Vergeben statt vergelten

Ein nebeliger Novembertag im Jahr 1945. Die Hofgemeinschaft des Hofes Capelle im Bremer Blockland verbringt einen ruhigen Abend in Gesellschaft mit Verwandten. Nachdem alle zu Bett gegangen sind, wird das Haus überfallen. Zehn bewaffnete, junge Männern überfallen den Hof und plündern, was sie finden können. Es sind polnische Zwangsarbeiter, die nach Kriegsende zwar frei, aber heimat- und perspektivlos in der Kaserne in Gröpelingen hausen. Sie selbst sind deportiert worden, haben Verwandte und Freunde durch grausame Gewalt verloren. Nun plündern sie den Hof und üben Vergeltung für das, was ihnen angetan worden ist. Sie treiben alle Menschen des Hofes Capelle in den Keller und erschießen sie – von den Kindern bis zu den Großeltern. Auch die beiden Angestellten werden nicht verschont. Einzig Wilhelm Hamelmann stellt sich tot und schleppt sich, nachdem die Täter abgezogen sind, schwerverletzt zum zwei Kilometer weit entfernten Nachbarhof, wo er Hilfe findet.

Bei der Trauerfeier für seine ums Leben gekommene Familie lässt der schwer verwundete Wilhelm Hamelmann folgende Worte verlesen:

„Als in der schaurigen Nacht die Tragödie ihren Höhepunkt erreicht hatte und ich, an Leib und Seele wund, das Totenhaus verließ, da war mein Herz dennoch erfüllt von einem Frieden, den allein mein Gott mir schenken konnte. Das mir von Gott geschenkte unbedingte Gottvertrauen, gegründet auf Christus, ermöglichte es mir, alles zu ertragen und zu überwinden. Im Andenken an meine lieben Angehörigen muss ich eins bekennen: Unser Haus war stets ein Haus der Liebe, wo die Niedrigsten geachtet wurden und den Ärmsten Hilfe ward. Das soll auch weiterhin meinem Leben Leitstern sein.“

Die jungen Polen werden bis auf einen gefasst und nach damals geltendem, amerikanischem Recht verurteilt. Ein Angeklagter wird zu 40 Jahren, drei weitere Angeklagte zu lebenslanger Haft verurteilt. Vier der Täter bekommen das Todesurteil und werden auf einem Bremer Schießplatz hingerichtet. Der entkommene, neunte Täter, wird später gefasst und ebenfalls zu lebenslanger Haft verurteilt. Wilhelm Hamelmann muss noch im Krankenhaus seine Mörder identifizieren. Er setzt sich beim Hauptstaatsanwalt dafür ein, milde Urteile zu fällen.

1967 erfährt Wilhelm Hamelmann, dass drei der verurteilten Polen noch immer hinter Gittern sitzen. Er besucht sie und bittet anschließend beim US-Botschafter um ihre Begnadigung. Persönlich holt er sie nach ihrer Freilassung ab und bringt sie an einem sicheren Ort unter.

Die Ausstellung „Versöhnung im Alleingang“ behandelt die Geschehnisse des 21. November 1945. Helmut Dachale hat seine Recherchen über die Opfer, die zu Tätern wurden, in der 14 Banner umfassenden Ausstellung aufgearbeitet. Diese wird am 13. Mai 2022 ab 13 Uhr für die Schüler*innen der Privatschule Mentor, ab 14.30 Uhr für die Öffentlichkeit gezeigt. Ergänzt durch eingesprochene Zitate aus dem Tatsachenbericht von Wilhelm und einem Raum, der zum Hören von Podcasts zum Thema einlädt, bietet die interaktive Ausstellung viel Stoff zum Nachdenken und Reflektieren. Im Schüler*innencafé gibt es die Gelegenheit zum Austausch. Im Foyer kann das Buch von Wilhelm Hamelmann und die Broschüre zur Ausstellung erworben werden.

Die Ausstellung findet im Rahmen des 60-jährigen Jubiläums der Privatschule Mentor statt und bietet die Gelegenheit der Auseinandersetzung mit der Geschichte des Standortes. Auf dem Gelände des ehemaligen “Camp Tirpitz” befindet sich heute die Schule in freier Trägerschaft sowie Einrichtungen des Sozialwerks der Freien Christengemeinde für Senioren, Kinder und Jugendliche und psychisch beeinträchtigte Menschen.

Das Foto zeigt acht der neun Täter beim Prozess am 1. März 1946.
Foto: Photo Bors/Weser Kurier, K. Stockhaus/Weser Kurier, Privatbesitz/Kulturhaus Walle

Nachhaltigkeit

Respektvoll
haus-wirtschaften

Die folgende Ansprache richtete die Leiterin der Hauswirtschaft des Sozialwerks zu Beginn der Gesamtleiterbesprechung am 8. März 2022 an ihre Kolleginnen und Kollegen. Viele von uns waren so bewegt von ihren Worten, dass der Text hier für alle veröffentlicht werden soll.

 

Guten Morgen. Heute hier die Andacht zu halten, hat mir schon etwas Kopfzerbrechen bereitet. Die Schwierigkeit ist ja: Worüber soll ich sprechen? Viele Gedanken gingen mir durch den Kopf, aber ich merkte: Es muss von Herzen kommen. Das machte die Auswahl nicht viel leichter, aber dann kam mir die Idee: Ich rede einfach über meine Lieblingssthemen: Hauswirtschaft und Nachhaltigkeit.

