Beisammensein in der Neustadt

10 Jahre FamilienZeitRaum – das allein war schon Grund genug zum Feiern und Anlass für einen Tag der Offenen Tür am 17. Januar. Zwei weitere Anlässe kamen jedoch kurzfristig hinzu: Der FamilienZeitRaum kann aufgrund von zugesagten Fördergeldern in Zukunft seine Öffnungszeiten ausweiten. Es wird weiterhin den sozialen Mittagstisch geben. Zusätzlich werden Beratungs- und Begegnungsangebote für Menschen im Stadtteil angeboten. Außerdem geht ein neuer Bereich der Seniorenarbeit im Sozialwerk an den Start: Die MeinWohl-Experten, der ambulante Betreuungsdienst, bietet unterstützende Hilfen für ältere Menschen in ihrem Zuhause an.

Und so öffnete das Johannis-Zentrum ab13 Uhr seine Türen. Mit dem verlockenen Duft von Waffeln und dem Angebot von Glühwein und Punsch wurden die Besucherinnen und Besucher empfangen. Im Foyer war ein Bücher- und Spieleflohmarkt aufgebaut. Gegen eine Spende für den sozialen Mittagstisch des FamilienZeitRaums konnten Eltern und Kinder sich mit Lese- und Spielstoff eindecken. Die Werkstätten des Sozialwerks, in denen Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen Beschäftigung finden, stellten hier ebenfalls ihre Produkte zum Verkauf aus. Im FamilienZeitRaum, gab es leckeres Mittagessen, später Kaffee und selbstgebackenen Kuchen. Pianistin Marion Erdmann und Sängerin Sanna Hertel sorgten für eine schöne Atmosphäre bei jazziger Live-Musik. Es gab viel Gelegenheit für Begegnungen und Gespräche. Im Gemeindesaal der freikirchlichen Gemeinde Ecclesia war ein großer Indoor-Spielplatz für Kinder von 0 bis 3 Jahren aufgebaut. Für Kinder gab es die Gelegenheit, sich mit farbenfrohen Motiven schminken zu lassen.

Birgit Bergmann (FDP) betonte in einer kurzen, spontanen Ansprache die große positive Bedeutung des Johannis-Zentrums in der Neustadt und wie sehr sie sich über die Entwicklung des FamilienZeitRaums freue. Piet Apel gab einen kurzen Rückblick über die Entwicklung des FamilienZeitRaums und gab die gute Nachricht über die Ausweitung der Öffnungszeiten im „offenen Wohnzimmer in der Neustadt“ bekannt. Zukünftig kann der FamilienZeitRaum von montags bis freitags vormittags und am Mittwochnachmittag öffnen. Das neue Projekt trägt den Namen BEISAMMENSEIN und soll das Miteinander der Menschen im Stadtteil fördern. Marion Kellerhaus stellte den neuen Bereich des Sozialwerks, die MeinWohl-Experten, vor. Andreas und Rosi Stöver sprachen für die freikirchliche Gemeinde Ecclesia, die ihren Gottesdienstraum für einen großen Indoor-Spielplatz zur Verfügung stellen und viele weitere Angebote für Jung und Alt anbieten. Antje Voltermann lud in die Kita Sonneninsel ein. Eltern, die einen Kita-Platz für ihr Kind suchen, konnten an diesem Nachmittag Räumlichkeiten und Mitarbeitende kennenlernen. Daniela Hahlweg repräsentierte die Tagespflege für Senioren und lud zu einem Fachvortrag über Demenz ein.

Nach dem regulären Betrieb der Kita und der Tagespflege konnten sich die Besucherinnen und Besucher ab 16.15 Uhr die Räume der Kita Sonneninsel und der Tagespflege Neustadt anschauen und mit den Mitarbeitenden ins Gespräch kommen. Noch lange nach Anbruch der Dunkelheit zog der Duft frischer Waffeln durch die Große Johannisstraße.


Birgit Bergmann (FDP) betonte die positive Bedeutung des FamilienZeitRaums für die Neustadt.


Im Foyer wurden Bücher und Spiele für Kinder sowie Produkte aus den Werkstätten der ArBiS angeboten.


Im Gemeindesaal der Ecclesia-Gemeinde war ein großer Indoor-Spielplatz aufgebaut.


Mit Waffeln und Glühwein/Punsch wurden die Gäste empfangen.

Jürgen Rohde

Abschied und Aufbruch

Nach 32 Dienstjahren geht Jürgen Rohde am 31. August 2022 in den Ruhestand. Zu seinen Ehren fand am 26. August in Gröpelingen eine Festveranstaltung statt.

Die Abschiedsfeier stand unter dem Motto des Pilgerns. Der in seiner Freizeit mit Leidenschaft pilgernde Jürgen Rohde hatte sich sehr über die im Hause gestaltete Einladungskarte gefreut, die ein Pilgermotiv des Malers und Pilgers Christian Seebauer zeigte. „Diese Karte hat den Ausschlag gegeben, dass ich mich auf die Feier gefreut habe – vorher war es für mich halt eine Veranstaltung, die ich über mich ergehen lassen muss“, so der langjährige Mitarbeiter, Bereichsleiter und Mitglied der Geschäftsleitung.

Dr. Matthias Bonkowski, Vorstand des Sozialwerks und Geschäftsleitungs-Kollege, gab zunächst einen Rückblick auf den beruflichen Werdegang Rohdes, der 1990 in der Heimstätte am Grambker See im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme begann. Der ausgebildete Kaufmann und diplomierte Psychologe zeigte schnell seine Qualifikationen und sein Engagement und wurde bald therapeutischer Leiter der sozialpsychiatrischen Abteilung, daraufhin Gruppen- und schließlich Einrichtungsleiter der Einrichtung. Als er in die Geschäftsleitung berufen wurde, führte er mit dem Gründer des Sozialwerks, Heinz Bonkowski und dem Leiter der Verwaltung, Armin Hein, das Sozialwerk und hatte Anteil am starken Wachstum und der guten Wirtschaftlichkeit des Unternehmens. Rohde war maßgeblich am Bau und der Eröffnung des Seniorenzentrums am Oslebshauser Park beteiligt. Seit 2010 wurde er unter dem neuen Vorstand des Sozialwerks, Dr. Matthias Bonkowski, Leiter der Seelischen Gesundheit, Geschäftsführer der hundertprozentigen Tochterfirma ArBiS Bremen gGmbH (ArBiS steht für Arbeit, Bildung und Soziales) und Vorstand der Mentor-Stiftung.

