Bildübergabe an HG

Freude machen

Der Himmel ist grau, es ist kalt und es nieselt an diesem Freitagnachmittag. Jasmin M. und ihre beiden Kinder Tim (11) und Nele (6) haben sich dennoch auf den Weg gemacht, um den Seniorinnen und Senioren in der Heimstätte am Grambker See eine Freude zu machen. Die Familie, die im selben Stadtteil wohnt, hat weihnachtliche Karten mitgebracht, um den Menschen in der Heimstätte eine Freude zu bereiten.
Und sie haben für diese Aktion noch eine ganze Menge anderer Menschen „angesteckt“, es ihnen gleichzutun. Jasmin M. hat vor einiger Zeit die Lehrer*innen ihrer Kinder angeschrieben und sie für die Idee gewinnen können. Und so steuerten die Kinder der Klasse 5c der Oberschule Helsinkistraße und der Klasse 1b der Grundschule Burgdamm zahlreiche Kunstwerke bei. „Zugegeben, ich habe die Idee geklaut. Auf Facebook habe ich davon gelesen und fand sie so gut, dass ich mir gedacht habe: Das machen wir auch“, erzählt die ehemalige Mitarbeiterin im Sozialwerk.
15 Jahre hat sie nach ihrer Ausbildung in der Hauswirtschaft tatkräftig bei der Versorgung der Senior*innen mitgeholfen. Nun widmet sie sich ihren beiden Kindern und hat eine große Vorliebe für das Malen entwickelt. Und so war die Idee schnell in die Tat umgesetzt. Jasmin M. hat noch weitere Pläne: Sie würde gern Malkurse für Kinder anbieten und fände es gut, wenn die dabei entstehenden Kunstwerke andere Menschen erfreuen könnten.
Tatjana Kienast, Einrichtungsleiterin der Pflegeeinrichtung, und Jana Tunis, Betreuungskraft in der Heimstätte, freuen sich über das liebevolle Engagement und nehmen die Karten dankbar entgegen. Am Nikolaustag werden sie an die Bewohnerinnen und Bewohner verteilt.


Nele (6 J.) und Tim (11 J.) haben für Senior*innen der Heimstätte gemalt.


Liebevoll gemalte und gebastelte Karten

Bilder für die HG
Tatjana Kienast (li.) und Betreuerin Jana Tunis (2.v.li.) nehmen die Bilder von Jasmin M. (Mitte) und ihren Kindern Nele (2.v.re.) und Tim (re.) entgegen.

Die Zukunft des Sozialwerks

22 junge Leute füllen den Kaminsaal. Einige freuen sich über das Wiedersehen, andere lernen sich gerade erst kennen. Sie alle sind gespannt auf den gemeinsamen Nachmittag. Sie sind in Ausbildung zur Pflegefachkraft. Justin Sommer, Personalreferent im Sozialwerk, freut sich über das Ergebnis langer Planung: „Alle unsere Azubis an einem Nachmittag hier zusammenzubekommen, war nicht einfach. Umso mehr freue ich mich, dass es geklappt hat.“ Die angehenden Pflegefachkräfte sind zu versetzten Zeiten in unterschiedlichen Einrichtungen tätig, arbeiten in unterschiedlichen Schichten und haben oft lange Phasen schulischer Ausbildung. Außerdem sind sie nicht nur in den Pflegeeinrichtungen des Sozialwerks tätig. Seit der Einführung der generalistischen Ausbildung kommen auch Einsätze in der ambulanten Pflege, in der Kinderkrankenpflege und in der ganz „normalen“ Pflege im Krankenhaus hinzu ¬– eine intensive, arbeitsreiche Ausbildung, die den jungen Leuten viel abverlangt.