In unserer Hauswirtschaft im Sozialwerk und in der Hauswirtschaft allgemein nimmt die Nachhaltigkeit einen immer größeren Stellenwert ein. Ökonomie, Ökologie und soziale Werte bestimmen mehr und mehr unser Handeln. Wir setzen Ressourcen verantwortungsbewusst ein, nutzen Dosiersysteme für unser Reinigungsmittel, arbeiten mit Mikrofasertüchern aus Plastikflaschen, versuchen weitgehend auf Einweggeschirr zu verzichten und setzen Trinkwasserspender ein, um Plastik zu sparen und die Arbeit der Mitarbeitenden zu erleichtern. Doch es gib noch viel zu tun.

Nur wenige Generationen hat es gebraucht, um mit un­serem Energiekonsum das Klima und damit das Gleichgewicht unseres Ökosystems massiv und bedrohlich zu verändern. Denn der Klimawandel kommt nicht. Er ist da. Er ist in vollem Gange und immer stärker spür­bar. Wir bewegen uns auf eine drei Grad wärmere Welt zu. Die Folgen sind immens und sie sind schon heute deutlich: Die Gletscher schmelzen in rasan­tem Tempo, der Meeresspiegel steigt, Wetterex­treme wie Hitzeperioden, Hochwasser, Stürme oder Star­kregen nehmen zu – mit katastrophalen Folgen für Menschen, Tiere und Pflanzen.

Noch tun wir so, als könn­ten wir über die Natur herrschen und sie bis zum letzten Teil ausbeuten und vermarkten. Unsere Wirtschafts- und Lebensweise baut auf stän­digem Wachstum auf, das uns scheinbar kaum eine andere Wahl lässt, als alles aus dem Boden, den Tieren, den Pflanzen herauszuholen. Da wird so lange Gift gespritzt, bis Insekten und Bienen aussterben; da werden Tiere, die wir nicht brau­chen, wie Müll geschreddert; da wird der Ozean mit Plastikmüll zugeschüttet, bis die Fische darin verenden; da wird so viel CO2 in die Luft geblasen, bis das Klima sich so aufheizt, dass es auch das menschliche Leben mehr und mehr gefährdet.

Es wird höchste Zeit, dass wir umdenken und uns nicht mehr länger als Herrscher über die Natur ver­stehen, sondern als Teil der Natur, der auf sie ange­wiesen ist. Es wird höchste Zeit, dass wir nicht von oben auf die Mitgeschöpfe herabsehen, sondern dass wir sie auf Au­genhöhe mit Respekt und Achtung betrachten. Ich denke, dass die besondere Aufgabe von uns als Christen darin besteht, zu einer anderen Haltung aufzurufen und diese auch selbst vorzuleben. Eine Haltung, die nicht mehr den Menschen als Mittelpunkt des Universums sieht, um den sich al­les dreht. Sondern eine Haltung, die von Dankbar­keit und Ehrfurcht gegenüber Gott und von Ach­tung gegenüber der Mitschöpfung geprägt ist. Gott hat diese wunderbare Erde geschaffen. Sie gehört ihm, nicht uns. Er hat sie als Lebensraum für viele Geschöpfe geschaffen, nicht für uns Men­schen allein.

Den Auftrag Gottes, die Erde zu bebauen und zu bewahren, haben wir Menschen in nahezu selbst­zerstörerischer Weise missbraucht. Diese Haltung verändert auch den Blick auf die Schöpfung. Die Erde, die Luft, das Wasser, die Tiere und Pflanzen sind Geschöpfe, die uns tra­gen und ernähren. Wir sollten ihnen dankbar sein, dass sie das bisher so zuverlässig für uns getan ha­ben, sie als Mitgeschöpfe achten und wertschät­zen. Diese Haltung, die nicht länger den Mensch als Mit­telpunkt der Schöpfung sieht, verändert auch die Sicht auf manche biblischen Texte.

Wenn wir uns zum Beispiel die Schöpfungsge­schichte im 1. Buch Mose 1 genau anschauen, dann wird dort deutlich: Der Mensch ist ganz besonders ab­hängig von den anderen Geschöpfen. Dass der Mensch als Letztes geschaffen wurde, wurde Jahr­hunderte lang so gedeutet, dass er eben die Krone der Schöpfung sei, für den alles andere geschaffen wurde. Von der Krone der Schöpfung steht aber nichts in der Schöpfungsgeschichte. Dass er als Letztes geschaffen wurde, zeigt vielmehr, wie sehr er von den anderen Geschöpfen abhängig ist, von der Erde, die ihn ernährt, von den Pflanzen und Tieren, von Luft und Wasser. Nicht der Mensch ist die Krone der Schöpfung, sondern der Sabbat. Am siebten Tag vollendete Gott seine Schöpfung – so heißt es in 1. Mose 2,1. Erst durch den Sabbat wird die Schöpfung vollendet.

Ich denke, dass damit nicht nur etwas über die Schöpfung am Anfang gesagt wird, sondern auch über die Schöpfung Gottes in der Gegenwart und der Zukunft. Mit dem Sabbat als der Vollendung der Schöpfung wird etwas über die Zukunft gesagt. Als Christen hoffen wir darauf, dass Gott uns von unseren Schuldverstrickungen befreien und uns neue Anfänge schenken kann. Mehr noch, wir glauben an die Verheißung eines neuen Himmels und einer neuen Erde. „Siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen“ – so heißt es zum Beispiel im Buch Jesaja in der Bibel.