Jörg Utschakowski vom Referat Pyschiatrie und Sucht, der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz, gab seiner Anerkennung für die Verdienste Jürgen Rohdes Ausdruck. Er sprach wertschätzend von dessen Engagement und gab ihm für den neuen Lebensabschnitt gute Wünsche mit auf den Weg.

Zahlreiche Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter aus dem Sozialwerk erzählten aus dem gemeinsamen Erleben und gaben dem scheidenden Kollegen und Chef gute Wünsche mit auf den weiteren Lebensweg.

Jürgen Rohde schilderte seinen Werdegang im Sozialwerk mit Höhen und Tiefen aus seiner Sicht. Er betonte, wie wichtig ihm das jährliche Pilgern in seiner Urlaubszeit war, wodurch er immer wieder Klarheit für anstehende Entscheidungen bekam. Auf einer seiner Wanderungen lernte er seine jetzige Lebensgefährtin kennen, mit der er auch schon seine nächste Pilgerreise plant.

Pastorin Andrea Hammer sprach anschließend einen Pilgersegen. Als kleines Geschenk für jeden Gast hatte Jürgen Rohde eine Jakobsmuschel mitgebracht. Auf die Innenseite der Muscheln hatte er jeweils einige Worte geschrieben, wie „Höre auf dich“ oder „Ja“.

Sängerin Daniela Wruck und Pianistin Marion Erdmann sorgen mit Stücken wie „I did it my way“ von Frank Sinatra und „Je ne regrette rien“ für eine allgemeine Wohlfühlatmosphäre.

Den sinnbildlichen Staffelstab übernimmt nun Nicole Nullmeyer. „Ich verdanke meine Förderung und Entwicklung dem umsichtigen Blick von Jürgen Rohde, dessen Anliegen es immer war, das Beste für unsere Klientinnen und Klienten zu suchen und Mitarbeitende bestmöglich zu fordern und zu fördern“, so die neue Leitung des Bereiches Seelische Gesundheit im Sozialwerk und Mitglied der Geschäftsleitung.

Im Kaminsaal in Gröpelingen fand die Abschiedsfeier für Jürgen Rohde statt.

Nicole Nullmeyer (li.) wird die Nachfolgerin von Jürgen Rohde.

Für jeden Gast hatte Jürgen Rohde eine Jakobsmuschel mit einer individuellen Botschaft mitgebracht.

Wertschätzung im Sozialwerk

Uwe Dubbels war 20 Jahre im Sozialwerk und in der ArBiS tätig, bevor er im Mai in den Ruhestand ging. Weiterhin steht er seinem Team beratend zur Seite. Es war ihm eine Herzensangelegenheit, die empfangende Wertschätzung durch seinen Arbeitgeber zu würdigen. Hierzu verfasste er folgenden Text.

 

Wertschätzung

Zweimal jährlich lädt die Geschäftsleitung des Sozialwerkes Mitarbeiter, die 10, 15 oder mehr Jahre im Hause arbeiten, zu einem Jubilare-Essen ein.

Bei der Feier meines 20-jährigen Dienstjubiläums waren Dr. Matthias Bonkowski, alle Bereichsleiter und die Jubilare anwesend. Die Tische im Bauernhaus waren feierlich mit weißen Tischdecken, Blumen und Kerzen eingedeckt.

Nach der Begrüßung durch den Vorstand und einer kurze geistlichen Ansprache gab es Essen. Zu unserem Glück war gerade Spargelzeit. Zunächst gab es eine hervorragend abgeschmeckte Spargelcremesuppe, die dann nur noch übertroffen wurde durch das exzellente Buffet, von dem sich jeder nehmen konnte, was er wollte. Es gab frischen Spargel, mild geräucherten Schinken, Schnitzel, frische Kartoffeln, geklärte Butter und eine wunderbare Sauce Hollandaise. Zum Nachtisch wurde Eis mit frischen Erdbeeren gereicht. Alles in allem eine Meisterleistung unserer Küchenmitarbeiter. Wer wollte, gönnte sich dazu ein Glas Wein oder anderes. Die Gespräche am Tisch waren freundlich und fröhlich in gelöster Atmosphäre.

Nach dem Essen wurden die Jubilare einzeln von ihren jeweiligen Bereichsleitern geehrt. Für jeden gab es persönlich Worte, die zeigten, dass die Bereichsleiter wirklich jeden Mitarbeiter kennen und sich viele Gedanken gemacht haben. Es wurden Stärken, kleine Schwächen und besondere Erlebnisse erwähnt und Besonderheiten herausgestellt.

Zum Abschluss gab es noch für jeden eine Rose und eine Urkunde.

Dieser Abend hat mir sehr deutlich gemacht, dass im Sozialwerk kein Mitarbeiter – egal auf welcher Ebene tätig – in der Masse der mehr als 600 Mitarbeiter untergeht und wirklich jedem große Wertschätzung entgegengebracht wird.

Ich bin nach Hause gegangen in dem Gefühl, ein wichtiges Rädchen im großen Ganzen zu sein, das gesehen und geschätzt wird.