„Was findest du gut, dort wo du arbeitest? Was nervt?“ Mit diesen Fragen leitet Justin Sommer die Vorstellungsrunde ein. Hier gibt es schon ganz wichtige Informationen für die Leitungskräfte: so z.B., dass die jungen Leute ihre Praxisanleiterin, Irina Klötzing, sehr schätzen. Und auch, dass schon die Auszubildenden im ersten Lehrjahr gestresst sind vom Personalmangel. Bereichsleiter Jens Bonkowski nimmt diese Informationen sorgsam auf. Er betont anschließend, wie wertvoll die Auszubildenden für das Sozialwerk seien. Er selbst habe, wie sein Vater zuvor, diese Ausbildung absolviert. Und auch einer seiner Söhne mache gerade die Ausbildung zur Pflegefachkraft. „Nach wie vor finde ich, dass dies ein ganz toller Beruf ist“, so das Mitglied der Geschäftsleitung. Wie man an seiner Biografie sehen könne, könne man sich in diesem Beruf gut entwickeln. „Aber ich hoffe natürlich, dass viele von euch auch nach der Ausbildung als Pflegekräfte gut und gern bei uns arbeiten“, so Jens Bonkowski. Zudem freue er sich, dass der Pflegeberuf durch die Generalistik aufgewertet und auch besser bezahlt werde. Den Auszubildenden signalisiert er Gesprächsbereitschaft, um die reformierte Ausbildung fortwährend zu verbessern.

Weiter geht es mit einer Teambuilding-Aktion. Christian Schwarz, Seelsorger im Sozialwerk, hat einen Stapel Zeitungspapier und Tesafilm mitgebracht. Er teilt die Azubis in zwei Gruppen ein, jede Gruppe agiert in einem separaten Raum. Beide Gruppen bekommen die selbe Aufgabe: „Baut aus Zeitungspapier und Tesafilm eine Brücke! Wer die längste Brücke ohne Zwischenpfeiler gebaut hat, hat gewonnen.“ 20 Minuten haben die Gruppen für die Lösung dieser Aufgabe Zeit. Christian Schwarz, Jens Bonkowski, Irina Klötzing und Justin Sommer beobachten die jungen Leute. Wer hat gute Ideen? Wer ergreift die Initiative? Wer geht auf in der Lösung eines Problems? Wer gibt trotz Widerständen nicht auf?

Es folgt ein Workshop, der von der – mit dem Sozialwerk kooperierenden – Krankenkasse IKK gesundplus veranstaltet wird. Referent Markus Schnarre gibt wertvolle Informationen an die jungen Leute weiter, was Instagram, Online-Games und ständige Erreichbarkeit mit Gesundheit und Wohlbefinden machen. „Offline“ heißt sein Vortrag über Medienkonsum passenderweise.
Zum Abschluss gibt es ein Catering des Bremer StartUps „PressGut“ mit gesunden und köstlichen Snacks, gesponsert von der IKK gesundplus. Gut gelaunt und innerlich bereichert gehen die Teilnehmer*innen aus diesem Nachmittag nach Hause: Eine gelungene Aktion, da sind sich alle einig. Justin Sommer möchte solche Zusammentreffen zweimal jährlich organisieren. „Das stärkt den Zusammenhalt und fördert die Identifikation mit dem Arbeitgeber“, so der Personalreferent. „Wir können also nur gewinnen.“

 

Jede Stimme zählt

Natürlich wird auch in unseren stationären Senioren-Einrichtungen und in den Einrichtungen der Seelischen Gesundheit gewählt. Die Betreuenden und die im Sozialdienst tätigen Mitarbeitenden ermutigen und unterstützen ihre Bewohnerinnen und Bewohner dabei, ihr Wahlrecht wahrzunehmen.

So wurden z.B. im Seniorenzentrum am Oslebshauser Park die Angehörigen und Rechtsbetreuenden daran erinnert, für ihre Seniorinnen und Senioren Briefwahlunterlagen anzufordern oder sie ins Wahllokal zu begleiten. In der gerontopsychiatrischen Einrichtung in Gröpelingen unterstützen die Mitarbeitenden die ihnen anvertrauten Menschen im Beantragen der Briefwahl, um ihnen so auch die Teilhabe am politischen Leben zu ermöglichen.

Einige Einrichtungen des Sozialwerks sind schon seit Jahren oder in diesem Jahr zum ersten Mal zu Wahllokalen ernannt worden. So gehen in Oslebshausen schon seit vielen Jahren Bürgerinnen und Bürger zum Wählen in die Tagespflege am Oslebshauser Park.

Dr. Matthias Bonkowski, Vorstand des Sozialwerks freut sich, dass das Bauernhaus in Grambke bei dieser Wahl erstmals als Wahllokal fungieren darf. „Ich freue mich darüber, dass wir den Menschen in unserem Stadtteil einen Ort für ihre Stimmabgabe geben können und sie so darin unterstützen können, aktiv am politischen Geschehen mitzuwirken“, so der Vorstand des Sozialwerks, der hier im Ellerbuschort 12 auch sein Büro hat.

