Was ist denn überhaupt „Sucht“?

Was ist denn überhaupt „Sucht“?

Suchtkrankenhilfe für Mitarbeitende im Sozialwerk, in der ArBiS und der Privatschule Mentor

Zunächst einmal: Das Wort „Sucht“ hat etymologisch mit dem Wort „suchen“ nichts zu tun, sondern kommt von „siechen“, also an einer (schweren) Krankheit leiden. Oft spricht man auch von „Abhängigkeit“, denn die Bezeichnungen „Sucht“ und „Abhängigkeit“ werden im Sprachgebrauch in der Regel synonym verwendet.

Man unterscheidet zwei Arten von Sucht/Abhängigkeit:

  • die substanz- bzw. stoffgebundene Abhängigkeit, z. B. Alkoholabhängigkeit, Abhängigkeit von illegalen Drogen oder Medikamenten, und
  • die substanzungebundene Abhängigkeit (sogenannte Verhaltenssüchte): z. B. pathologisches Glücksspiel, Sexsucht, Arbeitssucht.

 

Medizinisch gesehen handelt es sich bei einer Sucht um eine Krankheit, so stellte es das Bundessozialgericht in seinem Urteil vom 18. Juni 1968 fest. Seitdem bezahlen Krankenkassen oder Rentenversicherungsträger die Entgiftung bzw. Therapie von suchtkranken Menschen. Denn wer krank ist, verdient Hilfe.

Die medizinische Diagnose ist im internationalen Klassifizierungssystemen ICD-10 der WHO beschrieben. Typisch für eine Abhängigkeit ist ein starker zwangsartiger Wunsch, die Substanz zu konsumieren: das heißt: Suchtkranke denken ständig an ihr Suchtmittel und haben das starke Verlangen, es zu konsumieren. Bei einer Verhaltenssucht, wie der Glücksspielsucht oder Onlinesucht, wollen sie etwas immer wieder tun. Und dies alles trotz schädlicher Folgen! Es gibt eine verminderte Kontrollfähigkeit in Bezug auf Beginn, Beendigung und Menge des Konsums bzw. des Verhaltens – denn eine Sucht lässt sich nicht kontrollieren.

In einem späteren Stadium können auch körperliche Entzugssymptome bei Beendigung oder Verminderung des Konsums auftreten. Oft zeigen Suchtkranke dann Symptome wie Schwitzen, Zittern oder Krämpfe, Schmerzen, Schlafstörungen und Halluzinationen. Bei Verhaltenssüchten zeigen sich zum Beispiel Aggressionen oder starke Nervosität.

Es kann eine Toleranzentwicklung entstehen, d.h. die Wirkung der Substanz nimmt ab, weil sich der Körper daran gewöhnt, so dass in der Folge für die gleiche Wirkung mehr konsumiert werden muss.

Oft werden Interessen und Verpflichtungen zugunsten des Konsums vernachlässigt, und ein Rückzug aus dem Sozialleben kann stattfinden, denn: die Befriedigung der Sucht ist für Suchtkranke das Wichtigste im Leben. Alles andere, wie Familie und Freunde, die Arbeit, das Sporttraining oder die Hobby-Gruppe verlieren für sie an Bedeutung.

Heilbar ist diese Krankheit nicht. Das liegt daran, dass die Anlage des Suchtgedächtnisses dauerhaft ist und sich nicht mehr löschen lässt. Die einzige Möglichkeit, eine Suchterkrankung zu beherrschen und mit ihr leben zu lernen, ist daher eine dauerhafte Abstinenz, das bedeutet dauerhafter Verzicht auf den Suchtstoff bzw. die süchtigen Verhaltensweisen.

Übrigens: Grundsätzlich kann jeder Mensch süchtig werden!

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