 

Uwe Dubbels ArBiS Bremen

Maulwurf, Delphin und Krähe

Am 20. Mai 2022 wurde Uwe Dubbels in den Ruhestand verabschiedet. Der stellvertretende Geschäftsführer der ArBiS gGmbH war 20 Jahre im Sozialwerk und seiner Tochterfirma tätig. Die warmherzig gestaltete Abschiedsfeier trennte ein langes und facettenreiches Arbeitsleben von seinem neuen Lebensabschnitt als Rentner. Im liebevoll dekorierten Kaminsaal hatten sich nicht nur viele Gäste aus dem Sozialwerk und der ArBiS versammelt, sondern auch externe Gäste aus dem Jobcenter, mit denen Uwe Dubbels über viele Jahre vertrauensvoll zusammengearbeitet hat.

Auf der von Renée Petroschka moderierten Veranstaltung fanden Weggefährt*innen und Kolleg*innen die richtigen Worte, um ihren Chef und Kollegen gebührend zu verabschieden.

Jürgen Rohde berichtete von dem gewundenem Lebensweg des Kollegen, der ihn durch die Gastronomie, die Altenpflege, durch Studiengänge der Theologie und Pflegewissenschaft und durch einen Abstecher als Lehrer führte, um dann letztlich in der ArBiS tätig zu werden. Hier baute er ab 2005 mit dem früheren Geschäftsführer Helmut Oetjen u.a. den Bereich InJob auf. Helmut Oetjen beschrieb Uwe Dubbels in seiner Rede wegen seiner Beharrlichkeit als Maulwurf, wegen seiner spontanen Fröhlichkeit als Delphin und wegen seiner Dickköpfigkeit als Krähe. Frau Ploog vom Jobcenter würdigte seine Authentizität und den Umstand, dass Uwe Dubbels selten ohne Kekse zu ihren gemeinsamen Treffen erschien. Die aktuelle Geschäftsführerin der ArBiS, Nicole Nullmeyer, dankte ihm in einer persönlichen Rede für die Entwicklungschancen, die er ihr ermöglichte und für die intensive Zeit, die sie miteinander verbracht haben. Auch die leitenden Ergotherapeutin Natascha Priemel hob hervor, dass Uwe Dubbels ein besonderes Augenmerk auf die Förderung von Mitarbeitenden gelegt habe.

Uwe Dubbels, der der ArBiS als Berater mit ein paar Wochenstunden noch etwas erhalten bleibt, lobte das Sozialwerk und die ArBiS als Arbeitgeber und als Boden, auf dem auch er wachsen konnte.

Miriam Ehle bereicherte mit einem Musikstück und einem Segenslied das Programm. Nach den teils humorvollen, emotionalen und durchweg wertschätzend gestalteten Beiträgen, gab es die  Gelegenheit zum persönlichen Austausch beim leckeren Mittagsbuffet.

Mit persönlichen Geschenken von den ArBiS-Kolleg*innen, der Sozialwerks-Geschäftsleitung sowie aus den Werkstätten wurde Uwe Dubbels in seinen neuen Lebensabschnitt entlassen.

Dr. Matthias Bonkowski überreicht Uwe Dubbels ein Geschenk.

Dr. Matthias Bonkowski überreicht Uwe Dubbels ein Geschenk des Sozialwerks.

Natascha Priemel überreichte Uwe Dubbels ein Geschenk der ArBiS Bremen.

Natascha Priemel überreichte Uwe Dubbels ein Geschenk der ArBiS Bremen.

Nicole Nullmeyer, Geschäftsführerin der ArBiS Bremen

Nicole Nullmeyer, Geschäftsführerin der ArBiS Bremen

Helmut Oetjen, ehemaliger Geschäftsführer der ArBiS

Helmut Oetjen, ehemaliger Geschäftsführer der ArBiS

Jürgen Rohde, Bereichsleiter Seelische Gesundheit im Sozialwerk

Jürgen Rohde, Bereichsleiter Seelische Gesundheit im Sozialwerk

Mit einer Feier im Kaminsaal wurde Uwe Dubbels in den Ruhestand verabschiedet

Mit einer Feier im Kaminsaal wurde Uwe Dubbels in den Ruhestand verabschiedet

Heinz Bonkowski stellte Uwe Dubbels vor 20 Jahren ein.

Heinz Bonkowski stellte Uwe Dubbels vor 20 Jahren ein.

Natascha Priemel, Uwe Dubbels, Helmut Oetjen, Nicole Nullmeyer (v.l.)

Natascha Priemel, Uwe Dubbels, Helmut Oetjen, Nicole Nullmeyer (v.l.)

Uwe Dubbels im Gespräch mit Birgit Köpke (li.) und Natascha Priemel (Mitte)

Uwe Dubbels im Gespräch mit Birgit Köpke (li.) und Natascha Priemel (Mitte)

Nachhaltigkeit

Respektvoll
haus-wirtschaften

Die folgende Ansprache richtete die Leiterin der Hauswirtschaft des Sozialwerks zu Beginn der Gesamtleiterbesprechung am 8. März 2022 an ihre Kolleginnen und Kollegen. Viele von uns waren so bewegt von ihren Worten, dass der Text hier für alle veröffentlicht werden soll.

 

Guten Morgen. Heute hier die Andacht zu halten, hat mir schon etwas Kopfzerbrechen bereitet. Die Schwierigkeit ist ja: Worüber soll ich sprechen? Viele Gedanken gingen mir durch den Kopf, aber ich merkte: Es muss von Herzen kommen. Das machte die Auswahl nicht viel leichter, aber dann kam mir die Idee: Ich rede einfach über meine Lieblingssthemen: Hauswirtschaft und Nachhaltigkeit.

In unserer Hauswirtschaft im Sozialwerk und in der Hauswirtschaft allgemein nimmt die Nachhaltigkeit einen immer größeren Stellenwert ein. Ökonomie, Ökologie und soziale Werte bestimmen mehr und mehr unser Handeln. Wir setzen Ressourcen verantwortungsbewusst ein, nutzen Dosiersysteme für unser Reinigungsmittel, arbeiten mit Mikrofasertüchern aus Plastikflaschen, versuchen weitgehend auf Einweggeschirr zu verzichten und setzen Trinkwasserspender ein, um Plastik zu sparen und die Arbeit der Mitarbeitenden zu erleichtern. Doch es gib noch viel zu tun.