Dieser neue Himmel und die neue Erde, die angekündigt werden, sind also nicht nur etwas Zukünftiges, sondern auch schon etwas Gegenwärtiges. Sie beginnen mit dem Wirken Jesu, mit seinem Tod und seiner Auferstehung. Die neue Erde und der neue Himmel entstehen dort, wo Gott gegenwärtig ist, wo das Leben geachtet und geschützt wird, wo Liebe und Achtsamkeit größer sind als Gleichgültigkeit und Hass. Und diese Neuschöpfung umfasst die ganze Schöp­fung, nicht nur den Menschen. Im Römerbrief le­sen wir, dass auch die Schöpfung sich nach Erlö­sung sehnt. Der Mensch wird also nicht von der Erde erlöst, sondern mit ihr zusammen.

Der Auftrag an den Menschen, Gottes Schöpfung zu bebauen und zu bewahren, besteht nach wie vor, so lange wir leben. Jeder Einzelne kann etwas dazu beitragen. Gemeinsam können wir das Gesicht der Welt verändern. Öko-fairer Einkauf und Klimaschutz dürfen nicht Themen von Randgruppen bleiben, sondern müssen zu ge­samtgesellschaftlichen Anliegen werden. Wir brau­chen ein Um­denken, um unser Verhalten zu ändern. Das ist anstren­gend und bedeutet eine Veränderung unseres per­sönlichen Lebens. Aber es ist notwendig, denn es muss sich etwas ändern. Deshalb müssen wir uns aufmachen: Produkte fin­den, die nicht in Plastik verpackt sind, zum Markt gehen, um Produkte aus der Region zu kaufen, nachfragen und hinschauen, um auf ökologische Landwirtschaft zu achten. Fair bezahlte und gehandelte Lebensmittel sind ein wichtiger Baustein nachhaltiger Ernährung.

Etwa 20 Prozent des CO2-Ausstoßes hängen an der Ernährung. Unsere täglichen Verzehrgewohnheiten können also einiges bewirken. Nötig ist aber auch eine verän­derte und nachhaltige Mobilität. Nötig sind gut ge­dämmte Gebäude, die den Energieverbrauch re­duzieren. Für die Zukunft der Erde. Für unsere Kinder und Enkelkinder. Für die Menschen in den anderen Teilen der Erde. Und für die ganze Schöpfung.

„Mein Interesse gilt der Zukunft, weil ich den Rest meines Lebens darin verbringen werde.“

Birgit Köpke

Foto: Greg Rakozy von Unsplash

Bild Abendmahl

Willkommen!

Wie geht es dir, wenn du vor einer verschlossenen Tür stehst? Klar, wenn es die eigenen Türen sind, dann schließt man ab, um sein Privateigentum zu schützen. Nachbarn von uns hatten ihren Schuppen nie abgeschlossen. Der befindet sich schließlich hinter dem Haus und da wird schon nichts passieren. Irgendjemand hatte sich jedoch über den offenen Schuppen gefreut und die Einladung dankend angenommen, sich zu bedienen. Somit waren alle Fahrräder der Familie verschwunden!

Wenn du jedoch dringend etwas besorgen musst und willst ein Geschäft oder eine Behörde betreten und stehst vor verschlossenen Türen – das kann gewaltig nerven, oder? Ich rief mal bei einer Hotline an und wurde ständig weiterverbunden, bis ich schließlich wieder bei der Person landete, die ich zuerst am Telefon hatte. Ich dachte, so etwas gibt es nur im Film! Oder eine verschickte E-Mail wird nicht beantwortet. Wir kennen solche Situationen nur zu gut.

Im Leben gibt es Türen, die verschlossen sind und wir bleiben enttäuscht zurück: Trotz guter Vorbereitung durch die Prüfung gefallen, eine enge Beziehung geht in die Brüche oder eine Krankheit wirft alle Pläne über den Haufen.

Ganz anders geht es uns, wenn wir willkommen sind. Jemand freut sich, mich zu sehen und ich darf ankommen. Jemand hört mir zu und geht auf mich ein. Ich merke, ich bin wichtig und man legt Wert auf die Gemeinschaft mit mir.

Bei Gott ist die Tür immer offen und ich bin willkommen! Jesus Christus spricht: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ Dieser Bibelvers aus dem Johannesevangelium 6, Vers 37, ist die Jahreslosung für 2022.

Die Jahreslosung wird in einem Ökumenischen Arbeitskreis für die verschiedenen christlichen Kirchen, Werke und Gemeinschaften ausgewählt, um mit einer zentralen Aussage der Bibel Hoffnung, Trost und Ermutigung weiterzugeben.

Das Bild verdeutlicht, worum es geht: Eine Offene Tür mit dem Schlüssel in Kreuzform und dem Abendmahl im Raum: Jesus starb für uns am Kreuz, damit die Verbindung zu Gott möglich ist. Wir haben mit ihm Gemeinschaft, wie es im Abendmahl deutlich wird.

Nicht vergessen: Bei Jesus bist du immer willkommen!

Martin Courier, Seelsorger im Sozialwerk

Schatzsuche am Grambker See

Trotz der Corona-Beschränkungen fand unsere geplante Aktion mit den Kindern vom Haus Zwergensee in Burg Grambke statt: Die Schatzsuche führte als Rundgang um den Grambker See. Die Programmgestaltung übernahm der Sozialstream des Momentum Colleges der Hoop Kirche Bremen.

