Lernend lehren: Zwei Pflegekräfte sind jetzt Kinästhetik-Peer-Tutorinnen

„Wenn ich vorher gewusst hätte, wie intensiv diese Weiterbildung ist, hätte ich sie vielleicht nicht gemacht, aber nun bin ich froh und stolz, es geschafft zu haben.“ So oder so ähnlich äußerten sich unsere beiden Pflegefachkräfte und Praxisanleiterinnen der Heimstätten, Irina und Lucie, nachdem sie am 6. März ihre Ausbildung mit einer 10-minütigen Präsentation im St.-Joseph-Stift abschlossen. Die erfahrene Kinästhetik-Trainerin Rita Wolf hatte den Kurs begleitet.

Ich war sehr beeindruckt von den Präsentationen der Teilnehmerinnen und schnell vom Sinn der Methode überzeugt. Aber: Was ist überhaupt Kinästhetik? Das Wort setzt sich aus den griechischen Worten für Wahrnehmung oder Erfahrung und Bewegung zusammen. In der Pflege sollen immobile Menschen dazu angeregt werden, selbst aktiv an einer Bewegung mitzuwirken, statt sich passiv z.B. vom Bett in den Rollstuhl transportieren zu lassen. Dies fördert ihre Beweglichkeit und Selbstwahrnehmung und entlastet die Pflegenden, die häufig unter Rückenschmerzen oder anderen Muskel- und Skeletterkrankungen leiden.

Und wie soll das gehen? Belastende und ruckartige Bewegungen werden vermieden. Die Tutorinnen haben gelernt, Bewegungsmuster und –abläufe zu erkennen und bestimmte Körperstellen der Pflegebedürftigen zu nutzen, um sie zu Eigenbewegungen anzuregen. So machen Letztere positive eigene Erfahrungen, die sie motivieren, selbstständiger zu agieren.

Auch die Gestaltung der Umgebung der Pflegebedürftigen wird in den Blick genommen: Wieviel Platz brauche ich, wo stelle ich Hilfsmittel hin, wie und wo stehe oder sitze ich? Und wie kommuniziere ich mit den Pflegebedürftigen?

Kinästhetik erleichtert die  Mobilisation und fördert die Gesundheit von Pflegenden und Bewohnern und Bewohnerinnen. Diese Methoden zu erlernen erfordert ein Umdenken, die Wahrnehmung des eigenen Körpers muss geschult und geübt werden. Auch Geduld und gute Vermittlung der Methoden sind wichtig.  Aber alle Teilnehmerinnen konnten von Erfolgen berichten, ob von der Intensivstation oder in der Pflege. Die Angst, dass die Pflege dadurch zu lange dauern würde, ist unbegründet.

Was können unsere frisch geschulten Peer-Tutorinnen („lernende und gleichzeitig lehrende Tutorinnen“) mit ihrer Ausbildung anfangen?

Sie haben einen Grund- und Aufbaukurs bei Rita Wolf als Trainerin erfolgreich absolviert und danach die Qualifizierung zur Peer-Tutorin erworben. Sie können nun ihre eigenen Bewegungs- und Anleitungskompetenzen in sinnvolle Lernschritte umsetzen und die alltägliche Arbeit mit pflegebedürftigen Menschen individuell gestalten, deren vorhandene Kompetenzen stärken. Und als Praxisanleiterinnen für unsere Auszubildenden und in ihren Teams können sie in kleinen Schritten Anregungen für eine veränderte innere und äußere Haltung geben. Pflegekräfte und unsere Bewohner und Bewohnerinnen werden gemeinsam lernen und sich über ihre Erfolge freuen. Allerdings müssen auch die Führungskräfte die Tutorinnen dabei unterstützen, beim Lernen, Umsetzen und Finanzieren.

Vielleicht haben unsere Tutorinnen Lucie Vespermann und Irina Klötzing dann Lust, auch noch die Weiterbildung zur Trainerin zu machen.

Vera Strech, Heimstätte Ohlenhof

 

 

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