Nur wenige Generationen hat es gebraucht, um mit un­serem Energiekonsum das Klima und damit das Gleichgewicht unseres Ökosystems massiv und bedrohlich zu verändern. Denn der Klimawandel kommt nicht. Er ist da. Er ist in vollem Gange und immer stärker spür­bar. Wir bewegen uns auf eine drei Grad wärmere Welt zu. Die Folgen sind immens und sie sind schon heute deutlich: Die Gletscher schmelzen in rasan­tem Tempo, der Meeresspiegel steigt, Wetterex­treme wie Hitzeperioden, Hochwasser, Stürme oder Star­kregen nehmen zu – mit katastrophalen Folgen für Menschen, Tiere und Pflanzen.

Noch tun wir so, als könn­ten wir über die Natur herrschen und sie bis zum letzten Teil ausbeuten und vermarkten. Unsere Wirtschafts- und Lebensweise baut auf stän­digem Wachstum auf, das uns scheinbar kaum eine andere Wahl lässt, als alles aus dem Boden, den Tieren, den Pflanzen herauszuholen. Da wird so lange Gift gespritzt, bis Insekten und Bienen aussterben; da werden Tiere, die wir nicht brau­chen, wie Müll geschreddert; da wird der Ozean mit Plastikmüll zugeschüttet, bis die Fische darin verenden; da wird so viel CO2 in die Luft geblasen, bis das Klima sich so aufheizt, dass es auch das menschliche Leben mehr und mehr gefährdet.

Es wird höchste Zeit, dass wir umdenken und uns nicht mehr länger als Herrscher über die Natur ver­stehen, sondern als Teil der Natur, der auf sie ange­wiesen ist. Es wird höchste Zeit, dass wir nicht von oben auf die Mitgeschöpfe herabsehen, sondern dass wir sie auf Au­genhöhe mit Respekt und Achtung betrachten. Ich denke, dass die besondere Aufgabe von uns als Christen darin besteht, zu einer anderen Haltung aufzurufen und diese auch selbst vorzuleben. Eine Haltung, die nicht mehr den Menschen als Mittelpunkt des Universums sieht, um den sich al­les dreht. Sondern eine Haltung, die von Dankbar­keit und Ehrfurcht gegenüber Gott und von Ach­tung gegenüber der Mitschöpfung geprägt ist. Gott hat diese wunderbare Erde geschaffen. Sie gehört ihm, nicht uns. Er hat sie als Lebensraum für viele Geschöpfe geschaffen, nicht für uns Men­schen allein.

Den Auftrag Gottes, die Erde zu bebauen und zu bewahren, haben wir Menschen in nahezu selbst­zerstörerischer Weise missbraucht. Diese Haltung verändert auch den Blick auf die Schöpfung. Die Erde, die Luft, das Wasser, die Tiere und Pflanzen sind Geschöpfe, die uns tra­gen und ernähren. Wir sollten ihnen dankbar sein, dass sie das bisher so zuverlässig für uns getan ha­ben, sie als Mitgeschöpfe achten und wertschät­zen. Diese Haltung, die nicht länger den Mensch als Mit­telpunkt der Schöpfung sieht, verändert auch die Sicht auf manche biblischen Texte.

Wenn wir uns zum Beispiel die Schöpfungsge­schichte im 1. Buch Mose 1 genau anschauen, dann wird dort deutlich: Der Mensch ist ganz besonders ab­hängig von den anderen Geschöpfen. Dass der Mensch als Letztes geschaffen wurde, wurde Jahr­hunderte lang so gedeutet, dass er eben die Krone der Schöpfung sei, für den alles andere geschaffen wurde. Von der Krone der Schöpfung steht aber nichts in der Schöpfungsgeschichte. Dass er als Letztes geschaffen wurde, zeigt vielmehr, wie sehr er von den anderen Geschöpfen abhängig ist, von der Erde, die ihn ernährt, von den Pflanzen und Tieren, von Luft und Wasser. Nicht der Mensch ist die Krone der Schöpfung, sondern der Sabbat. Am siebten Tag vollendete Gott seine Schöpfung – so heißt es in 1. Mose 2,1. Erst durch den Sabbat wird die Schöpfung vollendet.

Ich denke, dass damit nicht nur etwas über die Schöpfung am Anfang gesagt wird, sondern auch über die Schöpfung Gottes in der Gegenwart und der Zukunft. Mit dem Sabbat als der Vollendung der Schöpfung wird etwas über die Zukunft gesagt. Als Christen hoffen wir darauf, dass Gott uns von unseren Schuldverstrickungen befreien und uns neue Anfänge schenken kann. Mehr noch, wir glauben an die Verheißung eines neuen Himmels und einer neuen Erde. „Siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen“ – so heißt es zum Beispiel im Buch Jesaja in der Bibel.

Dieser neue Himmel und die neue Erde, die angekündigt werden, sind also nicht nur etwas Zukünftiges, sondern auch schon etwas Gegenwärtiges. Sie beginnen mit dem Wirken Jesu, mit seinem Tod und seiner Auferstehung. Die neue Erde und der neue Himmel entstehen dort, wo Gott gegenwärtig ist, wo das Leben geachtet und geschützt wird, wo Liebe und Achtsamkeit größer sind als Gleichgültigkeit und Hass. Und diese Neuschöpfung umfasst die ganze Schöp­fung, nicht nur den Menschen. Im Römerbrief le­sen wir, dass auch die Schöpfung sich nach Erlö­sung sehnt. Der Mensch wird also nicht von der Erde erlöst, sondern mit ihr zusammen.

