Geschulter Rettungseinsatz

Eine Einführung in die Denke und Sprache von Rettungssanitätern und -sanitäterinnen bietet die ArBiS speziell für Pflegekräfte als Fortbildung an. Spannend, fand Pflegedienstleiter Sebastian S., der schon viele Rettungseinsätze in der Heimstätte am Grambker See begleitet hat, und nahm teil.

Wie unterschiedlich ein Notfall in den beiden Fachgebieten gesehen und „abgearbeitet“ wird! Kein Wunder, dass es immer wieder zu Missverständnissen und Zeitverlust kommt. Rettungsfachkräfte lernen, Emotionen und Empathie „auszuschalten“ und die bedürftige Person präzise nach einem vorgegebenen Schema A-E zu untersuchen und die jeweils nötigen Maßnahmen durchzuführen. Das beschleunigt die Notfallversorgung und ermöglicht vor allem eine schnelle und exakte Kommunikation über das, was zu tun ist. Sebastian S. war begeistert. Und das Beste: Direkt am Tag nach der Fortbildung konnte er das Gelernte direkt umsetzen:

„Ich hatte aktuell Corona in der Einrichtung, und bei einer Bewohnerin hatte sich der Allgemeinzustand verschlechtert. Ich bin komplett die Buchstaben des Schemas durchgegangen und habe festgestellt, dass bei einer bestehenden Covid-Infektion ein „B- und E-Problem“ vorliegt. Die Bewohnerin hatte eine auffällige Atmung, eine Sättigung von 89% und erhöhte Temperatur.

Ich rief die 112 an, und wie gewohnt begann der Fragenkatalog der Zentrale. Ich war gespannt und startete mein gelerntes Programm von gestern:

93-jährige Patientin mit bestehendem B- und E-Problem, und ich nannte die Vitalwerte. Vorgeschichte mit Zustand nach Herzinfarkt und Schlaganfall.

Anders als sonst wurde ich nun gefragt, ob ich medizinischer Kollege sei :). Ich musste unbemerkt lächeln und konnte es nicht glauben. Unzählige Male habe ich die 112 schon angerufen, und jetzt plötzlich, da ich ihre Sprache und Handeln beherrsche, hält man mich für einen medizinischen Kollegen, einen Arzt. Ich antwortete, zwar kein Arzt, jedoch sehr gut geschult worden zu sein.

Beim Eintreffen des Rettungswagens machte ich noch im Fahrstuhl in gleicher Form die Übergabe mit den Sanitätern, und sie schauten auf mein Namensschild und wunderten sich. Ich hatte das Gefühl, viel mehr auf Augenhöhe mit ihnen zu sprechen und ernster genommen zu  werden als sonst.“

Sebastian S. empfiehlt allen Kollegen und Kolleginnen in der Pflege, diese Fortbildung zu machen. Sie kann wertvolle Zeit sparen und so Leben retten. Und sie fördert den Respekt für Pflegekräfte ungemein. Diese Fortbildung sollte für alle in der Pflege Tätigen verbindlich sein, meint Sebastian.

Darüber hinaus bietet die ArBis ein breites Portfolio an Fortbildungen an, die allen Mitarbeitenden des Sozialwerks samt Tochterunternehmen offen stehen. Das volle Programm, gerade aktualisiert fürs zweite Halbjahr, steht in der Vivendi-App und im Intranet zur Verfügung oder direkt bei der Ansprechpartnerin Anja Dänekas: a.daenekas@arbis-bremen.de.

Hundertjährige zu Gast

Geboren am 18. Juli 1924 in Bremen-Hastedt, überblickt Anneliese B. zehn Jahrzehnte. Ihre Kindheit endete im Krieg, für heutige junge Menschen kaum vorstellbar, haben wir doch seit fast achtzig Jahren Frieden in Deutschland. Die junge Frau heiratete einen Bergmann und zog mit ihm nach Castrop-Rauxel ins Ruhrgebiet, bekam eine Tochter und musste viel zu früh einen weiteren Schicksalsschlag einstecken, den Tod ihres Mannes. Bis ins hohe Alter blieb die Witwe in der Wahlheimat und kehrte erst 2010, mit 86 Jahren, zurück nach Bremen.