Danke für das Foto an Mika Baumeister von Unsplash

Nicht baden gegangen

Zum zweiten Mal fand am 11. September das Stadtteilfest „Ganz Grambke geht baden“ auf dem Gelände des Sommerbades am Grambker See statt. Das Wetter spielte – entgegen den Vorhersagen – mit, so dass die sehnlichst erwartete Veranstaltung nicht „baden gehen“ musste. Schon im Jahr zuvor hatte das beliebte Sommerfest corona-bedingt abgesagt werden müssen. Doch nun wurde das Hygiene-Konzept der Veranstalter*innen vom Ordnungsamt genehmigt und die Pforten des Sommerbades öffneten sich für das beliebte Fest.
Bereits zur Eröffnung um 14:30 Uhr war das Gelände gut besucht. Ortsamtsleiter Florian Boehlke begrüßte die Gäste und sprach nicht ohne Stolz davon, dass es für den Stadtteil spräche, dass eine solche Veranstaltung wieder stattfinden könne und so gut angenommen werde.
Ein vielfältiges Angebot an Spielen, Aktivitäten und kulinarischen Genüssen bot sich den Besucher*innen auf dem großzügigen Sommerbad-Gelände. Für die Kinder gab es Bastel- und Spielangebote: Omas und Opas Spiele wie Eierlaufen und Sackhüpfen, Basteln mit ausgedientem Spielzeug, Seifenblasen machen und ein Spiel zur Sinneswahrnehmung. Bei der Feuerwehr konnte mit dem großen Schlauch das Ziel-Löschen geübt werden oder man konnte einfach mal im Feuerwehrfahrzeug sitzen. Der SVGO spannte eine Slack-Line und baute eine große luftgefüllte Sprungmatte auf. Doch auch die Erwachsenen kamen nicht zu kurz: Die Polizei informierte über Fahrradcodierung und Einbruchsschutz. Der Fischereiverein-Grambke-Hütte Bremen informierte über Artenschutz und bot Mikroskopie an. Eine Zumba-Trainerin animierte zum Mitmachen und Pastor Nicolmann-Drews fuhr Interessierte in einer Fahrrad-Rikscha durch den Ortsteil.
Auf der Bühne und auf dem Platz gab es Live-Musik: Die „Weser Ukulisten“ spielten altbekannte Hits, die Bierjazz-Combo „Tuba Libre“ zog musizierend über das Gelände und sorgte für gute Stimmung. Für die Senior*innen, die den Weg von der nahegelegenen Heimstätte am Grambker See zum Sommerbad nicht zurücklegen konnten, spielte die Bläser-Band im Innenhof der Senioreneinrichtung und sorgte so für Überraschung und Freude.
Bei Pommes und Würstchen oder Kaffee und Kuchen oder Eis nutzen die Menschen die lockere, teils ausgelassene Atmosphäre zum Plauschen und Wiedersehen. Werder-Currywurst im Glas und echter Sommerbad-Honig aus den Bienenstöcken am See standen zum Verkauf. Der Erlös kam dem Sommerbad zugute.
Nach dem offiziellem Ende der Veranstaltung um 17.30 Uhr blieben noch viele Gäste in geselliger Runde zusammen und die Kinder animierten zur spontanen Mini-Disco. Das Team der Veranstalter*innen war hoch zufrieden mit dem Fest, so dass eine Wiederholung im nächsten Jahr auf jeden Fall angestrebt wird.

Beteiligt an der gelungenen Kooperation waren:
Sozialwerk der Freien Christengemeinde, Evangelische Kirchengemeinde Grambke, Sommerbad am Grambker See, SVGO, Bürgerschnack Burg-Grambke, Aktive Menschen Bremen e.V., Kita Bremen Grambke, Kita der Ev. Kirchengemeinde Grambke, AWO Bremen, SOS Kinderdorf, Hermann-Wendt-Stiftung, Vonovia.
Mit freundlicher Unterstützung des Beirates Burg-Lesum!