Da der erste Termin nicht zustande gekommen war, war die Freude umso größer, dass es beim zweiten Anlauf am 31. März 2021 nun doch klappte.

Zuerst gab es eine kleine Andacht über einen Mann, über den in der Bibel berichtet wird: Bartimäus. Anschließend wurden ein paar Lieder gesungen und die Kinder konnten ihre Gebetsanliegen vorbringen. Dann wurde ihnen ein Brief, angeblich vom Bürgermeister verfasst, vorgelesen. Dieser Brief besagte, dass sich wohl um den Grambker See ein Schatz befände. Der Fund des Schatzes, so hieß es in dem Brief, bringe einen Finderlohn mit sich. Dies war natürlich reine Fiktion.

Nun bekamen die Kinder eine Schatzkarte, die jedoch nicht ganz vollständig war. Es wurde ihnen gesagt, dass sie das letzte Schatzkartenstück erspielen müssten. Dies wurde durch Schokomünzen möglich, die für jedes gewonnene Spiel verteilt wurden.

Teil der Aktion waren verschiedene Stationen, an denen kreative und amüsante Spiele auf die Kinder warteten. Da waren natürlich die berühmte Flüsterpost, dann der Teebeutelweitwurf, Pantomime und aus versteckten Papierschnipseln ein Puzzle legen.

Zu guter Letzt sollten die Kinder mit ihren erspielten Münzen das fehlende Stück der Schatzkarte kaufen. Dieses fehlende Stück der Karte ergab den genauen Ort des Schatzes.

Als die Kinder vom Haus Zwergensee endlich den Schatz gefunden hatten, war die Freude grenzenlos.

Nicht nur die Kinder hatten Spaß, sondern auch die Erzieher*innen und das Team vom Sozialstream.

Julia

Missionar! In der Neustadt?

Ein Mann mit beigefarbenem Overall und Tropenhelm bahnt sich mit seiner Machete einen Weg durch den Regenwald. Unter seinem Arm trägt er eine Bibel, mit der er die eingeborenen Menschen missionieren will. Stellen Sie sich so einen Missionar vor? Weit gefehlt. Piet Apel lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Bremen, studiert berufsbegleitend Gesundheits- und Sozialmanagement und arbeitet seit fast zehn Jahren im FamilienZeitRaum in der Neustadt. Was genau das ist und wie sich diese Anlaufstelle für Menschen jeden Alters und jeder Nationalität entwickelt hat, lesen Sie am Ende des Beitrages. Ich habe Piet gefragt, was ein Missionar eigentlich ist und wie das zusammenpasst – Mission und FamilienZeitRaum. Und auch, wie er dazu gekommen ist, ein Missionar in Bremen werden zu wollen.

Piet, was ist eigentlich ein Missionar?

Das Wort Missionar kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Gesandter“. Als christliche Missionare sehen wir uns von Gott in eine Aufgabe gesandt. Einerseits, um Menschen den Glauben an Jesus Christus nahezubringen, und andererseits, um ganz praktisch den Menschen zu dienen. Das kann ein Arzt in Afrika in einem Krankenhaus tun, aber eben auch ein Mitarbeiter in einem Projekt des Sozialwerks in Bremen.

Ist so ein Missionar komplett auf sich allein gestellt?

Nein, Gott sei Dank nicht. Wir sind eingebunden in ein Netzwerk – das Christliche Netzwerk Neustadt, das uns trägt. Dies war eine Vision von Dr. Matthias Bonkowski. „Reich Gottes bauen durch ein Zusammenwirken von Gemeinde und Diakonie in der Gesellschaft“ war sein Anliegen und wurde Anfang 2018 in der Neustadt als Modellprojekt der Träger Nordlicht – Christliche Kitas e.V., dem Sozialwerk und der Ecclesia Bremen begonnen. Die freikirchliche Gemeinde Ecclesia Bremen unterstützt uns mit Gebet und finanziell. Hier zeigt sich auch wie gut ein solches Netzwerk funktioniert: Mittlerweile sind alle aus dem Team des FamilienZeitRaums auch in der Ecclesia Gemeinde aktiv.

Die Vereinigte Deutsche Missionshilfe in Bassum, unsere Missionsgesellschaft, unterstützt Missionare in der Vorbereitung auf ihre Aufgabe, in der Verwaltung der Spendengelder und durch Beratung, Reflexion, Mediation und andere Hilfen. Sie ist Ansprechpartner und Berater für die Gemeinden, die die Missionare in ihrem Dienst unterstützen. Darüber hinaus, sind Missionsgesellschaften Partner für die Organisationen am Einsatzort, in diesem Fall das Sozialwerk, das ebenfalls Teil dieses Netzwerks ist.

Eine Missionsgesellschaft bezahlt jedoch nicht das Gehalt des jeweiligen Missionars wie ein klassischer Arbeitgeber, sondern verwaltet die Spendengelder, aus denen dann mein Gehalt bezahlt wird.

Du musst also jeden Monat hoffen, dass du Spenden bekommst?