Ihrer Tochter ging es nicht gut, für sie war der Besuch der Tagespflege Oslebshausen geplant. Weil die Tochter vor diesem Schritt Angst hatte, begleitete die Mutter sie. Und dann gefiel es ihr – der Mutter – so gut in der Tagespflege, dass sie gleich dort blieb, auch nachdem die Tochter gestorben war.

Seit 2017 kommt Anneliese B. nun in die TAP Oslebshausen, ist immer guter Dinge und voller Humor, nimmt an den vielen Aktivitäten teil und das Leben leicht. Das Einzige, worüber sie sich ernsthaft ärgern kann, ist, wenn an ihrem Frühstückstisch kein  Quark mit Marmelade steht – den braucht sie nämlich zum Fitbleiben, sagt sie. Zum Glück kommt das aber so gut wie nie vor, denn das ganze Team umsorgt die stets zu allen freundliche Besucherin immer sehr aufmerksam. Und natürlich erst recht am 100. Geburtstag!

Die Jubilarin ließ sich gerne feiern und freute sich über die Gratulantinnen und Gratulanten, mit denen sie, umringt von ihren beiden Enkelinnen und ihrem Urenkel, einen festlichen Kaffeeklatsch abhielt. Bei einer der beiden Enkelinnen wohnt sie inzwischen auch, da ihr die eigene Wohnung mittlerweile zu beschwerlich wurde.

Frau B. weiß genau, wo es langgeht. Für den klaren Durchblick sorgt notfalls die Lupe.

Frau B. weiß genau, wo es langgeht. Für den klaren Durchblick sorgt notfalls die Lupe.

Ausflug ins Weserstadion

Oleee-oleo-leoleeee! Zwar waren die Ränge unbesetzt, und es spielte auch niemand auf dem Rasen (der gerade erneuert wurde), als die Beschäftigten der ArBiS in das Innerste des Weserstadions eintraten, aber alle konnten sich die vollen Tribünen und die Fangesänge vorstellen. Ein Abenteuer, einmal auf Werders Rasen zu stehen! Für mindestens zwei der Ausgeflogenen, echte Vollblut-Fans, erfüllte sich damit ein Traum.

Alle paar Jahre denkt sich die ArBiS ein besonderes Ziel für die Beschäftigten aus, und diesmal, im Jahr der EM 2024, ging es ins Weserstadion. Aus den fünf Werkstätten – „Holz und Ideen“, Bäckerei, „Garten und Kunst“, Hauswirtschaft sowie Tagesstätte Nord – kamen 55 Menschen zusammen, die sich von zwei kundigen „Werderanern“ durchs Stadion und hinter die Kulissen führen ließen. Backstage erkundeten sie die Logen, die Gäste-Kabine (mit Jacuzzi), den Presseraum und die Kantine, wo es Würstchen und Pommes für alle gab. Historische Momente in Werders Geschichte hängen in Großformaten an den Wänden, ein Gang zeigt die lange Reihe der Werder-Trikots von Jahr zu Jahr und spiegelt die Entwicklung der Mode. Spannend auch der Blick ins Museum mit den Memorabilien entscheidender Momente, Höhepunkte und Krisen in Werders Geschichte.

„Sehr schön“ und „interessant“ war am Ende aus der Gruppe zu vernehmen. Zwei von ihnen – waschechte Grün-Weiß-Fans – schwebten im siebten Fußballhimmel. Da hatte sich die ArBiS echt was Gutes ausgedacht.