Der Auftrag an den Menschen, Gottes Schöpfung zu bebauen und zu bewahren, besteht nach wie vor, so lange wir leben. Jeder Einzelne kann etwas dazu beitragen. Gemeinsam können wir das Gesicht der Welt verändern. Öko-fairer Einkauf und Klimaschutz dürfen nicht Themen von Randgruppen bleiben, sondern müssen zu ge­samtgesellschaftlichen Anliegen werden. Wir brau­chen ein Um­denken, um unser Verhalten zu ändern. Das ist anstren­gend und bedeutet eine Veränderung unseres per­sönlichen Lebens. Aber es ist notwendig, denn es muss sich etwas ändern. Deshalb müssen wir uns aufmachen: Produkte fin­den, die nicht in Plastik verpackt sind, zum Markt gehen, um Produkte aus der Region zu kaufen, nachfragen und hinschauen, um auf ökologische Landwirtschaft zu achten. Fair bezahlte und gehandelte Lebensmittel sind ein wichtiger Baustein nachhaltiger Ernährung.

Etwa 20 Prozent des CO2-Ausstoßes hängen an der Ernährung. Unsere täglichen Verzehrgewohnheiten können also einiges bewirken. Nötig ist aber auch eine verän­derte und nachhaltige Mobilität. Nötig sind gut ge­dämmte Gebäude, die den Energieverbrauch re­duzieren. Für die Zukunft der Erde. Für unsere Kinder und Enkelkinder. Für die Menschen in den anderen Teilen der Erde. Und für die ganze Schöpfung.

„Mein Interesse gilt der Zukunft, weil ich den Rest meines Lebens darin verbringen werde.“

Birgit Köpke

Foto: Greg Rakozy von Unsplash

InJob_ArBIS

InJob – Auf ins (Arbeits-)Leben!

Katja wiegt die Ananas-Kokos-Kekse ab, die sie heute Morgen gebacken hat.

Monika bearbeitet die Oberfläche eines kleinen Holzflugzeugs.

Daniel stellt Kartons für Spielzeug her.

Sonja spielt mit einer kleinen Gruppe Senioren Mensch-ärgere-Dich-nicht.

Albert begleitet einen Bewohner zum Arzt.

Julian befreit ein Blumenbeet von Unkraut.

Alle diese Personen üben sehr unterschiedliche Tätigkeiten aus, doch eines haben sie gemeinsam: Sie sind in einem InJob beschäftigt.

Als „InJob“ bezeichnet man in Bremen Arbeitsgelegenheiten im Sinne des § 16 Abs. 3 SGB II („Ein-Euro-Jobs“). Wer Arbeitslosengeld II bezieht, hat die Möglichkeit, einen InJob zu machen, und erhält für die Dauer der Zuweisung eine sog. Mehraufwandsentschädigung (MAE), die aktuell bei 1,55 € pro geleistete Teilnahmestunde liegt. Außerdem werden die Kosten für das Stadtticket (aktuell 25,00 €) übernommen.

Doch das zusätzliche Geld, das InJobber*innen zum ALG II erhalten, ist selten der Hauptgrund, weshalb ein InJob ausgeübt wird. Viel wichtiger ist den meisten, dass sie aus ihren vier Wänden rauskommen, Kontakt mit anderen Menschen haben und einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen. Unsere InJobber*innen erfahren, dass sie gebraucht werden und dass man sie schätzt.  Diese Erfahrung stärkt das Selbstvertrauen ungemein.

Und wer in einem InJob ist, lernt dazu: In unseren Werkstätten zum Beispiel Grundarbeitstechniken wie die Anlage und Pflege von Beeten, das Schrauben und Leimen von Holzverbindungen, das maschinelle Schneiden von Papier oder die Pflege von Maschinen und Werkzeugen; wer im Bereich Betreuung eingesetzt ist, lernt beispielsweise den Umgang mit demenzerkrankten Senior*innen oder die Kommunikation mit psychisch kranken Bewohner*innen.

Am Ende ihres InJobs haben unsere InJobber*innen etwas zu bieten!

Doch noch etwas ist wichtig. Zu unserer InJob-Maßnahme gehört eine sozialpädagogische Begleitung. Das heißt: unsere InJobber*innen erhalten Beratung und Unterstützung bei ihren verschiedenen persönlichen Schwierigkeiten. Wir haben ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte und helfen dabei, Hürden zu überwinden.

Eigentlich ein „Rundum-Sorglos-Paket“ ….

Übrigens: InJobs sind bei uns möglich in folgenden Einsatzstellen: Bäckerei, Holzwerkstatt, Papierverarbeitung, Küche, Garten/Kunst, Hauswirtschaft, Projektwerkstatt, Tagespflege, Tagesstätte Nord und Besuchsdienst. Welche Einsatzstelle zu wem passt, finden wir gemeinsam in einem Vorstellungsgespräch heraus.

WIR, das ist das Team InJob von der ArBiS. Wir sitzen im Schwarzen Weg 92 in Gröpelingen und sind unter Telefon 6190-187 zu erreichen.

Simone Vogt

aLa ArBiS Bremen

Neue Möglichkeiten

Kurt und Stefan arbeiten schon lange in zwei Werkstätten der ArBiS Bremen. Kurt ist schon lange in der Holzwerkstatt tätig. Mit den großen Gehörschützern auf dem Kopf ist er aus der Werkstatt, in der Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen Beschäftigung finden, nicht mehr wegzudenken. Stefan hat in der Bäckerei ein Tätigkeitsfeld gefunden, wo er sich gern und verlässlich einbringt. Die Tagesstruktur tut ihm gut. Durch die Arbeit findet er Bestätigung, indem er einen wichtigen Beitrag leistet. Beide fühlen sich an dem Platz wohl, wo sie seit langer Zeit tätig sind, arbeiten verlässlich und sind zu richtigen Säulen des Arbeitsalltags geworden. Aber weiterentwickeln konnten sie sich bisher nicht. Bislang fehlten für Menschen wie sie Möglichkeiten, über sich hinauszuwachsen und aus dem Status der Beschäftigung in eine etwas anspruchsvollere Tätigkeit zu wechseln. Die Hürden waren so groß, für manche Menschen in den Werkstätten unüberwindlich groß.