Im Grunde genommen schon, aber ich bin dabei einen sogenannten Freundes- bzw. Unterstützerkreis aufzubauen. Der ist quasi der Arbeitgeber, denn dieser bezahlt das gesamte Gehalt inklusive aller Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträge zur Sozialversicherung, den Steuern, etc. In der Regel setzt sich der Freundeskreis aus ganz vielen Menschen zusammen, die gut finden, was der Missionar an Aufgaben und Einsatzgebiet hat und sich vorgenommen haben, den Missionar mit regelmäßigen monatlichen Spenden in seiner Tätigkeit zu unterstützen. Denn jeder Missionar lebt allein von Spenden, die für ihn bei der Missionsgesellschaft eingehen.

Was sind deine Aufgaben im FamilienZeitRaum?

Zunächst war ich „nur“ an der Umsetzung eines Konzepts beteiligt. Dass ich gut mit Menschen umgehen kann und flexibel und kreativ Lösungen für Probleme finde, wusste ich bereits aus meiner Arbeit als Fitnesstrainer. Doch darüber hinaus habe ich festgestellt, dass ich in der Lage bin, den Gesamtüberblick in einem solchen Projekt zu behalten und viele administrative Dinge im Hintergrund zu tun. Im Laufe der Weiterentwicklung des Projekts habe ich mich in das Thema Fundraising eingearbeitet und angefangen, Förderrichtlinien zu studieren und passgenaue Konzepte zu entwickeln. Parallel zu meiner Arbeit im FamilienZeitRaum absolviere ich ein Fernstudium zum Gesundheits- und Sozialmanager B.A., und auch den Arbeitsbereich der Sozialberatung habe ich für mich entdeckt.

Wie bist du denn auf die Idee gekommen, Missionar zu werden?

Das ist eine witzige Geschichte. Als wir im Oktober 2019 das Ende der Finanzierung unseres Projekts MultiKultiKochen immer näherkommen sahen, habe ich während einer Autofahrt die Zeit genutzt und Gott darum gebeten, dass er uns doch bitte endlich seinen nächsten Schritt für den FamilienZeitRaum zeigt. Ich wollte eine Antwort, wo ich die nächste Finanzierungsmöglichkeit für das Projekt finde. Ich stand an einer Ampel und „hörte“ plötzlich in meinen Gedanken den Satz: „Lieber Piet, schau dir doch mal die Missionare an, sie wissen nicht, wo im nächsten Monat das Geld herkommt, doch sie vertrauen mir und ich versorge sie…“ WOW – meine Reaktion war ganz einfach und genauso menschlich: „Ok Gott, das habe ich jetzt gerade gehört – aber das kannst du total vergessen!“ Ihr müsst wissen, meine Frau war zu der Zeit gerade im Antragsverfahren für die Rente wegen voller Erwerbsminderung, weil sie aufgrund einer Herzerkrankung nicht mehr arbeiten kann. Und in so einer eh schon unsicheren Situation sollte ich dann meiner Frau sagen, „Ach übrigens, Schatz, Gott hat mir gesagt, ich soll Missionar werden und wir werden dann nur noch von Spenden leben.“ Das konnte ich nicht. Rund zwei Monate lang habe ich Gott ständig gefragt „Gott, was hast du denn nun wirklich für uns im Sinn?“ Anfang Dezember war ich dann so weit. Ich sagte zu Gott: „Ok, wenn das dein Weg für uns ist, dann bin ich dabei – unter der Bedingung, dass du meine Frau mit ins Boot holst.“ Und das hat er getan.

Wie könnte ich dich oder die Arbeit des FamilienZeitRaums unterstützen?

Wer uns als Familie finanziell unterstützen möchte, kann dies über eine Einzelspende oder Dauerspende an die Vereinigte Deutsche Missionshilfe mit dem Verwendungszweck „Familie Apel AC537000“ tun:

VDM e.V.
IBAN DE53 3506 0190 1011 8300 10
BIC GENODED1DKD

Für eine regelmäßige finanzielle Unterstützung ist es wichtig, sich unter folgendem Link im Internet zu registrieren:

https://www.vdm.org/in-verbindung-bleiben/AC537000

Unter dem Link kann man sich aber auch als dazu verpflichten, für uns zu beten, ohne finanzielle Verpflichtungen einzugehen.

Das Projekt FamilienZeitRaum wird vom Sozialwerk verantwortet und ist ebenfalls auf Spenden angewiesen. Wer das Projekt unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende an das Sozialwerk mit dem Verwendungszweck „FamilienZeitRaum“ tun:

Sozialwerk der Freien Christengemeinde

IBAN: DE24 2512 0510 0007 4013 00

BIC: BFSWDE33HAN

Der FamilienZeitRaum

Seit November 2012 gibt es den FamilienZeitRaum in der Bremer Neustadt. Hier wird das Motto des Sozialwerks – „Wir helfen Menschen“ – ganz praktisch umgesetzt. Durch die Vielfalt der Angebote gehen dort ganz unterschiedliche Menschen ein und aus. Vom Kleinkind, über die Eltern bis hin zu Senioren, und zunehmend auch Menschen aus verschiedensten Kulturen.

Zu Beginn lag der Schwerpunkt der Arbeit auf pädagogischen Angeboten für junge Eltern sowie alleinerziehende Elternteile. Relativ schnell kamen Familienfreizeitangebote wie Familienfrühstück und ein Indoorspielplatz für Kinder von 0-3 Jahren hinzu. Eine pädagogische Sprechstunde sowie Eltercoachingkurs ergänzten das Angebot.