 

Ausgezeichnete Präsenzkräfte

Seit der Neueröffnung der Heimstätte am Grambker See im Jahr 2019 wurde das neue Konzept Wohnküchen umgesetzt. Auf jedem Wohnbereich gibt es eine Wohnküche, in der täglich frisch vor Ort gekocht wird. Die Wohnküchen werden durch Präsenzkräfte bewirtschaftet – ein neues Berufsbild im Sozialwerk. Präsenzkräfte bereiten mit und für die Seniorinnen und Senioren leckere und gesunde Mahlzeiten zu. Dabei werden noch vorhandene Fähigkeiten der Bewohnerinnen und Bewohner aktiviert, Appetit und Lebensfreude wachsen beim Duft der Essenszubereitung, und es entsteht das Gefühl des Gebrauchtwerdens beim Schälen und Schnibbeln für die Mahlzeiten.

Präsenzkräfte brauchen ein breit gefächertes Wissen und eine hohe soziale Kompetenz. Sie sollten gut kochen und mit den Menschen umgehen können, die sie betreuen. Um die Mitarbeitenden, die aus unterschiedlichen beruflichen und kulturellen Hintergründen kommen, für ihren neuen Job fit zu machen, bietet die ArBiS Bremen, eine Tochtergesellschaft des Sozialwerks, unter dem Motto „Mit mehr Fachwissen zu mehr Professionalität“ seit zwei Jahren eine Fortbildungsreihe für Präsenzkräfte an.

In den einzelnen Schulungsmodulen wurden die Themen „Ernährung im Alter“, „Kommunikation“, „Betreuung“ und „geriatrische Krankheitsbilder“ bearbeitet und anhand von Fallbeispielen aus dem Arbeitsalltag geübt und erlernt. Im ersten Schulungsdurchgang wurde die Fortbildung ausschließlich für die Präsenzkräfte der Heimstätte am Grambker See angeboten und fand vor Ort statt. Dies war trotz pandemie-bedingter Auflagen möglich, da die Schulungen hausintern stattfanden.

In der abschließenden Evaluation wurden die Teilnehmenden nach ihren Erfahrungen mit dem Pilotprojekt befragt. Die Resonanz war überwiegend positiv. Das Angebot wird auf Grundlage der Befragung für die nächste Veranstaltungsreihe erweitert.

Wegen der guten Resonanz und der großen Nachfrage im gesamten Unternehmen werden die Schulungen ab 2022 auch für die Betreuungskräfte und die Pflegeassistenz- und Hilfskräfte der drei Heimstätten sowie für die Mitarbeitenden der fünf Tagespflegen geöffnet.

Nach zwei Jahren Fortbildung wurden am 3. September 2021 vier Präsenzkräfte im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung mit einem Zertifikat ausgezeichnet. Dieses wird vergeben, wenn die Teilnehmenden 80 Prozent der Schulungsmodule besucht haben. Wer dies noch nicht erreichen konnte, kann die fehlenden Veranstaltungen im nächsten Jahr nachholen. Im Anschluss an die  Zertifikatsübergabe konnten sich die Teilnehmenden bei Getränken und leckeren Snacks aus der ArBiS-Bäckerei nochmals mit den geladenen Dozentinnen und den Leitungskräften austauschen.

 

Anja Dänekas (li.), verantwortlich für den Bereich Bildung in der ArBiS Bremen, ehrte die vier ersten Absolventinnen (rechts) der Fortbildung für Präsenzkräfte.

Pflege hat Zukunft

Die beiden redegewandten, gut aussehenden jungen Männer, die mir in einem Besprechungszimmer der Heimstätte Ohlenhof gegenübersitzen, heißen Marcel. Beide. Marcel B. und Marcel G. Beide machen ihre Ausbildung zur Pflegefachkraft. Und beide sind begeistert von ihrem Beruf. Und sie sind ein Paar.

Marcel G. kam mit der Pflege alter Menschen in Berührung, als seine Oma pflegebedürftig wurde. Er lernte andere junge Menschen kenne, die in der Pflege tätig sind. Nach zwei Hospitationen in der Heimstätte Ohlenhof war er überzeugt, dass dies der richtige Beruf für ihn sei. Er entschied sich, seine Tätigkeit in der Spedition aufzugeben und die generalistische Pflegeausbildung zu beginnen.