Weser-Kurier interviewt Beschäftigte

Die Medien reden seit Tagen davon: Das Bremer Jobcenter hat kein Geld mehr für neue Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen, das Jahresbudget ist so gut wie ausgegeben. Unternehmen wie die Sozialwerks-Tochter ArBiS, die diese Maßnahmen anbieten, können ihren Beschäftigten keine Fortsetzung nach dem 31.7. mehr anbieten.

Während die Politik und das Jobcenter selbst nach den Ursachen suchen, wie dieser Fall eintreten konnte, wie eine solche Fehlplanung oder Misswirtschaft passieren konnte, wollte der Weser-Kurier hören, was denn die direkt Betroffenen dazu sagen. Was bedeutet der Wegfall ihrer „Arbeitsgelegenheit“ (so die Fachsprache) für die Menschen?

Eine Journalistin und eine Fotografin besuchten die Werkstatt „Holz und Ideen“ in Gröpelingen, wo Beschäftigte aller Werkstätten der ArBiS zusammenkamen, um ihrer Enttäuschung und ihrem Frust Luft zu machen. Über ein Drittel der hier Beschäftigten stecken in solch einer Maßnahme, die nun wegfällt.

Was die Runde der anwesenden und überwiegend weiblichen Beschäftigten zu sagen hatte, anfangs zurückhaltend, dann zunehmend mutig und sich gegenseitig bestärkend, berührte die Zuhörenden sehr und offenbarte die ganze Bandbreite an Schicksalen und Widrigkeiten, die Menschen begegnen und aus der Bahn werfen können.

So hat hier eine schwerbehinderte Witwe vor 2 1/2 Jahren wieder Fuß gefasst, sie fühlt sich gesehen und respektiert, kann die stärkende Erfahrung machen, etwas Sinnvolles zu leisten. Die meisten Frauen berichten Ähnliches, Todesfälle und Krankheiten, sie reden über ihre Depressionen, manche über Suizidgedanken, und alle sind sich einig, dass die Beschäftigung ihnen Halt gibt. Sie strukturiert den sonst so grauen Alltag und lässt das Selbstwertgefühl wieder wachsen. Hier will niemand zu Hause bleiben, sie fürchten alle die Isolation, wollen teilhaben an der Gesellschaft, etwas leisten, Sinnvolles tun, gebraucht werden.

Für einige Beschäftigte waren die Werkstätten der ArBiS ein Sprungbrett in den ersten Arbeitsmarkt. Auch das ist möglich, manchmal gelingt der Weg zurück in einen ganz normalen Job. Es kommt so sehr darauf an, in einer schweren Krise Unterstützung und Hilfe zu finden, die stärkt und Selbstvertrauen gibt. An diesen Bruchstellen entscheidet sich , ob jemand aus der Kurve fliegt oder sein Leben doch noch die Kurve kriegt.

Die Beschäftigten hoffen, dass es doch noch eine rettende Lösung seitens der Politik geben wird. Es steht viel auf dem Spiel.

Die Journalistin staunt über die vielen selbst hergestellten Deko-Elemente in der Werkstatt.

Die Journalistin staunt über die vielen selbst hergestellten Deko-Elemente in der Werkstatt.

 

Arbeit in der Keksbäckerei

Arbeit in der Keksbäckerei

Jens Bonkowski überreicht Nora Mengel und ihrem Team den Bus für die "Arche"

Sozialwerk macht die „Arche“ mobil

Gestern brachte der Bus noch Senioren und Seniorinnen zur Tagespflege, heute bringt er Kinder ans Ziel. Die Leiterin der Kinderstiftung „Die Arche“ in Bremerhaven, Nora Mengel, und ihr Team freuen sich über die motorisierte Spende aus Bremen. Sie wurde möglich, weil die Mitarbeitenden des Sozialwerks im Rahmen der Weihnachts-Spendenaktion für das Projekt gespendet und das Sozialwerk den Betrag noch einmal aufgestockt hatte.

Jens Bonkowski, Mitglied der Geschäftsleitung im Sozialwerk, überreichte am 17. Juni 2024 die Schlüssel und Papiere für den Transporter.