2017 wurde das Projekt „MultiKultiKochen“ ins Leben gerufen – ein Angebot für geflüchtete Menschen. Es wurde gemeinsam eingekauft, geschnibbelt, gekocht und gemeinsam gegessen. Selbst gebackener Kuchen wurde an den Cafénachmittagen des FamilienZeitRaums ausgegeben. Ein Sprachcafé, das Angebot einer Sozialberatung und besondere Gemeinschaftsaktionen ergänzten das Angebot.

Als der erste Corona Lockdown im März 2020 plötzlich zur Schließung führte, griff die „Corona Soforthilfe – Lebensmittelversorgung“ der „Aktion Mensch“. Seit Mitte Mai wurden Menschen im Sozialraum um den FamilienZeitRaum herum an fünf Tagen in der Woche „togo“ mit frisch gekochtem Essen versorgt oder sogar beliefert. Auch ein Einkaufsservice wurde angeboten.

Auch Beratungsangebote konnten unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln wieder vor Ort angeboten werden – diese im Lockdown lediglich digital anzubieten war nicht nur aufgrund der häufig vorhandenen Sprachbarriere schwierig gewesen.

Gesagt. Getan.

Tobias Ennulat ist Lehrer an der Privatschule Mentor in Gröpelingen. Er engagiert sich in seiner Freizeit im Verein „Serve the City“, der ehrenamtliches Kurzzeitengagement in Bremen organisiert und begleitet. Im Dezember hatte über „Serve the City“ ein Spendenlauf für Kinder und ihre Familien in Syrien stattgefunden. Davon erfuhren die Schülerinnen und Schüler der 6. Klasse und wollten gerne auch etwas für die notleidenden Menschen in Syrien tun. Gesagt, getan. Zwei Mädchen bastelten im Handumdrehen eine Spendenbox aus einem Schuhkarton und bemalten ihn. Sie gingen in den Schulfluren auf und ab und baten Lehrer*innen und Schüler*innen um Spenden. In kürzester Zeit war etwas Geld zusammengekommen. Die Spenden waren zum Teil sehr kleinteilig und mussten mehrmals nachgezählt werden. Doch schließlich konnte Tobias Ennulat 100 Euro an die Organisation “Refugeeum” überweisen. Gemeinsam schaute er sich mit den Schüler*innen die Website des Vereins an. Besonders bewegt waren die Kinder von dem Bild mit dem Jungen im zugigen Zelt im kalten Matsch. “Möge unser Beitrag als Minihilfe vor Ort dienen”, so der abschließende Gruß per E-Mail des Lehrers an Sarah Brendel, der die Spende begleitete.

Das Foto oben zeigt Belinay und Jermaine aus der 6. Klasse mit ihrer selbst gebastelten Spendenbox.

Hier gibt es einen Einblick in die tolle Arbeit von “Refugeeum”.
https://www.youtube.com/watch?v=FUSYjiS_Vbc

Und hier die Website des Vereins:
http://refugeeum.sarahbrendel.de/

Fotowettbewerb

Momentan ist es noch immer nicht abzusehen, wann wir uns wieder persönlich bei einer unserer Veranstaltungen treffen können. Um dir trotzdem eine Freude zu bereiten, haben wir uns überlegt, dass wir einen Fotowettbewerb ausschreiben. Einfach mal den Blick weg vom normalen Alltag, hin zu den schönen Seiten des Lebens lenken oder gerade eben den Blick auf das Hier und Jetzt fokussieren, um das Schöne im Alltag zu finden – zu dieser Herausforderung wollen wir dich einladen. Machst du mit?

In erster Linie wollen wir dich als Mitarbeiter*in für diese Herausforderung gewinnen. Gern kannst du aber auch deineFamilienmitglieder, Freunde oder Bekannten zum Mitmachen animieren. Lasst uns gemeinsam den Fokus auf das Miteinander und auf das Gute, das Gott uns gegeben hat, richten.

Wir haben uns DREI THEMEN herausgesucht, die uns begeistern. Welches spricht dich am meisten an?

Nächstenliebe
Das sind z.B. Nachbarn, die bei den kleinen Dingen des Alltags geholfen haben, Freunde, die uns zur Seite stehen und uns helfen oder der Versuch, bestehende Feindschaften zu überwinden und Frieden zu schließen. Oder da ist ehrenamtliches Engagement für schwache, einsame, kranke oder behinderte Menschen. Es gibt private Aktionen im Freundeskreis und in der Nachbarschaft, Initiativen im Netz oder Engagement in Gemeinden, in der Jugendarbeit oder in Vereinen. Und auch diakonische oder karitative Arbeit bietet viele Fotomotive.

#stayathome
Hier geht es um Fotos, die zeigen, wie ihr persönlich mit der Corona-Krise zu Hause umgeht. Hier geht es um Überraschendes, Alltägliches und Ideen. Welche Menschen, Dinge, Rituale oder Orte sind euch in der letzten Zeit wichtig geworden? Was nervt?

“Mensch – Arbeit – Alter”: Was Pflegende leisten
Sie sind die wahren Helden der Pandemie: die Pflegenden in unseren Heimen und Krankenhäusern. Aber auch die pflegenden Angehörigen und die Senioren selbst, die lange Zeiten der Isolation und Einsamkeit durchleben.