Marcel B. kam mit dem Pflegeberuf schon früh in Berührung, weil seine Mutter examinierte Altenpflegerin ist. Er hätte sich das lange nicht für sich selbst vorstellen können. Doch dann kam die generalistische Ausbildung, die offenlässt, in welchem Bereich der Pflege man nach der Ausbildung arbeiten möchte. Dass man sich nicht mehr von vorn herein festlegen musste, war für ihn ein großer Anreiz. Und auch, dass die Gehälter nach und nach angepasst werden. Tariflöhne im Bereich der Pflege sind für den 20-jährigen für seine berufliche Zukunft wichtig. Besonders gut findet er an seiner Arbeit in der stationären Einrichtung in Gröpelingen, dass er ernst genommen und respektiert wird. Er empfindet, dass in der Zusammenarbeit jede*r gleich ist. Das Verhältnis zu den Vorgesetzten ist von Respekt, aber nicht von Angst geprägt. Bevor er hier anfing, hatte er als Pflegehelfer in der Heimstätte am Oslebshauser Park erste Erfahrungen gesammelt. Nach seinem Fachabitur an einem Gymnasium mit beruflicher Orientierung im Bereich Gesundheit begann er seine Ausbildung im Sozialwerk.

Erst kürzlich hat er die Ausbildung zum Ersthelfer gemacht. Er unterweist nun andere Ersthelfer und hat, wie auch sein Freund Marcel G., den Abschluss als Notfallmanager in der Pflege – einen in Bremen patentierten Abschluss – gemacht. Dieser befähigt ihn, in Notfällen wie bei Stürzen, Schlaganfällen, Herzinfarkten oder ähnlichen Situationen, Ansprechpartner für das Pflegepersonal und die zu Hilfe gerufenen Sanitäter zu sein. „Wichtig ist, in solch einer Stresssituation ruhig zu bleiben und die vermittelnde Person zwischen Heim und Sanitätern zu sein.“ Auch in lebensrettenden Maßnahmen sind die beiden geschult und wissen, was zu tun ist. Besonders eindrücklich war für Marcel B. eine Situation, in der er einen Menschen reanimieren musste. Das nehme man schon mit nach Hause, so der Auszubildende. „Man wird reifer, empathischer, ernsthafter“, da sind sich die beiden einig. Und sie sehen hier den Schwachpunkt in der Generation Gleichaltriger. „Viele alte Menschen bekommen keinen Besuch mehr von ihren Angehörigen.“ Und manchmal bekomme man schon Angst vor dem Altwerden. „Aber wir können in der Pflegewelt noch einiges verändern.“ Auch da sind sich die beiden einig.

Marcel G.  möchte nach seiner Ausbildung Pflegemanagement studieren. Die Aufstiegschancen über die Position der Pflegedienstleitung bis hin zur Heimleitung sind für ihn interessant. „Man kann es in diesem Beruf weit bringen“, meint der 23-Jährige. Wenn man interessiert sei, könne man sehr viel lernen und werde schnell in alles einbezogen, was den Pflegealltag angehe. Selbst die Schichtleitung habe er zu Ausbildungszwecken schon einmal angeboten bekommen. Marcel G. nimmt solche Angebote gern an.

Die Ausbildung ist anspruchsvoll. Die Freunde gehen gemeinsam zur Berufsschule und lernen auch in ihrer Freizeit gemeinsam viel für die Schule. Die generalistische Ausbildung vereint drei Pflegeberufe: den des Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpflegers. „Da muss man schon eine ganze Menge Zeit investieren, wenn man das schaffen will.“ Doch das gute Feedback, das sie bekommen, spornt an. „Ihr seid so weit“, hören sie immer wieder. „Das spornt an“, so Marcel B. „Da möchte man doch sein, was die anderen von einem halten.“

Das Sozialwerk ist nur eine Praxisstation in der Ausbildung der beiden Marcels. Sie haben weitere Pflichteinsätze im Krankenhaus, in der ambulanten Pflege, in der Kinderkrankenpflege, in der aktuten Psychiatrie und der Altenpflege. Dies geschieht natürlich in einem Verbund von verschiedenen Trägern. Das Sozialwerk gehört zum Weser Bildungsverbund Gesundheit + Pflege e. V.

Und wie geht es weiter?