Das christliche Kinder- und Jugendwerk „Die Arche“ unterstützt Kinder und Jugendliche mit einem offenen Haus, in dem sie toben, spielen, klettern, Hausaufgaben machen und Mittag essen können. Ab jetzt werden auch Ausflüge im eigenen Bus gemacht!

Herzlichen Dank an alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die das ermöglicht haben!

Aktionswoche Hauswirtschaft

Aktionswoche Hauswirtschaft

Die Hauswirtschaft: Ohne sie geht nichts, sie hält den Laden am Laufen und ist doch meistens unsichtbar. Letzteres soll sich ändern, darum lief eine ganze Aktionswoche Hauswirtschaft, ausgerufen vom Deutschen Hauswirtschaftsrat. Spot an auf die vielfältigen Aufgaben und die multiprofessionellen Teams, die in allen Einrichtungen und Häusern kochen, putzen, waschen, wirtschaften und für Wohlbefinden sorgen!

Um mehr Sichtbarkeit ging es auch der Hauswirtschaft im Sozialwerk, die sich an der Aktionswoche beteiligte. In den Foyers und Speiseräumen der Heimstätten informierten Postkarten und Plakate. Hauswirtschaftsleiterin Birgit Köpke und ihr Team kamen bei einem Gläschen Erdbeerbowle mit Bewohnern und Bewohnerinnen der Heimstätten, Angestellten und Gästen ins Gespräch.

   

   

Bunter Strauß Hauswirtschaft Hauswirtschaft

Hauptgewinn: Klassenreise nach Schottland

Welcher schottische Schauspieler spielte James Bond? Wann wurde Nessie zum ersten Mal gesichtet? Und welche Zutat kommt ins schottische Frühstücksporridge, aber nicht ins englische?

Die 8. Klasse der MENTOR Privatschule fand die Antworten – und noch viele mehr – heraus und holte damit den Hauptgewinn im Schottland-Quiz des Reiseveranstalters für Klassenfahrten, CTS-Reisen. Sechs Tage Edinburgh für die ganze Klasse!

Die Glücksfee zauberte einen modernen Reisebus samt Fahrer herbei, der die Reise kundig und sympathisch leitete. Der Auftakt: eine „schön-schaukelige“ Nordsee-Überfahrt bei trübem Wetter, ab der schottischen Grenze dann nur noch Sonne. Die Hauptstadt beeindruckte mit mittelalterlicher Pracht und mystischem Flair, beides geballt auf der „Royal Mile“, die die SchülerInnen auf Harry Potters Spuren entlangliefen. Geschichten und Anekdoten sollen sich hier zugetragen haben, die alle in den Bann zog. Das Herzstück des mittelalterlichen Edinburgh inspirierte auch die Autorin J. K. Rowling. Die vielen abzweigenden Gassen sind eng, oft von historischen Gebäuden flankiert und überbaut, – wer fühlte sich da nicht an die „Winkelgasse“ erinnert, in der Harry Potter seinen ersten Zauberstab erstand?

Am nächsten Tag ging es auf eine wunderschöne Küstenwanderung am Forth of Fife. Durch Höhlen, über Felsen, am (und sogar durchs) Wasser führte die Route ins Fischerdörfchen Anstruther an Schottlands Ostküste. Zum Abschluss gab es fangfrischen Fish & Chips, klassisch mit Salz und Essig oder mit Ketchup für den deutschen Gaumen. Britische Inselkultur in Reinform bei eher untypisch sonnigem schottischen Wetter! Der Blick über die glitzernde See und die beeindruckende Landschaft bleibt definitiv in positiver Erinnerung.