• Fotografiere mit deinem Smartphone!
• Die 3 besten Fotografien pro Thema werden prämiert.
• Mehrere Einsendungen sind möglich.
• Fotos bitte in maximaler Dateigröße einsenden (nicht komprimieren oder „optimieren“)
• Einsendung bis 19.03.2021, 12 Uhr per Mail an e.rafflervanrijn@sozialwerk-bremen.de
• Im Text bitte folgende Angaben nennen:
Name, Alter (freiwillig), Thema (Kategorie) und E-Mail-Adresse.
Mit deiner Bewerbung versicherst du, dass alle abgebildeten Personen mit einer Veröffentlichung der Bilder einverstanden sind. Bei minderjährigen Abgebildeten muss das Einverständnis der Eltern vorliegen. Die unterschriebenen Formulare für  Einverständnis- und Datenschutzerklärung müssen uns erst bei der Veröffentlichung der Gewinnerfotos vorliegen. 
• Die eingesandten Daten werden ausschließlich zur Durchführung des Wettbewerbs gespeichert und nach Zweckerreichung wieder gelöscht. Eine Übermittlung an Dritte und eine eigene werbliche Nutzung der Daten erfolgt nicht.
• Das Urheberrecht der Bilder bleibt bei dir.
• Bilder werden strikt in Verbindung mit den Auszeichnungen verwendet und werden auf der Website www.sozialwerk-bremen.de im Blog ausgestellt. Bilder werden nicht weiterverkauft oder durch Dritte verwendet. Sollte es eine Anfrage geben, so leiten wir diese per E-Mail an dich weiter.

Preise:
1. Platz: Geschenkpaket der Arbis-Bäckerei im Wert von 30 Euro
2. Platz: Kuchen-Gutschein der ArBiS-Bäckerei im Wert von 20 Euro
3. Platz: Schokoladen/Keks-Gutschein der ArBiS-Bäckerei im Wert von 10 Euro

Nähere Infos zum Datenschutz sowie Einverständniserklärungen für Erwachsene und Minderjährige findest du unter
https://sozialwerk-bremen.de/termine/

Neues Gesicht in der Seelsorge

Seit August letzten Jahres bereichert Nora Mengel die Seelsorgeabteilung im Sozialwerk.

Die gelernte Kinderkrankenschwester kommt ursprünglich aus dem Ruhrgebiet. Nachdem sie zweieinhalb Jahre Berufserfahrung gesammelt hatte, verbrachte sie ein Jahr in Marseille, Frankreich. Hier wuchs in ihr der Wunsch, sich stärker in Kirche zu engagieren und in Menschen zu investieren. Zurück in Deutschland begann sie ihre Ausbildung zur Pastorin in der hoop Kirche.

Nora leitet im Momentum College hoop, einer einjährigen, christlichen Ausbildung für junge Leute, den „Sozial Stream“ – den Schwerpunkt in sozialer Arbeit. Im Rahmen dieses Sozial Streams führt sie mit den Student*innen, die diesen Schwerpunkt gewählt haben, auch Aktionen im Sozialwerk durch.

So gab es in der Weihnachtszeit einen Besuch bei den Kindern in Haus Zwergensee mit einem speziell auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen abgestimmten Programm und eine Aktion in der Heimstätte am Grambker See.

In der stationären Pflegeeinrichtung ist Nora neben ihrer Tätigkeit in der Seelsorge im Umfang von zehn Wochenstunden in der Pflege tätig. Das sichert ihren Lebensunterhalt und schafft eine zusätzliche Vernetzung zwischen ihrem geistlichen und dem ganz praktischen Dienst am Menschen.

„Die Verbindung von hoop Kirche und Sozialwerk liegt mir sehr am Herzen“, sagt die 30-jährige Wahlbremerin von sich. Mit kreativen Aktionen und der Unterstützung der Momentum College hoop Studenten möchte sie unter den Kindern und Jugendlichen, den Senioren und Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen Zeichen der Nächstenliebe setzen.

2021 wird sie ihr zweijähriges Vikariat beginnen. „Jüngerer Nachwuchs und neue Impulse können für die Seelsorge eine Bereicherung sein“, da ist sie mit ihren älteren Kolleg*innen einer Meinung. Sie sieht Aufgabe und Chance darin, durch ihre Arbeit im Sozialwerk christliche Werte zu verkünden und durch praktische Nächstenliebe zu untermauern.

Gedanken zur Jahreslosung 2021

Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!
(Lukas 6,36)

Die Jahreslosung der „Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen“ hat es wieder einmal in sich! Jesus spricht von Gott wie von einem guten, fürsorglichen, liebevollen Vater! Das erstaunt, denn so hatte selten jemand zuvor von Gott gesprochen – nur wenige Stellen in der hebräischen Bibel, die wir das „Alte Testament“ nennen, bezeichnen Gott als einen Vater!

