Skypen mit ihren Lieben

Die Türen der Heimstätten schlossen Mitte März. Bewohnerinnen und Bewohner durften keinen Besuch von Angehörigen und Freunden bekommen. Das Bedauern und die Sorge umeinander wuchsen. Not macht erfinderisch. Es wurde telefoniert. Angehörige sprachen vor den Fenstern und Balkonen mit ihren Lieben. Oder schickten gute, alte Postkarten. Claudia Pritze, Assistentin der Bereichsleitung Senioren, kam auf die Idee, Skypen (Videotelefonie über das Internet) in den Heimstätten anzubieten. Jede Einrichtung bekam dann von der IT ein Tablet zur Verfügung gestellt. Fortan konnte über eine speziell für jede Heimstätte eingerichtete Skype-Adresse Kontakt aufgenommen werden. Diese wurde auf der Website bekannt gegeben und der Sozialdienst der jeweiligen Einrichtungen koordinierte die Termine. Schon konnte es losgehen.

Zunächst gab es verdutzte Gesichter, als manche der bisher internet-unerfahrenen Senioren ihre Lieben auf dem Tablet sahen und hörten. Da wurde schon einmal auf den Bildschirm gefasst oder dahinter nachgeschaut, wie das denn möglich sei. Oder der Skype-Anruf wurde als Foto wahrgenommen. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase fanden jedoch viele Nutzer Spaß an der Sache. Schon bald konnten die Betreuungskräfte, die die „Videobesuche“ der Angehörigen und Freunde begleiteten, die Senioren sich selbst überlassen. Zwischen 15 und 45 Minuten wurde in der Regel geskypt und die Begeisterung wuchs. Zwar konnte das Bild auf dem Tablet den realen Besuch nicht ersetzen, jedoch genoss man es, den anderen zu sehen und zu hören. Und es war ja auch möglich, dem Vater das frisch renovierte Zimmer zu zeigen, die bestellte und gerade eingetroffene Bluse der Mutter vorzuführen. Oder auch mal mit mehreren Familienangehörigen mit der Oma zu sprechen oder ein Geburtstagsständchen zu singen.

Mit der Lockerung der Besuchsregelung rückte auch das Skypen wieder in den Hintergrund. Die beste digitale Kommunikation ist halt doch eine Notlösung und nichts gegen die Möglichkeit, sich real zu sehen und zu hören. Und sich irgendwann auch mal wieder in die Arme nehmen zu dürfen. (Dorothea Salzmann-Schimkus)

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