Doch nun gibt es „aLa“ (andere Leistungsanbieter), ein neues Beschäftigungsformat, das wie gemacht ist für Menschen wie Kurt und Stefan. In Kooperation mit dem Berufsförderungswerks Friedehorst durchliefen die beiden zunächst ein Eingangsverfahren, in dem ihre Werkstatttauglichkeit geprüft wurde. Das haben beide mühelos gemeistert. Anschließend ging es in einem zweiten Schritt in den Berufsbildungsbereich. In den verschiedenen Bereichen wie z.B. der Hauswirtschaft oder Holzverarbeitung im Berufsförderungswerk Friedehorst (BfW) konnten sie sich ausprobieren, neue Fähigkeiten aneignen und bekamen Einsicht in verschiedene Berufsfelder. In externen Praktika im Berufsbildungsbereich kehren sie unter anderem in ihre altbekannten Werkstätten zurück, jedoch mit einem anderen Status. Die Zusammenarbeit zwischen dem Bfw und der ArBiS Bremen klappt sehr gut und das ist auch für Kurt und Stefan bei den gegenseitigen Besuchen der Mitarbeitenden spürbar. So besuchte Natascha Priemel zuletzt einen Teil des Teams um Regina Kossmann (Sozialdienst) und Doris Elmas (Bereich Hauswirtschaft), um mit den beiden Beschäftigten den aktuellen Stand zu besprechen. Nach zwei Jahren im Berufsbildungsbereich werden die beiden Männer in der nächsten Stufe ihres Arbeitslebens ankommen, dem „aLa-Arbeitsbereich“. Dann bekommen sie einen Werkstattvertrag, sind in einem arbeitnehmerähnlichen Verhältnis und erhalten eine bessere Vergütung für ihre nun sozialversicherungspflichtige Arbeit. Auch Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ist nun gewährleistet.

Stefan und Kurt sind von der neuen Möglichkeit begeistert und hoch motiviert. Es fiel ihnen schwer, den Schritt aus dem sicheren Schutzraum als „Beschäftigter“ heraus zu wagen. Andererseits hatten sie sehr wohl wahrgenommen, dass sie mehr können und wollen. Nun hat „aLa“ ihnen diese neue Möglichkeit eröffnet, ihre Grenzen zu erweitern und sich zu entwickeln.

Wie werden diese neuen Maßnahmen finanziert? Während das Eingangsverfahren und der Berufsbildungsbereich vom Rentenversicherungsträger und der Arbeitsagentur getragen werden, finanziert sich der Arbeitsbereich aus dem Fachdienst Teilhabe vom Amt für soziale Dienste. Das große Ziel „erster Arbeitsmarkt“ ist auf diese Weise ein gutes Stück näher gerückt. Ergänzend gibt es für Menschen mit einem geringeren Bedarf an Beschäftigung „BOT“ (Beschäftigungsorientierte soziale Teilhabe). Diese umfasst einen Stundenumfang von 5 bis 15 Stunden, während „aLa“-Nutzer*innen in einem Anstellungsverhältnis von 15 bis 36,5 Wochenstunden eingebunden sind.

Die Rückmeldungen der beiden Pioniere – Stefan und Kurt – sind so positiv, dass auch andere Beschäftigte der ArBiS Bremen den nächsten Schritt wagen und die Beantragung mit Unterstützung der leitenden Ergotherapeutin Natascha Priemel eingeleitet haben.

 

 


Im Hauswirtschaftsbereich wird Kürbisbrot gebacken.


Stefan und Kurt (v.l.) im Berufsbildungsbereich


Kurt (2.v.l.) und Stefan (2.v.r.) mit Doris Elmas (Begleiterin im Bereich Hauswirtschaft, li.) und Regina Kossmann (Sozialdienst, re.)

 

Weißt Bescheid!

Unter diesem saloppen Motto fand am 9. September eine Tour durch die Nordbremer Psychiatrie- und Suchthilfelandschaft statt. Eingeladen hatte der Gemeindepsychiatrische Verbund Bremen Nord (GPV Nord), ein Zusammenschluss aus elf Organisationen, die im Norden Bremens vielfältige psychiatrische und suchtbezogene Hilfen anbieten. Betroffene und Vertreter*innen von Trägern, die (noch) nicht dem Verbund angehören, waren eingeladen. Erklärtes Ziel der Veranstaltung war die Vernetzung und das gegenseitige Kennenlernen.

Auch an Vertreter*innen aus der Politik war die Anfrage verschickt worden, an der Tour teilzunehmen. Im Vorfeld der Veranstaltung wurden fünf sogenannte „Wahlprüfsteine“ an sie verschickt, zu denen sie vor Ort oder schriftlich Stellung beziehen konnten.

Dem GPV Nord gehören elf Institutionen an, die im Bremer Norden in der Unterstützung und Hilfe für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen oder/und Suchterkrankungen tätig sind. Diese haben sich im Januar 2021 zum Gemeindepsychiatrischen Verbund Bremen-Nord (GPV Nord) zusammengeschlossen. Damit setzten sie einen politischen Beschluss der Bremer Bürgerschaft um.

Los ging es um die Mittagszeit in der Tagesstätte Nord. Etwa 45 Gäste wurden in der offenen Einrichtung der ArBiS Bremen mit einem überreichen Angebot aus hausgemachtem Fingerfood, Getränken und köstlichen Snacks empfangen. Bei diesen leckeren Naschereien kam man ins Gespräch und knüpfte erste Kontakte. Nicole Nullmeyer, Geschäftsführerin der ArBiS Bremen und Uwe Schale, Klinikpflegeleitung des psychiatrischen Behandlungszentrums Bremen Nord, hießen die Gäste als Geschäftsführung des GPV Nord willkommen.  Anschließend stellte Peter Toboll, Leiter der Tagesstätte, das offene Angebot für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen vor.

