Herausforderndes Lernen
Plötzlich wurde zu Hause gelernt, die Schulen blieben geschlossen. Das galt auch für die Kinder und Jugendlichen der sechs Kinderhäuser des Sozialwerks. Wo möglich, zogen die Kinder in Absprache mit dem Jugendamt für den Zeitraum des ersten Lockdowns nach Hause zu ihren Herkunftsfamilien. Die anderen rückten enger zusammen und wurden noch mehr als sonst „ein Haushalt“. Doch das Lernen musste auch in dieser Zeit weitergehen. Der in der Regel mit einer Person besetzte Frühdienst in den Kinderhäusern ist normalerweise mit Besorgungen, Elterngesprächen und Bürotätigkeiten beschäftigt, während die Kinder und Jugendlichen in der Schule sind. Diese Arbeiten wurden auf ein Minimum heruntergefahren. Nun sahen sich die Mitarbeitenden einer ganz neuen Herausforderung gegenüber: Bis zu neun junge Menschen unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Jahrgangsstufen und unterschiedlicher Schulen, mussten in einem Raum von einer Person beim Home-Schooling betreut werden. Der Lernstoff musste bereitgestellt und erklärt werden, Fragen mussten beantwortet, Hilfestellung gegeben werden. Da kamen Kinder und Betreuungsteam schon einmal an ihre Grenzen. Eine straffe Struktur der Vormittage in Schulstunden und Pausen half der Lerngemeinschaft, diese Zeit zu meistern. Da es in jeder der stationären Einrichtungen nur einen Computer gibt, konnten nicht alle von den Schulen angesetzten Video-Konferenzen wahrgenommen werden, sondern mussten möglichst gerecht zugeteilt werden. So kamen die ohnehin in vieler Hinsicht benachteiligten Kinder und Jugendlichen nicht in den Genuss eines digitalen Zugewinns, den andere Altersgenossen aus dieser Zeit mitnehmen konnten. Die unterschiedlichen Kommunikationswege der Schulen stellten für alle Beteiligten eine zusätzliche Herausforderung dar: Die einen Schulen nutzten Lernplattformen, andere Handy-Messenger oder den E-Mail-Verkehr. Oder Lernstoff musste an der Schule abgeholt werden. Das Betreuungsteam fühlte sich oft bis an ihre Grenzen und darüber hinaus belastet. Auch eine Unterstützung durch den Einsatz von Mitarbeitenden aus anderen Einrichtungen war stark eingeschränkt, um die Verbreitung des Corona-Virus nicht weiter zu begünstigen. Es war für alle eine harte Zeit. „Die Kinder und Jugendlichen haben das alles in allem sehr gut mitgemacht und waren sehr tapfer“, so die pädagogische Fachleitung des Kinder- und Jugendbereiches, Kerstin Seidler. „Sowohl den Mitarbeitenden aus unseren Einrichtungen wie auch den Kindern und Jugendlichen gilt mein tiefer Respekt für den langen Atem und das Engagement in dieser schweren Zeit.“ (Dorothea Salzmann-Schimkus)
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