Schottische Kronjuwelen und das Kriegsgefangenenmuseum gab es am letzten Tag in Edinburgh zu sehen, als sich für die Klasse die Tore der eindrucksvollen Burg öffneten. Von hier reichte der Blick über die ganze Stadt und das weite Umland. Nach so viel Landschaft und Geschichte gab es zum Abschluss ein sehr modernes Highlight, das „Dynamic Earth Science Centre“. Die SchülerInnen gingen interaktiv auf Entdeckungsreise und erkundeten unseren faszinierenden Planeten, die Entstehungsgeschichte vom Urknall bis heute, die geologische und biologische Vielfalt, effektvoll visualisiert und technisch beeindruckend nahe gebracht. Eine Reise durch die Zeit in einer „Zeitmaschine“, ein toller 3D-Film und ein Planetarium mit Rundum-Projektion, die die elementare Bedeutung von Satellitentechnik erläuterte – „aufregend und spannend!“.

Ein letztes Mal saugten die SchülerInnen die Stimmung der Hauptstadt auf, besorgten Souvenirs und verabschiedeten sich von Edinburgh in Richtung Nordengland, zur Fähre in Newcastle. Alnwick Castle liegt am Weg und wurde „mitgenommen“: das Schloss – nach Windsor Castle das zweitgrößte Englands – war schon Drehort für etliche Filme, vor allem für die Harry-Potter-Reihe, wo es als Außenansicht der berühmten Schule für Hexerei und Zauberei diente (zu sehen bei Harrys erstem Flugversuch und beim Quidditch-Training). Wer hätte gedacht, dass die Reise zum Abschluss noch tatsächlich nach Hogwarts führen würde…

Ihr Schottland-Abenteuer wird die 8. Klasse nicht vergessen, die vielen Eindrücke wirken nach. Alle sind gut wieder in Bremen angekommen und brachten ihre persönlichen Erinnerungen und Highlights dieser besonderen Reise mit nach Hause. Fazit: Wahrlich ein absoluter Hauptgewinn!

 

Das „Haus der guten Ausbildung“

Ein Projektbericht von Daniela Wulf:

Die Quote von Ausbildungsabbrüchen in der Pflege liegt im Bundesdurchschnitt bei rund 30 Prozent. Nun könnte man sagen: „immer noch besser als in der Gastronomie, da sind es 50 Prozent“, aber das ist natürlich nicht unser Anspruch. Daher nutzen wir regelmäßig den Austausch mit unseren Auszubildenden, Pflegeschulen und anderen Trägern und spitzen auch sonst die Ohren, wenn es irgendwo um die Ausbildung in der Pflege geht. So sind wir im Februar 2023 auf das Projekt „Ausbildungsabbrüche in der Pflege“ aufmerksam geworden.

Beauftragt und finanziert wurde das Projekt vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB). Die Umsetzung des Forschungsprojekts erfolgte durch ISG (Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik GmbH), IEGUS (Institut für europäische Gesundheits- und Sozialwirtschaft GmbH) und contec GmbH.

Auch wenn seit Beginn der neuen generalistischen Pflegeausbildung 2020 bereits der bzw. die 50. Auszubildende bei uns begonnen hat und unsere Abbruchquote mit 20% deutlich unter dem Schnitt liegt, haben wir uns mit der Heimstätte Ohlenhof als Piloteinrichtung für die Umsetzungsphase beworben. Als Piloteinrichtungen wurden an zehn Standorten in Deutschland sechs Schulen und vier Einrichtungen der Langzeitpflege ausgewählt – und wir waren dabei!

Im „Haus der guten Ausbildung“ wurden die Forschungsergebnisse visualisiert dargestellt. Neben den persönlichen Faktoren, die jede und jeder Auszubildende als „Fundament“ mitbringt, müssen die Lernorte Schule und Betrieb als „tragende Mauern“ ihren Beitrag zu einer guten Ausbildung leisten. Nur wenn Schule und Betrieb optimal zusammenarbeiten, können sie dem Haus das „Dach“ aufsetzen und so eine qualitativ hochwertige Ausbildung anbieten.