Der erste, vom GPV Nord erarbeitete Wahlprüfstein wurde von Janina Tessloff, Geschäftsführerin der Therapiehilfe Bremen, vorgetragen und die drei anwesenden Vertreterinnen aus der Politik, Bürgerschaftsabgeordnete Ute Reimers-Bruns für die SPD, Bürgerschaftsabgeordnete Sigrid Grönert für die CDU und Bundestagskandidatin Charlotte Schmitz für die LINKE nahmen dazu Stellung. Eine im Vorfeld zugesandte Position der FDP wurde verlesen. Die anderen vier Wahlprüfsteine wurden im Laufe des Nachmittags an verschiedenen Stopps vorgetragen und die politischen Vertreterinnen bekamen die Gelegenheit, die Position ihrer Partei zu dem betreffenden Thema zu äußern.

Nach ausreichender Stärkung, startete die Tour zu Fuß entlang der Projektwerkstatt der ArBiS Bremen, dem Betreuten Wohnen des Sozialwerks und mit einer kurzen Vorstellung des Szenetreffs vom Verein für Innere Mission und dem Hinweis auf die Ambulante Suchthilfe. Dann ging es zum Psychiatrischen Behandlungszentrum, wo Klinikdirektor Dr. Martin Bührig u.a. das Konzept der Ambulantisierung im Behandlungszentrum erläuterte.

Weiter ging es zu Fuß zur besonderen Wohnform für psychisch beeinträchtigte Menschen des Sozialwerks und von dort aus zum Aumunder Marktplatz, wo bereits ein Reisebus wartete. Die Bustour bot reichlich Gelegenheiten, sich gegenseitig von den eigenen Angeboten zu erzählen, Kontaktdaten auszutauschen, sich zu informieren, Einladungen auszusprechen und Ideen zu schmieden. Die Tour passierte das Intensiv Betreuten Wohnen der AWO Akazienhof, das ISZR Büro, das Büro der GAPSY, das Betreuten Wohnen des Therapiehilfe e.V., die Werkstatt Bremen und die Aids-Hilfe Regenbogen. Schließlich gelangte die Reisegruppe zum Haus Blumenthal der AWO Integra. Hier gab es im Garten einen Imbiss und die Gelegenheit, sich die Beschäftigungs-Angebote im Haus anzuschauen. Beim Imbiss im Garten wurde erneut die Gelegenheit zu Gesprächen genutzt.

Letzter Stopp der Reise war das Berufsbildungszentrum der Friedehorst Teilhabe Arbeit, bevor der Reisebus die Teilnehmer*innen zurück zum Aumunder Marktplatz brachte.

Voller neuer Eindrücke, ein wenig erschöpft, aber sehr erfüllt und zufrieden erreichte die Gruppe am frühen Abend den Aumunder Marktplatz. Die Veranstalter erhielten viele positive, ja begeisterte Rückmeldungen für die ausgezeichnete Organisation, die informative Tour und die als sehr wichtig empfundene Gelegenheit zur Vernetzung. „Denn gemeinsam sind wir mehr“, so war auf der Einladungskarte zu lesen.

 

In der Tagesstätte Nord startete die GPV Nord Tour, führte erst zu Fuß und dann mit dem Bus zu den Einrichtungen der Mitgliedsorganisationen.

Ausgezeichnete Präsenzkräfte

Seit der Neueröffnung der Heimstätte am Grambker See im Jahr 2019 wurde das neue Konzept Wohnküchen umgesetzt. Auf jedem Wohnbereich gibt es eine Wohnküche, in der täglich frisch vor Ort gekocht wird. Die Wohnküchen werden durch Präsenzkräfte bewirtschaftet – ein neues Berufsbild im Sozialwerk. Präsenzkräfte bereiten mit und für die Seniorinnen und Senioren leckere und gesunde Mahlzeiten zu. Dabei werden noch vorhandene Fähigkeiten der Bewohnerinnen und Bewohner aktiviert, Appetit und Lebensfreude wachsen beim Duft der Essenszubereitung, und es entsteht das Gefühl des Gebrauchtwerdens beim Schälen und Schnibbeln für die Mahlzeiten.

Präsenzkräfte brauchen ein breit gefächertes Wissen und eine hohe soziale Kompetenz. Sie sollten gut kochen und mit den Menschen umgehen können, die sie betreuen. Um die Mitarbeitenden, die aus unterschiedlichen beruflichen und kulturellen Hintergründen kommen, für ihren neuen Job fit zu machen, bietet die ArBiS Bremen, eine Tochtergesellschaft des Sozialwerks, unter dem Motto „Mit mehr Fachwissen zu mehr Professionalität“ seit zwei Jahren eine Fortbildungsreihe für Präsenzkräfte an.

In den einzelnen Schulungsmodulen wurden die Themen „Ernährung im Alter“, „Kommunikation“, „Betreuung“ und „geriatrische Krankheitsbilder“ bearbeitet und anhand von Fallbeispielen aus dem Arbeitsalltag geübt und erlernt. Im ersten Schulungsdurchgang wurde die Fortbildung ausschließlich für die Präsenzkräfte der Heimstätte am Grambker See angeboten und fand vor Ort statt. Dies war trotz pandemie-bedingter Auflagen möglich, da die Schulungen hausintern stattfanden.

In der abschließenden Evaluation wurden die Teilnehmenden nach ihren Erfahrungen mit dem Pilotprojekt befragt. Die Resonanz war überwiegend positiv. Das Angebot wird auf Grundlage der Befragung für die nächste Veranstaltungsreihe erweitert.

Wegen der guten Resonanz und der großen Nachfrage im gesamten Unternehmen werden die Schulungen ab 2022 auch für die Betreuungskräfte und die Pflegeassistenz- und Hilfskräfte der drei Heimstätten sowie für die Mitarbeitenden der fünf Tagespflegen geöffnet.