Nicht immer verbinden wir etwas Positives mit dem Wort „Vater“. Als ich in unseren Heimstätten einmal mehrere Wochen über das „Vater Unser“ sprach, stellte ich den Bewohner*innen die Frage: „Welche Gefühle und Gedanken steigen in Ihnen auf, wenn Sie an ihren Vater denken?“ Zwei sehr unterschiedliche Antworten machten deutlich, wie sehr mein eigenes Vaterbild meine Vorstellung von Gott prägen kann: „Wenn ich an meinen Vater denke, wird mir heute noch ganz anders!“  – sagte eine 90-jährige Dame. „Er war eigentlich nie da. Und wenn er da war, war er meist betrunken. Dann konnte er auch gewalttätig werden. Liebe und Annahme habe ich von meinem Vater nicht erlebt – ich verbinde keine positiven Gefühle mit dem Wort ‚Vater‘!“ „Wenn ich an meinen Vater denke, wird mir noch heute ganz warm ums Herz!“ – sagte eine andere Bewohnerin der Senioreneinrichtung. „Er war witzig und humorvoll. Wenn er nach Hause kam, lief ich immer zu ihm. Ich durfte auf seinem Schoß sitzen und fühlte mich geborgen und sicher. Mit dem Wort ‚Vater‘ verbinde ich nur gute Gefühle!“

Jesus erlebte Gott als einen guten, barmherzigen und fürsorglichen Vater! Schon, als er im Alter von 12 Jahren einmal von seinen besorgten Eltern, die ihn suchten, im Tempel in Jerusalem gefunden wurde, sagte er: „Warum habt ihr mich denn gesucht? Habt ihr nicht gewusst, dass ich im Haus meines Vaters sein muss?“ (Lk 2,49). Als später Schüler mit der Frage zu Jesus kommen: „Zeige uns doch, wie man richtig betet“, lehrt er sie das „Vater Unser“ (Lk 11,1-4). Bei einer anderen Gelegenheit macht Jesus den Menschen, die ihn umgeben, deutlich, dass Gott der Vater aller Menschen ist (Mt 23,9). Sogar in der Stunde seiner größten Schmerzen und des Todes wendet Jesus sich zu Gott als seinem Vater, dem er sich ganz anvertraut (Mt 26,39; Lk 23,34).

Für Jesus ist Gott wie ein guter Vater – vergleichbar vielleicht mit der Erfahrung der älteren Bewohnerin in der Senioreneinrichtung, deren ganzes Leben geprägt war von der positiven Erinnerung an ihren irdischen Vater. Sein Gottesbild fand Jesus tief verankert in den Heiligen Schriften, der Thora und den Psalmen: „Der Herr ist voll Liebe und Erbarmen, voll Geduld und unendlicher Güte“ (Ex 34,6; Ps 103,8 u.a.).

Das „Seid barmherzig“ aus unserer Jahreslosung, also das Mitgefühl, das wir anderen Menschen gegenüber in Wort und Tat zum Ausdruck bringen sollen, ist im Sinne Jesu nicht so sehr ein Befehl. An einem Befehl zur Barmherzigkeit würden die meisten von uns scheitern. Barmherzigkeit ist eher eine Reaktion. Eine Reaktion auf den Gott, dem Jesus vertraut hat, den er uns vorstellt, den er mit seinem ganzen Leben und Sterben repräsentiert. Barmherzig anderen gegenüber zu sein ist eine Reaktion auf selbst erkannte und erfahrene Gottesliebe. An geübter Barmherzigkeit zeigt sich die tiefe Erfahrung von uns Menschen, von Gott geliebt und angenommen zu sein!

Ich wünsche Ihnen und Euch ein gutes, gesegnetes und behütetes Jahr 2021!

Ulrich Schulte (Pastor)

 

Bildmotiv mit freundlicher Genehmigung: Stefanie Bahlinger

Anders als geplant

So war es für uns beim Besuch im Haus Zwergensee. Wir, das heißt: der Social Stream vom Momentum College hoop, der Jüngerschaftsschule der hoop Kirche. Gemeinsam hatten wir schon für die Herbstferien ein tolles Programm für die Kinder im Haus Zwergensee geplant – und dann kam Corona dazwischen.

Also: ein neuer Versuch und der Wunsch, dass zumindest zur Weihnachtszeit nochmal etwas Besonderes stattfinden kann.
Da wir natürlich – aufgrund der aktuellen Situation – nichts drinnen machen konnten, kam die Idee auf, ein Lagerfeuer zu machen, mit Stockbrot, Marshmallows und heißem Kakao. Doch dann fing es auch noch am Dienstagnachmittag an zu regnen und alle Versuche, irgendwie ein Lagerfeuer zu entfachen, scheiterten. So saßen am Ende die Kinder auf der Terrasse, aufgereiht auf der langen Fensterbank, während wir vom College davor im Nieselregen standen und versuchten, unser Programm durchzuziehen.

Da kann schon auch Frust aufkommen. Und doch ist es, glaube ich, gerade aktuell so wertvoll, solche Dinge trotz der Umstände durchzuführen – auch wenn es in der Ausführung nicht Plan A ist, nicht mal mehr Plan B, sondern eher Plan C. Für die Kinder war es eine Abwechslung in ihrem Alltag und sie haben direkt gefragt, ob wir denn nochmal wiederkommen. Wir durften den Kindern davon erzählen, dass wir an Weihnachten Jesu Geburt feiern und was es heißt, dass er als Licht auf diese Welt kam. Er kann uns, wenn wir mit ihm durchs Leben gehen, Orientierung geben und er hilft uns, selbst Licht zu sein. Das ist eine Botschaft, die Hoffnung gibt, auch den Kleinsten.

Wir hoffen auf jeden Fall, dass sie ein wenig von diesen Gedanken für sich mitnehmen konnten und freuen uns darauf, im nächsten Jahr nochmal unter einfacheren Umständen ins Haus Zwergensee zu kommen. Dann ist auch hoffentlich nur ein Plan A notwendig.

Nora Mengel,

Mitarbeiterin in der Seelsorge und Leiterin des Social Streams am Momentum College hoop