Marcel G. hat genaue Vorstellungen. Nach zwei Jahren Erfahrung in der Praxis möchte er sich weiterbilden, möchte Pflegemanagement studieren.

Marcel B. gefällt es gut im Sozialwerk. Ob er bleiben wird, hängt allerdings schon von den Konditionen ab, die ihm dann geboten werden, denn „Von uns wird viel verlangt: Wir sollen viel lernen und uns mit großem Einsatz einbringen.“

Die beiden können einen schon begeistern. Und dieses Talent nutzen sie. Beim Fachtag Pflegeberufe stellten sie Ende Juni von ihrer Berufsschule aus ihren Ausbildungsberuf vor.


Foto: Jens Bonkowski

Der Corona-Wald

Im August  2020, als Frau Tatjana Kümmel und ich uns entschieden, ihre Fotographien im Rahmen unserer seit 2011 laufenden Aktion: „Kunst im Treppenhaus“ auszustellen, stand aufgrund der Coronaverordnungen fest, dass nur wenige Gäste von außen die wunderbaren Naturmotive sich dann auch anschauen können. Trotzdem sagte Frau Kümmel zu. Und das war gut so. Seit März 2020 überschwemmte Covid-19 unsere Welt und besonders hart traf es eben die älteren Menschen besonders in Pflegeheimen. Zu Ihrem Schutz wurden immer strengere Auflagen nötig und es wurde immer einsamer in unseren Fluren und den Herzen.

Das war ein Geschenk, dass wir nun die Natur – wenn man schon nicht raus kann – sich sprichwörtlich ins Haus holte. Dank der zum Teil sehr großformatigen Fotografien von Frau Kümmel war genau das möglich. Ihre Fotomotive sind in erster Linie „Bäume!“ Und so wähnte man sich im Eingangsbereich sowie Trepp auf, Trepp ab bald wie in einem Wald. Fehlte nur noch das Vogelgezwitscher.

Die Bilder wirken sehr beruhigend, zumal die Künstlerin ganz bestimmte Baummotive vor Augen hat. Alte, knorrige Exemplare  mit ausladendem Blätterdach, aber auch eine ganze Familie an Birken sowie solche,  die scheinbar  ein Geheimnis hüten. Denn Frau Kümmel vermag in Bäumen mehr zu sehen als Rinde, Holzfaser und Blätterwerk. Sie sieht in Ihnen inmitten unserer hochtechnisierten Welt Gestalten aus uralter Zeit: Gnome, heilige Frauen, im Holz verewigte Tiere, Waldschrate, aber auch Stimmungen wie Freude, Tanz  und stummer Liedgesang.

Das Tolle ist, dass sie allen Bildern Namen gibt und so konnte man immer wieder beobachten, wie Bewohner stehen blieben und nach dem „Baum küssenden Hasen“ suchten…und ihn auch freudestrahlend fanden. Eine hilfreiche Methode für unsere älteren Bewohner genau hinzusehen, zu tüfteln und zu suchen und schließlich mit Freude zu entdecken.

Die Fotografien von Frau Tatjana Kümmel sind mehr als nur Naturaufnahmen in sehr guter Qualität. Sie sind mehr als Naturstimmungserzeuger. Sie lassen erahnen, was unsere „Ahnen“ einst in der Natur sahen und ließen uns hier in der Heimstätte Oslebshausen wissen, wie sehr die Schöpfung uns trösten und helfen kann. Und wie die Schöpfung wie ein Spiegel unserer eigenen Geschichte Dinge „modelliert“. Gewiss, dazu braucht es etwas Fantasie. Mit der Künstlerin dieser Ausstellung ging es aber erstaunlich leicht.

Wir danken Frau Tatjana Kümmel von ganzem Herzen für ihr Entgegenkommen, ihre wunderschönen Werke und  für fast ein ganzes Jahr, wo die Bilder unser Haus „renaturiert“ haben. Wir haben einen Teil ihrer Bilder erstanden und diese werden auch in den kommenden Jahren  in unserem Eingangsbereich  weiter Ihre gute Stimmung verbreiten.