Manchmal reichen aber ein „Haus“ und die Sicherheit, die es bietet, nicht aus, um Ausbildungsabbrüche zu vermeiden. Dann benötigt man ein „Dorf“. Ein „Dorf“, in dem das „Haus“ fest verankert ist und das Auszubildenden z.B. Ansprechpersonen für ihre individuellen Sorgen und Nöte vermitteln kann. Nicht selten sind es Problemlagen, die nicht mit der eigentlichen Ausbildung zusammenhängen, die zum Abbruch führen. Wohnungsnot, Schulden oder Trauer können ohne Unterstützung zu unüberwindbaren Hindernissen und zum Grund für den Abbruch der Ausbildung werden.

Mitte Oktober 2023 sind wir in die Umsetzungsphase gestartet. Gemeinsam mit unserem Projektbegleiter haben wir unsere Stärken und Schwächen ermittelt und geprüft, welche Maßnahmen aus dem „Haus der guten Ausbildung“ sich bei uns in der Praxis umsetzen lassen. Als Ergebnis stellten wir fest, dass es bei den verschiedenen Berufsgruppen im Haus zu wenig Information über die neue generalistische Ausbildung gab sowie eine Unsicherheit, wer in welchem Umfang welche Verantwortung für die Anleitung und Begleitung der Auszubildenden übernehmen sollte.

Daraus konnten wir eine Fortbildung erarbeiten, die für alle Berufsgruppen wichtige Informationen und praktische Tipps für die Begleitung und Unterstützung der Azubis bereithielt.  Diese Fortbildung fand mehrfach statt, sodass jede und jeder die Möglichkeit erhielt, daran teilzunehmen. Neben dem fachlichen Input gab es ausreichend Zeit, um miteinander ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen. Die positiven Rückmeldungen und sichtbaren „Aha-Erlebnisse“ haben uns darin bestärkt, dass dies genau der richtige Ansatz war. Denn nur, wenn alle Mitarbeitenden, egal welcher Berufsgruppe sie angehören, sich mit verantwortlich fühlen, kann gute Ausbildung gelingen.

Fazit: Auch in der kurzen Projektzeit bis April 2024 ließen sich Maßnahmen mit langfristigen Auswirkungen erarbeiten und umsetzen. Wir nehmen diese Zeit als Impuls, um uns regelmäßig zu hinterfragen, unser Ausbildungskonzept kritisch zu beleuchten und bei Bedarf anzupassen.

Wer in die Ausbildung investiert, den auszubildenden Menschen in seiner Individualität sieht und unterstützt, wird langfristig Ausbildungsabbrüche vermeiden und erfolgreich die Pflegegeneration von morgen auf ihrem Weg in den Beruf begleiten.

Quellen: Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB), ISG (Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik GmbH), IEGUS (Institut für europäische Gesundheits- und Sozialwirtschaft GmbH) und contec GmbH

Angehörige von Suchtkranken

Sucht ist eine Erkrankung, die nicht nur die suchtkranke Person selbst betrifft, sondern auch massive Auswirkungen hat auf das Leben der Angehörigen. Vor allem die Partnerin bzw. der Partner und die Kinder, aber auch Eltern und Geschwister leiden in der Not, mit ansehen zu müssen, wie die Sucht den Menschen mehr und mehr zerstört. Oft jahrelang versuchen sie, in hohem persönlichen und auch finanziellen Einsatz die Sucht des geliebten Menschen „in den Griff“ zu bekommen und sie oder ihn zu retten.

Eigene Bedürfnisse, Gefühle und Interessen werden oft so lange vernachlässigt, bis Angehörige selbst seelisch oder körperlich krank werden, weil ihr Denken, Fühlen und Handeln nur noch um das suchtkranke Familienmitglied kreist. Schlimmstenfalls wird das eigene Leben vollständig von der Sucht dominiert. Darum ist Sucht eine Familienkrankheit.

Manchmal verhalten sich Angehörige in Unkenntnis der Krankheit so, dass die Beibehaltung der Sucht begünstigt wird. Experten und Expertinnen sprechen dann von „suchtbegünstigendem Verhalten“ und schlagen vor, diesen Begriff zu benutzen statt den Begriff der „Co-Abhängigkeit“, der Angehörigen eine Schuld an der Aufrechterhaltung des Suchtverhaltens sowie eine eigene psychische Erkrankung unterstellt.