Nach zwei Jahren Fortbildung wurden am 3. September 2021 vier Präsenzkräfte im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung mit einem Zertifikat ausgezeichnet. Dieses wird vergeben, wenn die Teilnehmenden 80 Prozent der Schulungsmodule besucht haben. Wer dies noch nicht erreichen konnte, kann die fehlenden Veranstaltungen im nächsten Jahr nachholen. Im Anschluss an die  Zertifikatsübergabe konnten sich die Teilnehmenden bei Getränken und leckeren Snacks aus der ArBiS-Bäckerei nochmals mit den geladenen Dozentinnen und den Leitungskräften austauschen.

 

Anja Dänekas (li.), verantwortlich für den Bereich Bildung in der ArBiS Bremen, ehrte die vier ersten Absolventinnen (rechts) der Fortbildung für Präsenzkräfte.

Gute Ausbildung

Schon beim Vorstellunggespräch war schnell klar, dass dies der richtige Platz für sie war. „Da war so viel Farbe, so viel Herzliches“, erinnert sich die 21-jährige Auszubildende, die nun kurz vor ihrem Abschluss steht. Dann ging alles ganz schnell. Die damals 19-Jährige bekam eine Wohnung auf dem Sozialwerksgelände und begann ihre Schreinerausbildung in der Werkstatt für psychisch beeinträchtigte Menschen.

Freya Malle kommt aus Butjardingen. Nach ihrem Abitur wollte sie gern etwas Handwerkliches machen. Sie hatte schon immer viel Zeit mit ihrem Vater in dessen Werkstatt verbracht. Dieser hatte in seiner Freizeit immer an einem Projekt gebaut.

Auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz stieß Freya auf das Sozialwerk.  „Die Menschen haben so interessante Geschichten, ich konnte viel von ihnen lernen“, ist Freyas Eindruck im Rückblick auf ihre Ausbildung.

Soziale Kompetenzen brachte Freya schon mit, doch wurden diese hier noch weiter geschult. Nico Kusserow ist Tischler-Meister und Ausbilder der jungen Frau. Er findet nur lobende Worte über sie und ihren Werdegang: „Freya hat sich sehr gut in die Werkstatt eingefügt. Sie hat gute Beziehungen zu ihren Kolleginnen und Kollegen und ist mit ihnen auf Augenhöhe.“ Doch nicht nur von ihren sozialen Kompetenzen ist der erfahrene Ausbilder überzeugt. „Wir lassen Freya ungern gehen. Sie ist eine große Hilfe und Unterstützung im Arbeitsalltag. Freya ist selbstständig und es hat wirklich Spaß gemacht mit ihr zu arbeiten.“

Durch die besonderen Gegebenheiten in der ArBiS-Holzwerkstatt, hatte Freya viel Zeit zum Üben und reichlich Gelegenheiten, Dinge auszuprobieren. „Nico hat mir viel zugetraut. Dadurch habe ich auch schnell und viel gelernt“, betont Freya Malle. Auszubildenden Freiheit zum Ausprobieren und Fehlermachen zu geben, ist Nico Kußerow wichtig.

Da in der Holzwerkstatt der ArBiS Bremen keine Türen und Fenster angefertigt werden, dies aber zu den Ausbildungsinhalten gehört, hat Freya einen Teil ihrer Ausbildung bei einem Kooperationspartner absolviert. Dort hat sie so große Anerkennung für ihre Arbeit und ihre persönliche Art bekommen, dass sie gleich im Anschluss an ihre Ausbildung dort arbeiten und weitere praktische Erfahrungen sammeln kann.

Der Beruf des Tischlers oder Schreiners war lange ein männerdominierter Beruf. Nur drei von 20 Ausbildungskolleg*innen ihrer Klasse sind Frauen. Inzwischen gibt es ein jährlich stattfindendes Tischlerinnentreffen, das an einem Wochenende stattfindet und dem Austausch der Frauen in diesem Berufsbild dient. Freya ist schon ein bisschen stolz, sich hier beweisen zu können und die Anerkennung ihrer männlichen Kollegen zu haben. In ihrer Ausbildung hat sie als Frau nur gute Erfahrungen gemacht. „Es gab keine Respektlosigkeiten und ich wurde gut behandelt. Ich glaube, da ändert sich gerade auch was in der Gesellschaft“, so die Auszubildende.

Nun stehen die Abschlussprüfungen an. Nach der theoretischen Prüfung, in der es um einen konstruierten Kundenauftrag inklusive Planung, Kalkulation und Ausführung geht, wird ein Gesellenstück gefertigt. Dafür gibt es einen vorgegebenen Zeitraum von 100 Stunden, innerhalb derer ein Möbelstück nach bestimmten Vorgaben gefertigt werden muss. So spielt das Aussehen des Gesellenstückes eine Rolle und es muss ein bewegliches Teil wie z.B. eine Tür oder eine Schublade geben. Hier kann der Betrieb beratend zur Seite stehen. Die Gesellenstücke werden anschließend in der Handwerkskammer ausgestellt und können öffentlich besichtigt werden.

Die traditionelle Freisprechung, die die offizielle Anerkennung als Gesellin darstellt, fiel in diesem Jahr corona-bedingt aus. Am 1. Juli konnte Frey jedoch ihr Abschlusszeugnis abholen. Ihr Ausbilder und ihre Arbeitskolleginnen und -kollegen freuten sich mit ihr und überreichten ihr anlässlich ihrer abgeschlossenen Ausbildung eine Baumscheibe mit eingebrannten Glückwünschen.

Das Gesellenstück

Der Gesellenbrief

Ausbilder Nicolai Kußerow (re.), Arbeitskollege Fabian Wrieden (2. v. re.), Michael Koch (Mitte) und Ergo-Thearpeutin Anita Meyn (2. v. li.) freuen sich mit Freya Malle (li.) über den erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung.