der häufig vorhandenen Sprachbarriere schwierig gewesen.