Was ist suchtbegünstigendes Verhalten?

  • Leugnen, Wegschauen, Vertuschen, Bagatellisieren: Dies geschieht in der Regel aus Scham und um den suchtkranken Menschen zu beschützen.
  • Die Schuld bei sich suchen und damit die suchtkranke Person aus der Eigenverantwortung entlassen
  • Versuche, den Konsum zu kontrollieren oder zu verhindern, z. B. angebrochene Schnapsflaschen mit Wasser aufzufüllen, lassen den kranken Menschen nur immer raffiniertere Wege finden, das Suchtmittel zu konsumieren und den Konsum zu verheimlichen.
  • Der suchtkranken Person Aufgaben und Verantwortung abnehmen: z. B. beim Arbeitgeber krankmelden oder die Schulden des suchtkranken Kindes begleichen oder die Verwüstungen beseitigen, die im Rausch angerichtet wurden

Und was hilft? Tipps zum Umgang mit suchtkranken Angehörigen:

  • Sprich es an, wenn du das Gefühl hast, dass die betroffene Person zu viel konsumiert oder suchtproblematische Verhaltensweisen entwickelt – ohne Vorwürfe zu machen oder zu belehren.
  • Akzeptiere, dass Sucht eine Erkrankung ist, keine böse Absicht oder Charakterschwäche. Ihre Überwindung braucht viel Zeit und Kraft.
  • Verabschiede dich von Schuldgefühlen: Auch wenn in eurer Beziehung nicht alles glatt gelaufen ist: Du bist nicht schuld an der Suchterkrankung.
  • Übernimm Verantwortung für dein eigenes Leben: Lass die Sucht nicht zu deinem Lebensmittelpunkt werden. Kümmere dich um deine eigenen Bedürfnisse und Interessen. Achte auf deine Gesundheit.
  • Such dir Hilfe. Wende dich an eine Beratungsstelle und nimm die Unterstützung einer Selbsthilfegruppe für Angehörige von Suchtkranken in Anspruch.

Suchterkrankungen sind leider häufig noch ein Tabu. Das Thema anzusprechen, fällt darum schwer. Man fürchtet, den anderen zu beschämen, zu Unrecht zu verdächtigen und zu kränken. Doch Nichtstun und Wegschauen ist keine gute Option. Von allein wird sich das Problem nicht lösen. Nur wenn jemand der/dem Betroffenen den Spiegel vorhält, erhält sie/er den Impuls, sich mit dem Problem zu befassen.

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Ich stehe für Information und Beratung zur Verfügung: Simone Vogt, Betriebliche Suchtkrankenhelferin, Telefon 61 90 – 187

Unser Verband wird 100

2024 ist ein besonderes Jahr für Menschenrechte und Demokratie. Ganz Deutschland feiert 75 Jahre Grundgesetz! Und bereits 25 Jahre vor diesem historischen Meilenstein wurde der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband gegründet, der sich für Demokratie und Menschenwürde stark macht.

Seit 100 Jahren steht „Der Paritätische“ für eine „demokratische, offene, vielfältige Gesellschaft, an der alle Menschen gleichwürdig teilhaben und Schutz erfahren – unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht, sozialer oder ethnischer Herkunft, Alter, Religion oder Weltanschauung, sexueller Identität, materieller Situation, Behinderung, Beeinträchtigung, Pflegebedürftigkeit oder Krankheit“ (Zitat: Homepage). Die Mitgliedsorganisationen verbindet die Idee der Parität, der Gleichwertigkeit aller in ihrem Ansehen und ihren Möglichkeiten.

Das Sozialwerk ist stolz auf die Mitgliedschaft im Paritätischen und gratuliert herzlich zum 100. Geburtstag.