 

Michael Strauch
Einrichtungsleitung der
Heimstätte am Oslebshauser Park, Bremen

Tagesgäste spenden für Bremer Tierheim

500 Euro haben die Gäste der Tagespflege Neustadt für das Tierheim des Bremer Tierschutzvereins e.V. gesammelt. Die Spendenübergabe fand am 4. Juni am Eingang des Tierheims in der Hemmstraße statt. Vier Seniorinnen der Tagespflege waren in Begleitung der Einrichtungsleiterin Daniela Hahlweg und der verantwortlichen Pflegefachkraft, Wilhelmine Stender angereist. Brigitte Wohner-Mäurer, 1. Vorsitzende und Karin Hensmanns, 2. Vorsitzende des Bremer Tierschutzvereins nahmen sichtlich gerührt den symbolischen Scheck und schließlich den Betrag in Empfang. „Jeder Cent kommt den Tieren hier im Tierheim zugute“, versprach Brigitte Wohner-Mäurer den Seniorinnen. Für die Tagesgäste war dies der erste Ausflug seit über einem Jahr über die Grenzen des Stadtteils hinweg. Besonders freuten sich die Damen über Hündin Kessy, die jede freundlich begrüßte und auch auf dem Foto vorbildlich posierte.

„Diese Idee der Spendensammlung stammt von den Tagesgästen“, so Wilhelmine Stender. In der Tagespflege in der Neustadt werden ältere Menschen tagsüber versorgt und verbringen den Tag in Gesellschaft. Am Nachmittag kehren sie in Ihr Zuhause zurück. So wird ihnen ein weitgehend selbstständiges Leben ermöglicht und pflegende Angehörige werden entlastet.

Während des ersten Lockdowns musste die Tagespflege schließen. Als sie endlich wieder öffnen durfte, gab es strenge Vorgaben. Die Tagesgäste wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe darf seither an zwei, die andere an drei Tagen in die Tagespflege kommen. Um das Risiko der Ansteckung mit dem Virus noch weiter zu minimieren, teilten die Mitarbeiter*innen der Einrichtung den Raum durch einen Klebestreifen auf dem Boden in zwei Bereiche, die streng voneinander getrennt wurden. Dass man jeder negativen Sache auch etwas Gutes abgewinnen kann, bewiesen die kreativen Senior*innen: Bei jeder „Grenzverletzung“ musste ein kleiner Geldbetrag in ein Sparschwein geworfen werden – für einen guten Zweck.

Die Corona-Bestimmungen lockerten sich, doch das Sparschwein blieb und wurde täglich voller. Das nahe gelegene SOS-Kinderdorf wurde am 18. Dezember 2020 mit einem Betrag von 310 Euro bedacht. Doch die Senior*innen hörten nicht auf zu sammeln und über einen neuen Spendenempfänger herrschte schnell Einigkeit: Die Tiere im Tierheim des Bremer Tierschutzvereins sollten als nächstes unterstützt werden. Bei der Spendenübergabe zückten zwei der Seniorinnen spontan noch Geldscheine und ergänzten damit den Spendenbetrag noch einmal um 30 Euro.

„So viel Freigiebigkeit und Großherzigkeit ist vorbildlich“, freut sich Wilhelmine Stender. Sie verrät, dass dies nicht die letzte Aktion gewesen sein soll. Denn das Sparschwein sei schon wieder gefüllt und das nächste Spendenziel schon ausgemacht.

Danke für dein Engagement!

Jens Bonkowski ist in Eile. Viel Zeit kann sich der Bereichsleiter Senioren im Sozialwerk der Freien Christengemeinde in seinem bewegten Arbeitsalltag am Tag vor Himmelfahrt nicht nehmen. Aber er hat sich Zeit freigeschaufelt und fährt nacheinander die Senioren-Einrichtungen ab: die stationären Einrichtungen in Gröpelingen, Oslebshausen und Grambke sowie die Tagespflegen in Vegesack, Grambke, Oslebshausen, Gröpelingen und in der Neustadt.

Der 12. Mai ist der internationale Tag der Pflege. Dieser Tag erinnert an den Geburtstag der britischen Krankenpflegerin und Pionierin der modernen Krankenpflege, Florence Nightingale.

Schon zum dritten Mal hat sich Jens Bonkowski mit seinem Team für diesen Gedenktag eine Aktion überlegt, mit der sie den Mitarbeitenden, die in den Pflegeeinrichtungen tätig sind, eine Freude machen und ihnen so ihre Wertschätzung ausdrücken können.

In diesem Jahr besteht die wertschätzende Geste aus einer Tomatenpflanze mit einem Saatgut-Tütchen mit Basilikum-Samen – passend zu den Tomaten –, das an einem Holzstab in die Erde gesteckt ist. Die Werkstatt Garten + Kunst hat das kleine Arrangement erstellt. „Dass hier Mitarbeitende aus einem ganz anderen Bereich, dem Bereich der Arbeitsförderung, unterstützt haben, ist symbolisch für die bereichsübergreifende Unterstützung, die unsere Kolleg*innen im letzten Jahr geleistet haben“, so Claudia Pritze, Abteilungsleiterin für die Tagespflegen und das Service Wohnen. „Die Mitarbeitenden der Tagespflegen halfen in den Heimstätten aus, die Fahrer*innen übernahmen Dienste am Empfang. Jede*r half, wo er*sie konnte“, so die Assistentin des Bereichsleiters, und fügt hinzu: „Jede*r hat in der Zeit der Pandemie genug eigene Probleme. Doch unsere Kolleg*innen haben mit großer Nächstenliebe ihren Job erledigt und dafür gesorgt, dass unsere Senioren gut gepflegt leben können.“

Zu dem kleinen Geschenk gibt es eine Grußkarte mit anerkennenden Worten und einen Dank für das große Engagement der Mitarbeitenden, besonders in der herausfordernden Zeit der Pandemie.

„Die Mitarbeitenden sind in Corona-Zeiten über sich hinausgewachsen. Wir möchten ihnen von Herzen danken und mit dieser kleinen Geste die Möglichkeit geben, etwas wachsen zu sehen und die Früchte des Wachstums genießen zu können“, so Jens Bonkowski.

Um allen 320 Mitarbeitenden aus der Pflege, der Hauswirtschaft, den Betreuungs-, Verwaltungs- und Fahrdiensten ein Zeichen der Dankbarkeit und Anerkennung zu bringen, hat er die kleinen Geschenke vorab in die Einrichtungen liefern lassen und besucht nun die Teams, um auch persönlich als Mitglied der Geschäftsleitung seinen Dank auszusprechen.

Foto oben: Jens Bonkowski, Leiter des Seniorenbereiches im Sozialwerk überreicht der verantwortlichen Pflegefachkraft der Tagespflege Grambke, Elke Jäckel, eine Tomatenpflanze mit Basilikum-Saatgut und einer Karte mit wertschätzenden Worten.

Nachhaltig gut

Der Wasserspender in der Heimstätte am Grambker See ist der erste seiner Art im Sozialwerk. Wenn er sich bewährt, soll es nach Hauswirtschaftsleiterin Birgit Köpke bald überall solche Geräte geben. Sie sollen die Mehrweg-Wasserflaschen ablösen, die im gesamten Sozialwerk für Betreute und Mitarbeitende angeboten werden. „Wir wollten weg vom Plastik“, berichtet Michael Arndt, Hauswirtschaftsleiter der Heimstätte am Grambker See. „Das Bremer Leitungswasser hat eine ausgezeichnete Qualität und wird zudem im Gerät gefiltert.“ Das Gerät steht frei zugänglich in einer der Wohnküchen der stationären Einrichtung für Seniorinnen und Senioren. Gezapft wird direkt in Gläser oder eigens dafür angeschaffte Glasflaschen. Gut geeignet sind Milchflaschen mit einem bzw. einem halben Liter Fassungsvermögen. Die haben einen breiten Flaschenhals, was die tägliche Reinigung erleichtert. Die Seniorinnen und Senioren können sich das gefilterte Leitungswasser direkt am Gerät im Glas entnehmen oder es wird ihnen vom Pflegepersonal in einer Flasche gebracht. Wählen können sie zwischen stillem und leicht gesprudeltem Wasser in Zimmertemperatur oder gekühltem, gesprudeltem Wasser. In den Flaschen kann das Wasser dann auch mit Minze oder Früchten aromatisiert werden. „Wir freuen uns sehr über diese Neuerung“, so Michael Arndt. „Unsere Hauswirtschaftskräfte werden vom Schleppen der Getränkekisten entlastet und wir tun etwas für die Umwelt.“

Michael Arndt freut sich über den neuen Wasserspender in der Heimstätte am Grambker See.